Eskandar: Roman (German Edition)
seine Brust fährt.
Als der Wirt ihm den versprochenen Tee bringt, sagt er flüsternd, diese Schönheiten leben in Farang, aber sie kommen ein- bis zweimal im Jahr in die Heimat und machen immer bei mir halt. Sie reisen mit dem Schiff nach Abadan, oder sie kommen mit dem Flugzeug.
Haben Sie eine Ahnung, wer diese Herrschaften sind?, fragt Eskandar-Agha leise und duckt sich, um sich hinter dem großen Bauch des Wirts zu verstecken.
Die Leute sagen, die Älteste, die uns den Rücken zukehrt, ist eine der reichsten Menschen des Landes, flüstert der Wirt in dem Augenblick, als die Frau sich umdreht. Einen winzigen Moment treffen sich Eskandar-Aghas und ihr Blick, dann ruft sie nach dem Wirt.
Ich muss meinen Vorgesetzten abholen, sagt Eskandar-Agha rasch, bedankt sich und beeilt sich, das Lokal zu verlassen. Ich bin ein Feigling, murmelt er wütend über sich selbst und stößt Kieselsteine über den Boden und kann den ganzen Weg bis zur Raffinerie nicht aufhören zu grübeln, wie er es besser hätte getan haben können.
Als wäre das nicht schon genug, erwartet ihn vor der Raffinerie gleich die nächste Überraschung. Obwohl es längst noch nicht sechs Uhr ist, erkennt Eskandar-Agha schon von Weitem den Sekretär. Wutentbrannt und mit hochrotem Gesicht und wirrem Haar geht er vor dem Tor auf und ab und fängt sofort an zu schimpfen.
Man hat mich nicht einmal hineingelassen, beschwert er sich in einem Ton, den Eskandar-Agha an ihm nicht kennt. Weder ist einer gekommen, um mich zu begrüßen, noch durfte ich zu jemandem hinein, um die Dokumente abzugeben. Einer dieser Wächter hat sie an sich genommen. Ein oder zwei Stunden habe ich in der sengenden Sonne gestanden und gewartet, aber sie haben es nicht einmal für nötig befunden, mir eine Nachricht zukommen zu lassen oder mir einen Schluck Wasser anzubieten.
Zum ersten Mal, seit Eskandar-Agha ihn kennt, kann er nicht die geringste Spur eines Lächelns im Gesicht des Sekretärs erkennen, und je länger er ihn ansieht, desto mehr Falten entdeckt er, und auch das eine oder andere weiße Haar. Kommen Sie, sagt Eskandar-Agha in väterlichem Ton, ich weiß, was Ihnen jetzt guttut.
Und dafür habe ich die Mühe der Reise auf mich genommen und bin den weiten Weg hierhergefahren.
Gott ist gerecht, sagt Eskandar-Agha mit einer gewissen Genugtuung, er wird jene bestrafen, die Schlechtes getan haben, und belohnen, wer Gutes tut.
Wie auch immer, murrt der Sekretär und wischt sich vorsichtig den Schweiß von der sonnenverbrannten und schmerzenden Stirn.
Wir werden in die Stadt zurückfahren, wo Sie Ihr Zimmer beziehen und sich ausruhen können, sagt Eskandar-Agha, hakt sich beim Sekretär unter und führt ihn zur Bushaltestelle.
O nein, ruft der Sekretär. Tun Sie mir das nicht an. Nicht mit dem Bus. Auch diese Schmach habe ich heute bereits über mich ergehen lassen müssen. Nein, Agha, das will ich nicht noch einmal. Nachdem ich mir habe gefallen lassen müssen, nicht in die AIOC eingelassen zu werden, wollte ich mit dem Bus in die Stadt fahren, aber der Fahrer hat den Finger gehoben, als wäre ich ein kleiner Junge. Bruder, hat er gesagt, bitte verzeihen Sie, scheinbar sind Sie nicht informiert, dieser Bus ist lediglich den verehrten Farangi vorbehalten. Der Bus für die Iraner kommt in zehn oder zwanzig Minuten, hat er gesagt, hat die Tür zugemacht und ist losgefahren. Wir sind doch nicht Indien oder Afrika und keine Kolonie der Engelissi, flucht der Sekretär. Hier draußen fühlt man sich nicht wie im Iran, so viele Menschen haben helle Haut und helles Haar und scheinen alle nur Engelissi zu sprechen. Ihre Frauen tragen kurze Röcke, man kann ihre Knie sehen. Eine Frau hatte sogar nur eine kurze Hose an. Stellen Sie sich vor, bis hierhin hat man ihre Beine gesehen, sagt der Sekretär und zeigt mit der Hand, wie kurz die Hose gewesen ist.
Sie sind müde, sagt Eskandar-Agha, haben Enttäuschungen erlebt und den ganzen Tag nichts gegessen. Kommen Sie, ich kenne gleich hier in der Nähe ein Lokal, in dem Sie ein Abendessen bekommen, das Sie für all ihre Enttäuschungen entschädigen wird, und ich garantiere Ihnen, danach werden Sie alles nur noch halb so schlimm finden.
Der Sekretär wehrt sich nicht, als Eskandar-Agha ihn weiterzieht, und lässt sich ohne Widerstand von ihm führen, hört aber nicht auf zu schimpfen. Die Frauen der Farangi tragen Hüte so groß wie Schirme. Und ihre Schuhe haben Absätze. Sie haben einen Klub, wo sie herumrennen und spielen, sagt
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