Essen kann jeder
weiß, vielleicht wird ihnen irgendwann mal klar, für wen der geklaute Fisch letztlich bestimmt war? Die Reedereien sind nur die Hehler in diesem schmutzigen Geschäft. Möglicherweise steigen die Piraten dann von Öltankern auf Kreuzfahrtschiffe um. Doch welche Regierung zahlt heute noch Lösegeld für 500 Rentner, die um den Bordpool gammeln und Bingo spielen? Aus Sicht der Sozialkassen ist das demografisches Gefahrgut, was da über die Weltmeere schippert … Schon treiben die Gäste der AIDA Cruises selbst als Fischfutter im Ozean! Und wir wären vielleicht endlich vom Traumschiff erlöst. Aber ich schweife ab.
Welchen Fisch darf ich essen?
Ja, es zieht ein Sturm auf über den Meeren. Sogar die Meerestiere schlagen jetzt zurück – und zwar in Dubai. Dort steht eines dieser Mega-Luxushotels. Haben Sie bestimmt schon mal im Fernsehen gesehen: Lustknaben vor dem Hotellift, Lokuspapier aus Blattgold, Whirlpool im Pissoir und so weiter. Die Betreiber des Hotels haben mehrere Kilometer Korallenriff aufgeschüttet, um ein Badeparadies zu entwerfen. An sich schon eine perverse Idee, aus einem Korallenriff ein Schwimmbad zu bauen. In diesem Superpool jedenfalls planscht die geneigte Amüsierhorde mit echten Delfinen. Wissen Sie, was passiert ist? Die Delfine griffen plötzlich die Gäste an! Und zwar vollkommen zu Recht: Bei einem Zimmerpreis von 10 000 Euro pro Nacht können Sie sich ja vorstellen, was sich dort für Gesindel rumgetrieben hat. Kuschelige Tiere hin oder her, wenn der Vorstandsvorsitzende seinen Arsch ins Wasser hält, sieht selbst Flipper rot und beweist nebenbei, dass selbst er, die notgeile Wassertöle, nicht alles begattet.
Deswegen: Vorsicht beim Fisch! Ihre Konsumsünde könnte schwere Folgen haben. Vielleicht finden Delfine bald einen Weg durch die Kanalisation bis zu Ihrem Klosett. Und schwupp beißen die begierigen Meeressäuger in den vermeintlichen Angelköder. Autsch! Aber lassen wir das.
→ Mein Tipp
Achten Sie beim Kauf auf Fische, die unter ökologischen Gesichtspunkten produziert oder gefangen wurden. Weit verbreitet, aber mit Vorsicht zu genießen ist das MSC-Siegel. Das ist ein kleines blaues Oval mit einem Fischsymbol, über dem »Marine Stewardshipcouncil« steht. Viele Wissenschaftler sind der Ansicht, die MSC-Kriterien seien bei vielen Arten – besonders beim Lachs – viel zu lax. Außerdem würde das Siegel auch an Fischereien vergeben, die es unter ökologischen Gesichtspunkten nicht verdient hätten. Ehrlich gesagt, sehe ich das genauso. Doch wenn Sie bisher beim Fischkauf auf überhaupt nichts geachtet haben, ist das MSC-Siegel besser als nichts. Am allerbesten ist es, sich genau zu informieren, welche Arten noch mit gutem Gewissen verzehrt werden dürfen. Laut Greenpeace sind zum Beispiel erlaubt: Hering, Karpfen, Forelle, Bio-Zucht-Zander, Makrele, pazifischer Heilbutt, nordostatlantischer Seelachs. Das ist natürlich schwer zu merken. Deshalb machen Sie sich am besten eine Eselsbrücke aus den Anfangsbuchstaben. Mein Merksatz lautet: »Heimlich Krault Fritz Beates ZutzelZitzen Mit Passenden Hasenpfoten Neuerer Seriennummer.« Ich weiß, der Satz ist total bescheuert, aber ich kann ihn mir gut merken. Bei Zuchtfisch ist höchste Vorsicht geboten: Hier empfehle ich, streng auf Bioprodukte zu achten, zum Beispiel von Anbietern wie Natur- oder Bioland.
Über allem gilt: Essen Sie Fisch nur in Maßen. Fisch sollte ein Luxusprodukt sein – einmal in der Woche ist genug. Definieren Sie einen Fischtag, zum Beispiel den Freitag: Dann sind Sie ein verantwortungsvoller Konsument und ein guter Katholik. Und kommen garantiert in den Himmel.
→ Futter für Fortgeschrittene
Schaffen Sie sich ein Aquarium an, und gründen Sie Ihre eigene Aquakultur. Das ist im Gegensatz zum eigenen Hasenstall dekorativer, geruchsärmer und weniger zeit- und arbeitsintensiv – man muss ein Aquarium nie ausmisten. Zugegeben, einen Guppy zu filetieren ist eine diffizile Angelegenheit, aber geschmacklich kann er durchaus mit dem Kabeljau konkurrieren. Auch wenn man ungefähr 200 Tiere für ein Fischstäbchen braucht. Aber es ist doch so: Die größten Genüsse werden immer nur in homöopathischen Dosen verabreicht. Gott sei Dank! Eine Auster ist wohl nur deswegen genießbar, weil man den glibberigen Schleim auf einen Rutsch runterschlucken kann. Auch hier gilt also: Weniger ist Meer … äh, mehr.
777 Siegel
Die Redewendung »Das ist ein Buch mit sieben Siegeln« findet im Allgemeinen
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