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Esper in Aktion

Esper in Aktion

Titel: Esper in Aktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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Sog in die Tiefe gezerrt und zerschellten zu tausend Traumfragmenten.
    Becky Schofield wußte, daß dies nur ein winziger Bruchteil der Kräfte war, die Sid und sein Zwillingsbruder aus der Tiefe des Mondteiches schöpften. Es war, als stünde sie an den Niagarafällen und versuchte, die gewaltigen Wassermassen mit einer Tasse aufzufangen. Ihr Inneres konnte die Flut der Eindrücke nicht fassen. Sie quollen über, trotz ihrer verzweifelten Bemühungen, sie festzuhalten. Und doch zwang sie sich, weiterzumachen, eine Erklärung für das Unerklärliche zu finden, denn das war die Lebensaufgabe, die sie gewählt hatte.
    Wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, diese Energien einzufangen, zum Stillstehen zu zwingen, damit man sie in aller Ruhe untersuchen und logisch ordnen konnte, dann wäre sie vielleicht in der Lage gewesen, wenigstens die Elementarvorgänge zu deuten. Oder doch nicht? Ließ sich ein gleitender, stets in Bewegung begriffener Prozeß vom statischen Gesichtspunkt her überhaupt erklären? Eine solche Methode war so schwerfällig und unzulänglich wie der Versuch, den Würfel in einer zweidimensionalen Umgebung zu interpretieren.
    Es stand fest, daß die tiefste Bewußtseinsschicht in mindestens vier Dimensionen existierte. Die Wahrnehmungen in diesem Sektor waren nicht an die normalen Einschränkungen der Zeit gebunden. Man vermutete das schon lange – Psychologen war aufgefallen, daß sich das »Unterbewußtsein« völlig vom Zeitempfinden lösen konnte.
    Aber logische Beweise gab es nicht. Wenn Sid aus seinem Mondteich Fragmente in die normale Alltagswelt mitbrachte, verwandelten sie sich in zusammenhanglose, groteske Gebilde. Er konnte seine Erfahrungen nicht schildern. Seine Worte verschlangen sich zu verrückter Traumlogik, zu den Orakeln eines Schwachsinnigen.
    Genug, Sid. Für heute reicht es. Becky löste ihren Psi-Ausläufer aus Sids Bewußtsein. Langsam kehrte sie in die Wirklichkeit zurück. Da war das Zimmer im ersten Stock mit den zugezogenen Vorhängen, durch die gedämpft das Licht einfiel. Toby lag auf der Couch, eine winzige Gestalt, und dicht daneben kauerte Sid in einem Sessel.
    Mit zitternden Händen holte sie eine Zigarette hervor und zündete sie an. Sid stand auf. Er ging mit schlaksigen Schritten zum Fenster und öffnete es. Grelles Sonnenlicht durchflutete den Raum. Becky hielt schützend die Hand vor die Augen. Jetzt erst merkte sie, daß ihre Wangen tränenfeucht waren.
    »Du strengst dich zu sehr an, Becky«, sagte Sid. Er hob sich dunkel gegen das Fenster ab.
    »Die Bedeutung – es muß eine Bedeutung geben!« Ihre Stimme klang rauh vor Verzweiflung.
    »Und wenn es keine gibt?« Er ging auf sie zu und blieb vor ihr stehen. Seine sanften, porzellanblauen Augen musterten sie.
    »Es muß …« Sie wies den Gedanken um so ärgerlicher zurück, da er von neuem ihre eigenen unterdrückten Zweifel weckte.
    »Entschuldige«, sagte er ruhig und legte ihr die Hand auf die Schulter.
    Sie zuckte bei der Berührung zusammen und stand auf. Der Junge war im Laufe des letzten Jahres fast erwachsen geworden.
    »Hab doch Geduld!« Seine Stimme klang liebevoll. »Vielleicht gibt es keine Möglichkeit, dieses Phänomen zu vereinfachen. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, das Könnte-Gewesen-Sein, das Wird-vielleicht-Sein und all die anderen ungezählten Möglichkeiten existieren in der tiefsten Bewußtseinsschicht. Sie sind in ständiger Bewegung. Jeder Versuch, hier künstlich Ordnung zu schaffen, muß scheitern. Die Vorurteile des Beobachters lassen sich nämlich nicht ausschalten.«
    Sie wandte sich abrupt ab. Das Mitleid in seinen Augen war unerträglich. Dieser Junge – sein Intelligenzquotient hatte sich in wenigen Jahren von armseligen 95 zu einer Höhe entwickelt, die mit normalen Skalen nicht mehr meßbar war. Dennoch konnte er ihr nicht die Antwort vermitteln, die sie so verzweifelt suchte.
    Toby rührte sich jetzt. Er sah mit großen Augen zu ihr auf.
    »Becky, hast du es gespürt?« Seine helle Stimme schwankte vor Erregung. »Neue Verknüpfungen in Als-dale … vielleicht ein Durchbrach …«
    »Ja?« Sie beugte sich eifrig über ihn .
    »Richard Haveniake … Viktor … und ein anderer … sie sind …« Das Leuchten verschwand aus seinen Zügen. Mit einem müden Seufzer schloß er wieder die Augen.
    »Laß ihn jetzt, Becky«, bat Sid. »Er ist mit seinen Kräften am Ende. Die vierte Schicht …«
    Der Moment der Klarheit war vorbei. Es blieb nichts außer einer Handvoll

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