Essen kann jeder
soll man eigentlich kein Fleisch essen dürfen? Gleich vorweg: Ich werde im Folgenden in kurzen Worten ein Thema bearbeiten, das ganze Buchbände füllt. Ein Versuch, der natürlich zum Sche itern verurteilt sein muss. Ich werde Ihnen meine persönliche Sicht der Dinge zeigen, die Ihnen lediglich als Denkanstoß dienen kann.
Vegetarismus – Pro und Contra
In medias res. Für den Vegetarismus sprechen im Wesentlichen drei Hauptargumente: Wer Fleisch isst, esse Hungernden das Essen weg, Fleisch mache die Umwelt kaputt, und Fleisch töte Tiere.
Argument 1
Betrachten wir das erste Argument: Fleischkonsum habe einen negativen Einfluss auf die Welternährung. Fakt ist, dass zur Erzeugung von Fleisch heute ein Vielfaches an Getreide verfüttert wird. Für ein Kilo Rindfleisch sind das rund 16 Kilo Getreide. Wenn Millionen von Menschen Hunger leiden, ist es natür lich absurd, Nahrungsmittel an Vieh zu verfüttern. Da liegt die Annahme nahe, dass bei einem Verzicht auf Fleisch zwangsläu fig mehr Weizen für die Armen übrig bleibt. Mag sein. Aber alles, was ich bisher über meine eigene Spezies weiß, lässt mich an diesem Gedanken sehr zweifeln. Schon heute könnte – trotz Fleischproduktion – jeder Mensch genug zwischen die Kiemen bekommen. Denn ein Drittel der Welternte wird einfach weggeschmissen. Unzählige Tonnen von Brot und Getreide werden in Biogasanlagen verfeuert. Andere Länder exportieren in großem Stil Nahrungsmittel an den Meistbietenden, obwohl große Teile ihrer eigenen Bevölkerung hungern. Oder es werden Biozucker erbsen für den europäischen Markt angebaut statt Grundnahrungsmittel wie Reis. Und warum? Weil auf dieser Welt nur der Mensch essen darf, der dafür bezahlt. Wer kein Geld hat, hungert. So einfach ist das. Wahrscheinlich ist die Idee, Getreide an Rinder zu verfüttern, überhaupt erst entstanden, weil so viel übrig war, dass der Bauer gar nicht wusste, wohin damit. Und bevor ich es meinem parasitären Nachbarn gebe, verfüttere ich es lieber an meine Kühe.
Man kann den Hunger auch nicht ernsthaft bekämpfen, in dem man die Nahrungsmittel verschickt. Im Gegenteil, das macht alles nur noch schlimmer. Denn wir Europäer exportieren jährlich Millionen Tonnen Essbares in die armen Regionen dieser Welt. Ich spreche hier von Hilfslieferungen der UN in Dürre gebiete und Bürgerkriegsregionen. Auf jedem afrikanischen Wochenmarkt kann man heute italienisches, französisches oder spanisches Gemüse kaufen. Auch deutsches Geflügel erfreut sich in Afrika allerhöchster Beliebtheit. Schließlich fallen in Europa jährlich Millionen Tonnen Schlachtabfälle an. Bis heute weiß ja kein Mensch, warum der liebe Gott den Hühnern Füße, Hals, Flügel und Rückgrat gab. Schließlich essen kultivierte Menschen nur die zarte Brust. Und wohin mit dem Abfall? Zur Resterampe Afrika. Doch dadurch wird nicht der Hunger verkleinert, sondern nur das Problem verschärft. Denn gegen die importierten Billigprodukte können die einheimischen Bauern nicht anstinken. Was für ein perverser Wirtschaftskreislauf: Gentechnisch veränderte Billigtomaten werden von Spanien nach Afrika exportiert, machen dort die Preise kaputt, was die lokalen Landwirte in die Arbeitslosigkeit treibt, die dann als Erntehelfer an die Costa Brava emigrieren, wo sie durch ihre extrem moderate Lohnvorstellung helfen, die Tomaten noch billiger zu produzieren, die dann – mit freundlicher Unterstützung der EU – nach Afrika exportiert werden können, und so geht das ewig weiter … Wer also den Hunger bekämpfen will, muss die Armut bekämpfen. Und das erreicht man durch politisches Engagement. Oder durch Geld. Wenn Sie etwas gegen den Hunger tun wollen: Essen Sie ruhig hier und da mal ein gutes Steak, und spenden Sie einen Teil Ihres Einkommens an »Brot für die Welt«. Da ist aus meiner Sicht mehr getan.
Argument 2
Kommen wir zu dem zweiten Hauptargument, das für eine vegetarische Lebensweise spricht: Der Fleischkonsum ist ein ökologisches Desaster. Hier fällt es mir schon schwerer, meinen Ver stand zu überlisten. Denn die Fleischproduktion verbraucht wirklich irrsinnige Mengen an Energie, Wasser und Land. 3 0 % der weltweiten Anbauflächen nutzen wir zur Futtermittelherstellung. Dafür werden Tropenwälder abgeholzt und der letzte Tropfen Wasser aus dem Boden gepresst, um noch die ödesten Landstriche zu bewässern. Außerdem hinterlassen die Tiere riesige Seen von Gülle. Da keiner weiß, wohin mit dem Mist, wird er über die
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