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Esper in Aktion

Esper in Aktion

Titel: Esper in Aktion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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stellte das Tablett ab. Während er eine Tasse Tee trank, versuchte er sich ihre Abwesenheit zu erklären. Sie war für diesen Tag nicht bei der Hebamme angemeldet und hatte am Morgen auch nichts von Besorgungen gesagt … Ein merkwürdiges Gefühl der Einsamkeit erfaßte ihn, als er das leere Zimmer anstarrte.
    Und dann entdeckte er den Briefumschlag hinter der Uhr. Sue hatte mit ihrer runden Schulmädchenschrift seinen Namen geschrieben. Er holte den Zettel heraus.
    Liebling!
    Hoffentlich hattest Du bei Alec Glover Erfolg. Es ist wirklich lieb von Dir, daß Du Dich so um mich sorgst. Mammi erzählte mir von dem Gespräch, das ihr letzte Woche miteinander geführt habt. Wenn Du meinst, daß es besser so ist, ziehe ich natürlich zu ihr. Ein paar Wochen Landluft und Ruhe werden mir guttun und mich von meinem interessanten Zustand‹ ablenken.
    Mammi und ich versuchen, den Zug um Viertel vor sechs zu erwischen. Ich freue mich schon auf Deinen Wochenendbesuch. Arbeite nicht zuviel!
    Deine
    Sue.
     
    Jerry fluchte, als er erkannte, mit welcher Raffinesse Alison ihn überlistet hatte. Ihm waren die Hände gebunden. Der Arzt hatte ihm eingeschärft, daß Sue jetzt keine Aufregung vertrug. Also konnte er kaum nach Yarborough fahren und ihre Mutter als Lügnerin bloßstellen.
    Er knüllte den Zettel zusammen und warf ihn ins Feuer. Er mußte bis zum Wochenende abwarten. Aber selbst dann war Vorsicht am Platz. Ein Streit zwischen ihm und seiner Schwiegermutter durfte auf keinen Fall Sue in Gefahr bringen.
    Nun, ein Problem hatte Alison durch ihr Handeln gelöst, vermutlich, ohne es zu wollen: Es gab für ihn keinen Grund mehr, Alec Glovers Auftrag abzulehnen.

 
12
     
    Richard Havenlakes Reich umfaßte ein paar Kubikzentimeter Zellmaterie, von allen Seiten abgegrenzt durch die unüberwindliche Psi-Barriere, die Viktor errichtet hatte. Anfangs verharrte er niedergeschlagen und hoffnungslos in seinem Gefängnis. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen. Allmählich jedoch überwand er diesen Zustand. Sein Haß gegenüber Viktor löste ihn aus seiner Passivität.
    Er begann die Mittel zu erforschen, die ihm zur Verfügung standen – die Neuronen mit ihrem Netzwerk aus Dendriten und Axonen. Sein einziger Daseinszweck bestand nun darin, sich auf den Moment vorzubereiten, in dem er zum Gegenangriff antreten konnte. Sein Bewußtsein durchdrang die Zellstruktur mit der Verbissenheit eines gefangenen Tieres.
    Er konnte nicht wissen, wann und an welcher Stelle Viktors Psi-Barriere schwächer wurde. Aber er war ständig bereit. Am Rande seines Territoriums erbaute er ein kompliziertes Netz aus energiespeichernden Neuronen Die vernichtende Kraft dieser Neuronen konnte durch einen Stoßkeil von Axonen nach außen geleitet werden, sobald sich irgendwo in der Barriere ein schwacher Punkt zeigte, und an die Kontrollzentren des Gehirns gelangen.
    Havenlake vervollkommnete seine Waffe, verbesserte sie und überprüfte sie von neuem. Mit jeder Zeiteinheit, die verging, gewann er an Stärke. Je länger er warten mußte, desto wirksamer konnte er zuschlagen und desto wahrscheinlicher wurde sein Sieg. Es gab nichts, das ihn ablenkte – die Welt außerhalb seiner Gefängnismauern existierte nicht. Und da war immer der brennende Haß, der ihn anstachelte und zu neuen Leistungen trieb.
    Er erinnerte an einen Gefangenen, der mit der Maschinenpistole in der Hand auf den Augenblick harrte, in dem sein Wärter erscheinen und die Zellentür öffnen mußte.

 
13
     
    Jerry Coleman nahm den Fuß vom Gas, als er die vertraute Allee erkannte. London Road war traditionsgemäß die »bessere Seite« von Yarborough. Die meisten der großen Häuser, die sich zu beiden Seiten der Straße hinter hohen Hecken verbargen, stammten noch aus den Zeiten, in denen das Personal billig war und einer kleinen Gruppe von Privilegierten die Sorgen des Alltags abnahm.
    In dieser behüteten Welt hatte Sue ihre Kindheit verbracht, und hier fühlte sie sich natürlich am wohlsten. Ihn dagegen hemmte schon der Anblick dieser Häuser. Stärker als anderswo kam ihm zu Bewußtsein, daß er als Sohn eines Lastwagenfahrers auf die Welt gekommen war und seine Jugend in den Gemeindehäusern auf der falschen Seite der Gaswerke verlebt hatte.
    Er war an diesem Morgen mit der festen Absicht aufgebrochen, ohne Umweg zum Seendistrikt zu fahren. Aber irgend etwas hatte ihn dazu gezwungen, statt der M1 die A1 zu nehmen, die dicht an Yarborough vorbeiführte. Als er die Ausfahrt von Wansford

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