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Esper unter uns

Esper unter uns

Titel: Esper unter uns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Morgan
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und Verpflichtung nie zu verletzen. Es handelte sich um einen Moralkodex, den Becky und der Innere Rat aufgestellt hatten, um sicherzugehen, daß Psikräfte nur für gute Zwecke genutzt würden. Keiner zweifelte an der Notwendigkeit eines solchen Kodex. Becky selbst war von dem idealisierten Glauben ausgegangen, daß der wahre Psimensch ein absolut moralisches Wesen sein mußte, aber die Erfahrung hatte sie gelehrt, daß in der Benutzung von Psikräften, genau wie bei anderen, die Yin-Yang-Aspekte des Universums galten. Die Psiadepten des Verbands erkannten die fünf Gebote der Verpflichtung als Richtlinien gegen den Mißbrauch ihrer Fähigkeiten und Schutzmaßnahme für die Zukunft an, wenn ihr Geheimnis gelüftet werden durfte. Aber es gab andere, die nicht bereit waren, ein solches Opfer ihrer persönlichen Freiheit um der Gruppe willen zu bringen. Diese Individualisten ließ man gewöhnlich ihre eigenen Wege gehen, denn Becky verabscheute Zwang, aber es hatte Zeiten gegeben, da diese ungeschulten Psis durch ihre Handlungsweise den Verband in Gefahr brachten, und man hatte eingreifen müssen. Victor versuchte, diese Maßnahme als Präzedens für das hinzustellen, worum er den Inneren Rat jetzt ersuchte, aber es stellte sich schnell heraus, daß einige der anderen eine solche Parallele nicht gelten ließen.
    Wie erwartet, machte Peter Moray sich zum Sprecher dieser Opposition.
    »Victor, wir erkennen dein persönliches Engagement in dieser Sache an, und ich brauche dich wohl auch nicht daran zu erinnern, daß wir alle hier Flower liebten und achteten. Sie war auf so vielfache Weise etwas ganz Besonderes, und ihr Tod hat uns etwas sehr Wertvolles genommen. Trotzdem dürfen wir uns von unseren Gefühlen nicht zu unklugen Maßnahmen hinreißen lassen, die alles zunichte machen könnten, wofür der Verband in all den Jahren gearbeitet hat, und wofür viele Opfer gebracht wurden. Du willst uns glauben machen, daß Flowers Tod uns verpflichtet, der Immigrantenbevölkerung im allgemeinen zu Hilfe zu kommen …«
    »Durchaus nicht!« warf Victor ein. »Aber er hätte uns an eine Verpflichtung erinnern sollen, die bereits besteht. Das dritte Gebot der Verpflichtung sagt doch ganz klar: Ich werde meine Kräfte ohne Vorurteile oder Bigotterie, soweit es in meiner Macht steht, und ohne Einschränkung einsetzen, um Mitmenschen zu helfen, die sich in Not befinden oder Schmerzen leiden. Und mit diesen Mitmenschen sind nicht nur die Angehörigen des Verbands gemeint. Wenn wir jetzt der Immigrantenminorität nicht zu Hilfe kommen, mißachten wir mit voller Absicht unsere Verpflichtung.«
    »Nein, Victor.« Sid Dobies rundes Gesicht war bleich und ohne den üblichen Ausdruck von Fröhlichkeit. »So wie du es hinstellst, wären wir verpflichtet, allen auf der ganzen weiten Welt in Not zu helfen. Ich gebe zu, daß das in gewissem Sinne zutrifft, aber gegenwärtig sind wir weder an Zahl noch an Macht stark genug.«
    »Also sehen wir ruhig zu, wie sieben Millionen Menschen ausgerottet werden?«
    »Steht es denn wirklich so schlimm?« fragte Katie. »Ich meine, ich weiß, daß eine Menge geredet wird, aber ist es denn nicht hauptsächlich dieser Donleavy, der als groß erscheinen will?«
    »O Gott, Katie! Du weißt ja nicht, wie es aussieht. Vielleicht willst du es auch gar nicht wissen. Ihr lebt in eurer eigenen kleinen Welt.« Victors Ärger wuchs, als er die allgemeine Ablehnung spürte. »Donleavy macht nicht nur den Mund weit auf, wie ihr zu glauben scheint, er handelt auch. Er ist wirklich gefährlich, vor allem, da der letzte Attentatsversuch viele der gleichgültigen Anglos auf seine Seite brachte. Er ist klug, subtil und brutal – täuscht euch nur nicht!«
    »Und er ist auch der demokratisch gewählte Führer dieses Landes«, warf Barbara Moray ruhig ein. »Wir können nicht einfach behaupten, daß wir klüger sind als der Durchschnittsmensch, und daß uns das das Recht gibt, die Dinge zu ändern. Wenn eine Gruppe wie unsere erst einmal damit anfängt, sich einzubilden, daß die Menschen nicht wissen, was gut für sie ist, und sich entsprechend benimmt, ist sie auf dem besten Weg zum Totalitarismus oder zumindest zu einer Tyrannei anderer Art.«
    Victor schaute von einem Gesicht zum anderen, und das volle Ausmaß seiner Isolierung wurde ihm so richtig bewußt. Nur Becky hatte bis jetzt davon Abstand genommen, klar für die Opposition Stellung zu nehmen, wie man sie gebeten hatte. Aber vermutlich schwieg sie nur aus Mitleid mit

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