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Esper in Aktion

Esper in Aktion

Titel: Esper in Aktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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bedeutungsloser Bruchstücke, die sich irgendwann in die Realität einfügen konnten oder auch nicht. Toby würde nach seinem Erwachen nicht mehr wissen, was er gesagt hatte.
    Und doch war Beckys Niedergeschlagenheit irgendwie gewichen.
    Lächelnd wandte sie sich an Sid. »Rufe mich, wenn er etwasbraucht«, sagte sie. »Ich bin in meinem Arbeitszimmer.«

 
10
     
    Viktor stand am Rande der roten Sandsteinklippe und starrte nach unten. Die Wogen schimmerten grün im Sonnenlicht und zerschellten in weißen Schaumfontänen an den Uferfelsen. Das gleiche Sonnenlicht lag warm auf seiner Haut. Eine leichte Brise fuhr ihm durch das Haar. Sie schmeckte nach Salz und Tang.
    Wie berauscht schlenderte er entlang der Blumenrabatten bis zu den Stufen, die an den Strand hinunterführten. Das Meer hatte ihn immer fasziniert. Es lockte und rief ihn, seit er in jenem Sommer Johnnys Gedanken »geteilt« hatte. Das Meer war Johnnys Tummelplatz gewesen. Es hatte ihn von der Erdschwere befreit und zum Kampf herausgefordert – ein ungestümer Freund, der seine Kraft auf die Probe stellte. Während Viktor in seinem Wohnlagen lag und Johnnys jungenhafte Begeisterung miterlebte, war es ihm zum erstenmal gelungen, seinen kranken, verkrüppelten Körper zu vergessen. Vielleicht war es die Erinnerung an diese Lebensfreude, die ihn dazu veranlaßt hatte, das kleine Seebad aufzusuchen.
    Denn zum erstenmal in seinem Leben war er vollkommen frei, konnte er gehen, wohin er wollte, und tun, was ihm beliebte.
    Richard … Er unterdrückte das Schuldgefühl, das in ihm hochstieg. Richards Selbstmordabsicht war eindeutig, unmißverständlich gewesen, und er hatte keinen Augenblick daran gedacht, daß er auch seinen Symbiosepartner tötete, wenn er aus dem Leben schied. Viktor war keine andere Wahl geblieben, als die Herrschaft über Richards Körper/Gehirn-Komplex zu übernehmen.
    Nachdem die unmittelbare Gefahr vorbei war, hatte er keinen Grund gesehen, seine Herrschaft aufzugeben. Becky Schofield und die anderen behaupteten zwar, die gewaltsame Anwendung von Psi-Fähigkeiten sei kriminell, aber in diesem Fall lagen besondere Umstände vor. Richard hatte deutlich zum Ausdruck gebracht, daß er seinen Körper nicht mehr brauchte. Dadurch hatte er auch den Besitzanspruch verloren.
    Viktor drängte diese Gedanken beiseite. Es war unnötig, solche Überlegungen anzustellen. Er konnte Richard in dem kleinen Zellenkomplex seines Gehirns gefangenhalten, so lange er wollte.
    Ein wenig außer Atem blieb er am Fuß der Treppe stehen und sah sich um. Etwa fünfzig Meter zu seiner Rechten entdeckte er eine Reihe von Umkleidekabinen. Er ging auf sie zu.
    Ein paar Minuten später hatte er eine geliehene Badehose übergestreift und ein Handtuch um die Schultern geschlungen. Er war nicht mehr jung und auch nicht sonderlich anziehend, aber das machte nichts. Havenlakes Körper gehörte ihm – ihm ganz allein.
    Er verschloß die Kabinentür hinter sich und ging zum Wasser. Kinder flitzten an ihm vorbei. Er beobachtete lächelnd ihre Bemühungen, eine eingestürzte Sandburg wieder aufzubauen.
    Die Wellen plätscherten kühl gegen seine Knöchel, seine Waden, seine Knie. Hinter sich hörte er das Kreischen der Kinder; ein Stück vor ihm tauchten die Köpfe von zwei Schwimmern auf.
    Je tiefer er in die Fluten watete, desto mehr Widerstand bot das Wasser. Er warf sich vorwärts. Johnnys elegante, kraftvolle Schwimmstöße kamen ihm in Erinnerung.
    Die Wirklichkeit war ein grausamer Schock. Hilflos zappelte er in den Wogen und kämpfte gegen das Versinken an. Salzwasser schlug ihm in den Mund und brannte in seinen Augen. Seine Füße hatten den Grund verloren.
    Entsetzen erfaßte ihn, als er seinen Irrtum erkannte. Er hatte es als selbstverständlich betrachtet, daß Richard Havenlake schwimmen konnte.
    Ihm wurde schwarz vor den Augen. Bevor er das Bewußtsein verlor, spürte er starke Hände, die seine Schultern umklammerten und ihn zum Ufer hin zerrten.
    »Fühlen Sie sich besser?« Ein junger Mann mit dunklem, militärisch kurzgeschorenem Haar beugte sich über ihn. Neben ihm stand eine zierliche Blondine in einem geblümten Badeanzug. Ihre Miene drückte Besorgnis aus.
    Viktor lag immer noch keuchend im Sand. Er hatte einen salzigen Geschmack im Mund.
    »Na, beruhigen Sie sich!« meinte der junge Mann. »Und seien Sie das nächste Mal vorsichtiger, ja? Die Küste fällt hier ziemlich steil ab.«
    »Vielen Dank …«
    »Oh, schon gut.« Der junge Mann grinste. »Aber

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