Essen statt stressen
könne man »leichtes Übergewicht« in Idealgewicht umbenennen – so das Ergebnis der Hamburger Gesundheitswissenschaftlerin Ingrid Mühlhauser. Die Forscher werteten mehrere Dutzend wissenschaftliche Arbeiten aus, in denen der Zusammenhang von Gewicht, Lebenserwartung und Krankheiten untersucht wurde. Demnach sterben die Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) von 25 bis 29,9 – diese Spanne gilt bereits als »leichtes Übergewicht« – nicht früher als die schlanke Vergleichsgruppe. Das klingt nicht nur wie »Freispruch für den Hüftspeck«, es ist tatsächlich so! In den USA verschiebt sich seit den 1970er-Jahren der Wert des Körpergewichts mit der besten Lebenserwartung zu höheren BMI-Werten, schreiben die Autoren der deutschen Studie. Heute sei ein BMI um 27 im mittleren Lebensalter mit der geringsten Sterblichkeit verbunden. Erst bei einem höheren BMI mit Werten jenseits der 30 sprechen Forscher von Fettleibigkeit oder Adipositas. Bei diesem starken Übergewicht wiegen hingegen die Risiken für Krankheiten schwerer als die Vorteile. Und die Menschen werden – rein statistisch natürlich – nicht so alt wie Mittel- und Leichtgewichtler.
Aufschlussreicher dafür, ob das eigene Körpergewicht zum Risiko für Erkrankungen werden kann, ist nach neueren Erkenntnissen der Bauchumfang. Denn vor allem Fettpolster am und im Bauch, das so genannte viszerale Fett, erhöhen die Gefahr für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck und sogar Krebs. Werden überflüssige Kalorien in den Beinen, am Po oder an den Armen als Fettpölsterchen abgespeichert, ist das weniger dramatisch. Wie gesundheitsgefährdend das Übergewicht ist, hängt also vor allem davon ab, wo das zusätzliche Fett sitzt. Die einfache Regel: Ein dicker Bauch ist gefährlicher für die Gesundheit
als ein dicker Po. Die amerikanische Gesundheitsbehörde National Institutes of Health empfiehlt, dass Frauen höchstens 88 Zentimeter Bauchumfang haben sollten und Männer nicht mehr als 102 Zentimeter.
Der Body-Mass-Index (BMI)
Der BMI errechnet sich, indem das Gewicht in Kilogramm durch die ins Quadrat genommene Körpergröße (in Metern) geteilt wird. Bei 1,80 Meter Größe und 80 Kilogramm Gewicht liegt der BMI demnach bei 24,7 (80 geteilt durch 1,8 x 1,8).
Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert vier Gewichtskategorien, und die meisten Ärzte haben diese Einteilung übernommen: Untergewicht besteht bei einem BMI unter 18,5. Ein BMI zwischen 18,5 und 24,9 gilt als Normal- oder Idealgewicht. Ein BMI von 25 bis 29,9 bedeutet leichtes Übergewicht, 30 bis 34,9 nennen Mediziner Adipositas ersten Grades, 35 bis 39,9 entspricht Adipositas zweiten Grades. BMI-Werte von über 40 sind nach medizinischer Definition Adipositas dritten Grades und gelten als akut lebensbedrohend (morbid). Aus den BMI-Werten leiten die Fachverbände auch folgende Abnehmempfehlungen ab:
Für leichtes Übergewicht: keine spezielle Empfehlung
Adipositas I: 5–10 Prozent Gewichtsabnahme
Adipositas II: 10–20 Prozent Gewichtsabnahme
Adipositas III: 10–30 Prozent Gewichtsabnahme
Wo liegt Ihr Wohlfühlgewicht?
Aus allen wissenschaftlichen Studien und Empfehlungen lässt sich eine klare Botschaft ableiten: Das Idealgewicht ist eine höchst individuelle Angelegenheit! Es gibt keine allgemeingültigen Regeln oder Formeln, die exakt definieren, wie viele Kilogramm Sie auf die Waage bringen sollten. Man kann sich an den Werten des BMI und des Bauchumfangs orientieren, um die Gesundheitsgefährdung statistisch abzuschätzen. Auf Ihre Person bezogen können aber noch viele weitere Faktoren wichtig sein: Die Blutfettwerte, der Blutdruck, das Diabetesrisiko, Leberwerte, hormonelle Werte und die Gesundheit des Bewegungsapparats und der Fitnesszustand. Zusammen mit Ihrem Hausarzt oder Fitnesstrainer sollten Sie ein vernünftiges Gewichtsziel bzw. Bauchumfangsziel oder sportliche Ziele markieren und Ihr Wohlfühlgewicht darüber festlegen. Diesen Wert gilt es dann langfristig zu erreichen und auch zu stabilisieren.
Vielleicht liegt Ihr Wohlfühlgewicht nur fünf Kilo unter dem aktuellen Wert, vielleicht sind es aber auch 20, 30 oder noch mehr Kilogramm, von denen Sie sich verabschieden wollen. Der positive Gesundheitseffekt ist auf jeden Fall garantiert. Denn Ernährungsmediziner bestätigen immer wieder, dass schon einige Kilo weniger oder einige Zentimeter Bauchumfang weniger, messbare Verbesserungen der wichtigsten medizinischen Werte bringen und das Risikoprofil
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