Eskandar: Roman (German Edition)
sich darin verlaufen könnte. Damals wie heute ist das Viertel der Farangi der einzige Ort, an dem Kinder ausgelassen sind und unbekümmert spielen.
Weil der freundliche Droschkenführer sie damals aufgenommen hat und Eskandar-Agha seine ersten Geschäfte dank seiner Hilfe machen konnte, hat Aftab-Khanum Torshi eingelegt und Quittenmarmelade gemacht und Eskandar-Agha beauftragt, die gesamte Familie nach Teheran einzuladen. Deshalb sieht Eskandar-Agha sich nun nach jeder Droschke um und geht dem Sekretär damit wieder auf die Nerven.
Suchen Sie jemand Bestimmten?, fragt er.
Am liebsten würde Eskandar-Agha sagen, den ganzen Weg hierher, tausend lange Kilometer hast du mich ignoriert und mir die Ohren voll geschnarcht, jetzt willst du auf den letzten Metern wissen, warum ich mir die Droschken ansehe? Oh, antwortet Eskandar-Agha, das ist eine lange Geschichte. Meine Frau und ich sind vor Jahren hier gewesen.
Das ist gut, fällt der Sekretär ihm ins Wort. Dann kennen Sie sich ja aus in der Stadt und können eine geeignete Unterkunft für uns suchen. Und später, so gegen sechs oder sieben, wenn ich meinen Auftrag erfüllt habe, nehmen Sie eine Droschke, kommen zur Raffinerie und holen mich ab.
Aber Sie haben gesagt, ich soll mitkommen, weil ich die Art der Leute und die ersten Engelissi kenne und die erste Ölquelle – Eskandar-Agha spricht nicht weiter, er kommt sich lächerlich vor.
Also, dann sehen wir uns später wieder, sagt der Sekretär und schiebt Eskandar-Agha aus der Droschke. Er sieht auf sein Handgelenk, wo eine kleine Uhr befestigt ist, wie es seit Neuestem unter den Männern, die in Ämtern und Büros arbeiten, Mode geworden ist, und sagt, nehmen Sie bitte nicht eine dieser Massenunterkünfte und unbedingt zwei getrennte Zimmer.
Aber im Gasthaus erfährt Eskandar-Agha, jedes Zimmer kostet so viel, wie er in einer ganzen Woche verdient. Also dann bitte ein gutes Zim mer für den Sekretär und ein Bett in der Massenunterkunft für mich, sagt Eskandar-Agha.
Bruder, du sagst doch, dein Chef zahlt die Übernachtung. Bist du verrückt, in einem Zimmer mit fremden Männern zu schlafen?, fragt der Besitzer des Gasthauses. Der eine schnarcht, der andere trägt diese modernen Farangi-Socken aus Nylon und verbreitet einen Fußgestank, dass einem schlecht werden könnte, ein anderer redet im Schlaf und der Nächste hat im Schlaf vielleicht die Idee, sich zu dir ins Bett zu legen. Ich will meine Massenunterkunft nicht schlecht machen, aber wenn du es dir leisten kannst -
Das wäre eine Verschwendung, verteidigt Eskandar-Agha seine, wie er findet, lobenswerte Einstellung. Schließlich ist es nicht mein Geld, sondern das des Volkes. Außerdem ist ein einfacher Mann wie ich es gewöhnt, überall und jederzeit zurechtzukommen. Ich kann schlafen, auch wenn es um mich herum laut ist und stinkt, sagt Eskandar-Agha und kommt sich beinah vor wie ein Märtyrer.
Was tust du hier Bruder?, fragt der Gasthausbesitzer, als er ihm das Wechselgeld gibt.
Ich habe einen Auftrag, erfindet Eskandar-Agha. Ich soll die Entwicklung in der Stadt dokumentieren, sagt Eskandar-Agha und fühlt sich tatsächlich gleich besser.
Draußen hängt er sich seine Fotokamera um den Hals und kommt sich vor, als wäre er in offizieller Mission unterwegs. Als Erstes macht er Aufnahmen von einem Laden, aus dem die Waren geradezu herausquellen. In vielen Farben, Formen und Größen gibt es dort alles, was man aus dem neuartigen Material Plastik herstellen kann. Angefangen von Nylonsocken über Kisten, Kanister, Schalen, Schuhe, Kämme, hohe und niedrige Hocker, große und kleine Löffel, Becher, Flaschen.
Eskandar-Agha bittet den Besitzer, sich vor seinen Laden zu stellen, und fotografiert ihn. Bruder, ruft der Mann mit einem großen Lächeln, alles, was du hier siehst, ist aus unserem Naft hergestellt, wusstest du das?
Den ganzen Vormittag schlendert Eskandar-Agha durch Abadan, macht Fotografien und hat Glück und findet sogar das Haus des Droschkenführers.
Der lebt schon lange nicht mehr hier, sagt eine Frau. Und als sie das Bokhtshe in der Hand von Eskandar-Agha entdeckt, fragt sie, wollen Sie etwas für ihn hierlassen? Vielleicht kommt er ja mal vorbei und -
Nein, danke, Khanum, fällt Eskandar-Agha ihr ins Wort. Wissen Sie -
Nein, Agha, ich weiß nicht, wo er wohnt, unterbricht die Frau nun ihrerseits Eskandar-Agha und will die Tür schon schließen, dann sagt sie, ich weiß nur, dass der Droschkenführer alt und krank gewesen ist und
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