Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
Vom Netzwerk:
Gleiche ist, den diese edle und noch immer bildhübsche Frau einst auch nur in die Nähe ihres wunderbaren Körpers gelassen hat.
    Wir werden alle älter, sagt Mahrokh-Khanum und lacht. Sie wirft den Kopf in den Nacken, wie sie es früher getan hat, schüttelt Eskandar-Agha die Hand und lässt sich mühelos und leicht auf die Kissen am Boden sinken. Es freut mich zu sehen, dass Sie eine Frau gefunden und offenbar geheiratet haben, sagt sie, lacht über den verdutzten Blick von Eskandar-Agha und beantwortet seine nicht gestellte Frage. Ein Mann kann nur so wohlgenährt und zufrieden wirken wie Sie, wenn er eine Frau hat, die sich tagtäglich um ihn kümmert.
    Eskandar-Agha überlegt angestrengt, was er sagen könnte, versucht sich daran zu erinnern, wie er sich die Begegnung mit ihr ausgemalt hatte, aber das Einzige, was er denken kann, ist, dass er sich noch immer wie der Diener dieser Frau fühlt und es bereut, gekommen zu sein. Am liebsten würde er weglaufen, aus diesem Zimmer, dem Haus und vor dieser Frau, die scheinbar noch immer seine Gedanken ausspricht, bevor er selbst sie kennt.
    Ich freue mich, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind, sagt sie. Ich habe einiges mit Ihnen zu besprechen.
    Ich bin ausgeraubt worden, legt Eskandar-Agha sich die Worte zurecht als Begründung, warum er nicht, wie sie ihm aufgetragen hat, nach einem Jahr zu ihr zurückgekehrt ist. Ich werde sagen, es hat keine Arbeit gegeben, überlegt er, und dass ich von der einen Seite des Landes zur anderen reisen musste, um mein tägliches Brot zu verdienen, dass ich beim großen Mirza Kutshek-Khan gelandet bin und nach meiner Rückkehr quasi gezwungen worden bin zu heiraten. Doch bevor Eskandar-Agha auch nur seinen Mund aufmachen kann, sagt Mahrokh-Khanum, meine Roxana ist eine hübsche Frau geworden.
    Wie ein Schlag in den Magen treffen ihn die Worte seiner früheren Herrin. Roxana, murmelt er kaum hörbar.
    Die Zeit ist geflogen, sagt Mahrokh-Khanum. Roxana hat zwei bezaubernde Kinder, ein Mädchen und einen Jungen. Meine Roxana hat studiert, sie arbeitet und verdient mehr Geld als viele Männer. Sie ist eine der ersten Architektinnen des Landes. Mahrokh-Khanum sieht Eskandar-Agha prüfend an. Ich habe ihr von Ihnen und ihrem Vater, diesem kanadischen Mister, und dieser Tajelmoluk, ihrer leiblichen Mutter, erzählt. Ich habe ihr gesagt, was ich wusste, aber ich weiß nicht viel. Das ist der Grund, warum ich stets zu Gott gebetet habe, Ihnen, verehrter Herr-Eskandar, wenigstens noch einmal zu begegnen. Gott ist gnädig, sagt sie und fächert sich mit der Hand Luft zu. Er hat meine Gebete erhört, und Sie sind gnädig und sind meiner Einladung gefolgt.
    Eskandar-Agha versucht verzweifelt, im Gesicht seiner früheren Herrin nicht die Züge der jungen und schönen Mahrokh zu sehen, das Gesicht, das er geküsst und liebkost hat, die Augen, in die er versunken war und sich so oft darin verloren hat. Er betrachtet seine frühere Her rin und will nicht an den jungen, festen Körper denken, den er geliebt, in seinen Armen gehalten, gestreichelt und vergöttert hat.
    Ich sage Ihnen, ein Mensch sollte wissen, woher er kommt und wer er ist. Nur wer sich selbst nicht überschätzt, hat einen festen Stand im Leben, erklärt Mahrokh-Khanum. Sie hebt die Hand, ein Diener, den Eskandar-Agha erst jetzt bemerkt, öffnet die Tür, und eine Frau betritt den Raum.
    Dieses Mal fällt es Eskandar-Agha nicht schwer, auf die Füße zu kommen, und er findet sofort die richtigen Worte. Mein kleines Mädchen, sagt er mit zitternder Stimme.
    Roxana stehen Tränen in den Augen. Sie sieht aus, als wollte sie ihm wie damals um den Hals fallen und sich an ihn schmiegen. Stattdessen schluckt sie ihre Tränen hinunter und reicht ihm zum Gruß die Hand.
    Eskandar-Agha beeilt sich, seine eigenen Tränen mit dem Handrücken wegzuwischen, streckt ihr seine feuchte Hand hin, zieht sie zurück, reibt sie an seiner Hose ab, streckt sie wieder aus und fällt vor seiner Roxana auf die Knie.
    Ich bitte Sie, das dürfen Sie nicht. Roxana hilft ihm auf die Beine, lässt nun auch ihren Tränen freien Lauf.
    Eskandar-Agha spricht sie mit Frau-Roxana an, Roxana-Khanum. Sie widerspricht nicht und nennt ihn Eskandar-Agha.
    Ich weiß, Sie sind selbst noch ein Kind gewesen, als ich geboren wurde, und waren höchstens acht oder neun Jahre alt. Ich mache Ihnen keinerlei Vorwurf, sagt Roxana und schielt zu Mahrokh-Khanum, so wie ich der verehrten Mahrokh-Khanum keinen Vorwurf mache. Ich möchte

Weitere Kostenlose Bücher