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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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Zöpfen, wie Cass sie beschrieben hatte, dann ein paar Seiten später als erblühende Fünfzehnjährige mit klaren, feinen Zügen. Als ihm Tränen den Blick verschleierten, schloß er das Album. Mama O’Connor hatte ihm das Leben ihrer Tochter gegeben. Nur auf eine Weise konnte er für dieses Geschenk bezahlen.
     
    »Ich will lediglich, daß Ella geheilt wird! Und wenn Sie sich nun beleidigt fühlen, weil ich einen anderen Arzt hinzuziehen werde, kann ich Ihnen auch nicht helfen. Sie hatten jede Gelegenheit zu beweisen, was Sie können, aber bis jetzt haben Sie noch nichts geleistet. Wenn ich einen Techniker rufe, um meinen Fernseher zu reparieren, und er bringt es nicht fertig, hole ich mir eben einen anderen, der es fertigbringt – so einfach ist das!« sagte Donleavy heftig.
    »Das ist es nicht!« Bandrys Stimme klang in seiner Wut quiekend. »Wie können Sie, ein Laie, überhaupt beurteilen, was in einem solchen Fall alles zu beachten ist! Ohne meine Behandlung wäre Ihre Frau schon vor Monaten gestorben!«
    »Nun, dann haben Sie zumindest einen Teil des Jobs getan, für den Sie bezahlt werden – und verdammt gut noch dazu! Aber Sie müssen doch selbst zugeben, daß Sie nicht um einen Schritt in ihrer Genesung weitergekommen sind.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Steigen Sie von Ihrem hohen Roß herunter, Bandry. Ich stecke schon zu lange in der Politik, um einen Bluff nicht zu erkennen.«
    »Nun, zweifellos, Mr. Donleavy, aber was Heilmaßnahmen anbelangt, sind Sie ebenso zweifellos keine Autorität, und das ist auch unser teurer Gesundheitsminister mit seinem zweitklassigen Studium und seiner großen Erfahrung als Juniorpartner einer Landpraxis nicht.« Bandrys Stimme klang nun etwas ruhiger, als er sein Gift verspritzte. »Und was diesen Moray betrifft, bin ich seit geraumer Zeit schon äußerst – sagen wir, skeptisch. Hypnotherapie und sogenannte bewußtseinserweiternde Drogen! Diese Art von Scharlatanerie am Rand des Okkulten mag zwar gewisse zweifelhafte Erfolge bei der Behandlung von psychosomatischen Leiden erzielen, aber der Zustand Ihrer Frau, wie ich mehrmals zu erklären versuchte, ist eine Folge genau umgrenzbarer physischer Ursachen. Morays Einmischung könnte ausgesprochen gefährlich für sie sein. Wenn Sie weiterhin, trotz meiner ausgesprochenen Warnung, solche Scharlatane unterstützen, muß ich mich von diesem Fall distanzieren.«
    »Sehr schön, Bandry. Würden Sie so freundlich sein, dem Minister Ihren Entschluß mitzuteilen und ihn in meinem Namen ersuchen, Vorbereitungen zu treffen, damit meine Frau so schnell wie möglich in das Krankenhaus hier in der Zitadelle überführt werden kann. Und das wäre es!«
    »Sie ist in keinem Zustand für eine solche Überführung!«
    »Zum Teufel, Mann! Geht es Ihnen immer noch nicht in den Kopf?« Donleavy gestattete sich, seine ganze Verachtung zu zeigen. »Sie haben doch diesen Fall soeben aufgegeben, er geht Sie demnach nichts mehr an. Galbraith und Moray werden entscheiden, ob und wann man sie hierherbringen kann.«
     
    Das alte Haus stand fest verwurzelt am Berghang. Das Grün seines Schiefers paßte sich der Umgebung an. Während der vergangenen zwanzig Jahre waren ihm mehrere Anbauten hinzugefügt worden, doch alle sorgfältig entworfen, um den ursprünglichen Eindruck zu erhalten, so daß Anchor Ghyll auch jetzt noch als Teil der Landschaft erschien und nicht als von Menschenhand geschaffener Eindringling. Der Duft der warmen, leicht feuchten Frühlingsluft nach Gebirgskräutern und -blumen erweckte nostalgische Erinnerungen in Victor an seine Kindheit und seine Beziehung zu Becky Schofield, die ihm nach dem Tod seiner Eltern eine zweite Mutter gewesen war. Hier war er geboren, hier waren seine Leute – Menschen, die immer bereit waren, ihn zu verstehen und zu nehmen, wie er war, und deren Geist ihm normalerweise ein Willkommen entgegenschickten, wenn er sich noch viele Kilometer entfernt auf der nordwärts führenden Straße befand.
    Heute war es anders. Grimmigen Gesichts saß er hinter dem Lenkrad, in seinem undurchdringlichen Panzer isoliert, unfähig, die Impulse zu empfangen, die Lächeln auf die Gesichter seiner Mitfahrer, Peter und Barbara Moray, zauberten. Beide hatten versucht, ihm diese Fahrt auszureden, aber seine Entschlossenheit hatte sie überzeugt, daß er notfalls auch ohne sie hierherkommen würde.
    Katie Mackinson und Sid Dobie bildeten das Empfangskomitee, als sie aus dem Wagen stiegen. Katie umarmte ihn

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