Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eskandar: Roman (German Edition)

Eskandar: Roman (German Edition)

Titel: Eskandar: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siba Shakib
Vom Netzwerk:
verabredeten Zeit, stehen Eskandar-Agha, Roxana-Khanum und Agha-Farrokh vor dem Tor und warten auf das Taxi.
    Sie quälen sich durch stockenden Verkehr, Gehupe und viele Beinahunfälle, weshalb Roxana-Khanum immer wieder aufschreit.
    Sie sind nicht oft in der Stadt, oder?, fragt der Taxifahrer und lächelt freundlich.
    Nein Agha, die gnädige Dame ist nicht viel draußen, antwortet Eskandar-Agha, der vorne neben ihm sitzt.
    Als sie schließlich quer durch die Stadt gefahren sind, müssen sie feststellen, die Adresse, die man ihnen genannt hat, ist nicht die einer Partei, sondern die eines Fleischers.
    Eindeutiger hätte man uns nicht warnen können, flüstert Agha-Farrokh.
    So leicht gebe ich nicht auf, sagt Roxana-Khanum, gibt dem Taxifahrer einen weiteren Schein und sagt, bitte, verehrter Agha, ich möchte so lange nach dieser verdammten Partei suchen, bis ich sie gefunden habe.
    Jede einzelne Straße und Gasse der Gegend fahren sie ab, finden die Nationale Front aber nicht.
    Khanum, was haben Sie erwartet?, versucht Agha-Farrokh die weinende Roxana zu beruhigen. Schließlich hat der Schah bereits vor Jah ren alle Parteien verboten und seine Rastakhis zur einzig erlaubten erklärt.
    Roxana weint so sehr, dass auch Eskandar-Agha sich nicht zurückhalten kann und schließlich sogar Agha-Farrokh sich von der Traurigkeit seiner Freunde anstecken lässt und ebenfalls weint.
    Großer Gott, murmelt der Taxifahrer. Sieh nur, was du mit uns armem Volk machst! Welches Vergehen haben diese drei Alten denn begangen, dass du sie derart strafst?
    Verehrte Brüder, sagt der Taxifahrer, wenn Sie gestatten, es ist Mittag, da vorne ist das Tshelokababi, wo ich eine bescheidene Mahlzeit einnehme. Wenn Sie wollen, können Sie mich begleiten, und anschlie ßend werden wir gestärkt und ausgeruht die Suche nach Ihren Kindern fortsetzen.
    An diesem und auch an den folgenden Tagen machen sie es genauso. Morgens holt der Taxifahrer, Agha-Saeed, sie ab und fährt sie kreuz und quer durch die Stadt. Mal bekommen sie einen neuen Hinweis, wo sie Mitglieder der Nationalen Front finden könnten, mal klappern sie Buchhandlungen ab, in der Hoffnung, irgendjemand habe von den beiden Schriftstellern Sahra und Alexander gehört. Sie fahren zu den Zeitungshäusern und versuchen, dort Informationen über ihre Kinder zu erhalten, und sie gehen jedem auch nur kleinsten Wink nach, wo sich Studen ten, Schriftsteller, Künstler und Schah-Gegner möglicherweise treffen könnten.
    Wenigstens seid ihr auf diese Weise beschäftigt und kommt unter die Leute, sagt Nimtadj, als sie eines Abends alle zusammen um das Sofre herum versammelt sind und die Pläne für den nächsten Tag besprechen. Nimtadj sieht sich die drei Alten an und lacht so heiter wie längst nicht mehr. Alles ist besser, als dass ihr zu Hause hockt und Trübsal blast, sagt sie. Und ich wünsche mir nichts lieber, als dass jeder jedem vergibt und eines Tages Sahra und Alexander gesund und munter wieder hier sind und wir alle in Frieden vereint sein werden.
    Meine arme Sahra hatte recht, sagt Eskandar-Agha kleinlaut. Es ist heuchlerisch, die Diktatur und Unterdrückung des Kaisers anzuprangern, während man gleichzeitig sein eigenes Fleisch und Blut schlägt, einsperrt und ihm verbietet, dem Ruf seines Verstandes und Herzens zu folgen.
     
    Gerade als der Mut, ihre Kinder zu finden, sie wieder einmal verlassen will, sitzen Eskandar-Agha, Roxana-Khanum, Agha-Farrokh und Nimtadj vor dem Fernseher und sehen Nachrichten, wo zu ihrem großen Erstaunen anscheinend unzensierte Bilder von den Unruhen und Protesten gegen den Schah Mohammad-Resa-Pahlawi und seine brutale Diktatur gezeigt werden. Panzer rollen in den Straßen, Militär marschiert gegen die eigene Bevölkerung auf, Polizisten und Soldaten schlagen und knüppeln auf Menschen ein, und es wird geschossen, da schreit Roxana mit einem Mal schrill auf. Da, ich hab sie gesehen. Das waren Alexander und Sahra.
    Morgen werden wir unseren Taxifahrer Saeed-Agha bitten, uns zum Nationalen Fernsehen zu fahren, verkündet Roxana-Khanum, wir werden den Reporter ausfindig machen, ihn befragen und um Hilfe bitten.
    Doch dann kommt wieder alles anders. Am nächsten Morgen kommt statt des freundlichen Taxifahrers Agha-Saeed, mit dem sie nicht nur die vergangenen Wochen und Monate verbracht, sondern den sie auch ins Herz geschlossen haben, ein anderer Fahrer und sagt, Agha-Saeed ist krank. Er hat mich gebeten, Sie zu chauffieren. Also, wohin soll es gehen?, fragt

Weitere Kostenlose Bücher