Essen kann jeder
Index von 26,23 und sind damit übergewichtig. Rein mathematisch haben Sie jetzt zwei Möglichkeiten. Sie können vier Kilogramm abnehmen, dann wären Sie rechnerisch mit einem BMI von 25 wieder im grünen Bereich. Oder Sie gehen zum Chiropraktiker und lassen sich auf 1,81 Meter Größe strecken. Dann wären Ihre 85 Kilogramm laut BMI vollkommen in Ordnung. Am besten legen Sie noch ein oder zwei Zentimeter drauf, dann können Sie danach Ihren Kühlschrank so richtig vollmachen. Denn diese Erkenntnis formulierte schon der große amerikanische Ökotrophologe Garfield: »Ich bin nicht übergewichtig, ich bin untergroß!«
Vom medizinischen wie gesellschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, ist Untergröße viel gefährlicher als Übergewicht. Wie viele Autounfälle passieren, weil der Fahrer mit seinem Fuß nicht an die Bremse kommt? Wie viele kleinwüchsige Wintersportler werden verletzt, weil ihnen das Drehkreuz des Skilifts gegen die Birne rumst? Außerdem sind kleine Menschen psychisch labil, weil sie sich chronisch benachteiligt fühlen und ihre Minderwertigkeitskomplexe aggressiv kompensieren müssen. Durch Untergröße ist schon viel Unglück über diese Welt gekommen. Napoleon – ein Punkt in der Landschaft. Hitler – ein Komma im Lebensraum. Spaßen Sie nicht mit Untergröße. Bekämpfen Sie Untergröße rechtzeitig. Wenn Ihr Kind sowieso schon mit Zahnspange und Einlagen auf Norm getrimmt wird, kommt es auf einen Schienbeinstrecker aus Edelstahl auch nicht mehr an.
Im Lande der Topmodels
Jetzt mögen Sie einwenden, dass die Körpergröße genetisch bedingt sei. Da frage ich: Der Umfang Ihres Körpers etwa nicht? Es gibt dünne Menschen und es gibt dicke Menschen. Es gibt Zwerge und Berge. Solche mit Pferdeärschen und solche mit Storchenbeinen. Mit Apfelbacken oder Knollennasen oder beidem. Des einen Form reift zur Birne, des anderen Wuchs endet als Bohnenstange. Vom Spargeltarzan bis zum Michelinmänn chen gibt es eine schier unendliche Vielfalt der Körperformen. Als Gott den Menschen erschuf, muss er einen ungemein kreativen Tag gehabt haben und wahrscheinlich noch ziemlich viel Restalkohol vom Vortag im Blut. Jeder Mensch ist anders gebaut. Das ist durchaus genetisch bedingt. Und das Gewicht ist zu einem großen Teil dieser persönlichen Konstitution geschuldet. Sie glauben mir nicht, richtig? Ich könnte genauso gut behaupten, dass Kopernikus ein Spinner war, Darwin ein faselnder alter Rauschebart und Einstein sein Patentamt nie hätte verlassen dürfen.
Ein schlagkräftiger Beweis für meine These ist die eklatante Erfolglosigkeit von Diäten. Überlegen Sie mal: Warum gibt es denn Hunderttausende verschiedener Diäten? Warum kommen jedes Frühjahr zig neue Bücher zum Thema Abnehmen auf den Markt? Warum erscheinen jedes Jahr in den Mode-, aber eben auch in Männermagazinen Myriaden neuer Wunderdiäten? Und jedes Mal steht groß dabei: »Die wirkt aber jetzt echt. Klar, letztes Jahr haben wir euch gesagt, ihr müsst Fisch fressen, bis ihr Gräten scheißt. Sorry. Aber jetzt kommt der echte Knüller …Ananas!«
Was denken Sie, warum? Weil alle diese Methoden so gut funktionieren? Kurzfristig mag die eine oder andere Diät wirklich helfen, ein paar Pfunde zu verlieren, doch die neu gewonnene Bikinifigur hält meistens nicht vom Buchen des Badeurlaubs bis zum Antritt der Reise. Denn der ausgemergelte Körper bereitet sich nach Beendigung der diätischen Kasteiung voller Panik auf die nächste Hungerperiode vor und setzt allein beim Anblick von Sachertorte Fett an. Das ist der legendäre und ge fürchtete Jo-jo-Effekt, der seine Opfer unbarmherzig in die Gruppe der Aussätzigen zurückkatapultiert.
2005 hat man in Amerika eine große Reihe von Diätprogrammen auf ihren Erfolg hin untersucht. Von großen Anbietern wie Weight Watchers bis zu privaten Selbsthilfegruppen. Das Ergebnis: Bei der erfolgreichsten Diät hatten die Teilnehmer nach zwei Jahren gerade mal drei Prozent ihres Ausgangsgewichts verloren. Nicht mit eingerechnet sind die Teilnehmer, die das Programm vorzeitig abgebrochen haben. Und das war immerhin die Hälfte. Zu Recht. Manche dieser Diäten müssten von der Genfer Konvention geächtet werden. Wenn ich nur Kohlsuppendiät höre, würde ich mich am liebsten sofort nach Guantanamo einliefern lassen. Eine Bekannte hatte von der Kohlk ost solche Blähungen, dass sie allein durch die Verdauungsgase, die sie ständig ausstieß, von der Waage abhob.
Offensichtlich gibt es kaum eine
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