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Essen statt stressen

Essen statt stressen

Titel: Essen statt stressen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kunz
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Motivation war religiös; die Seelenwanderungslehre, die sie vertraten, führte zu einer höheren Einschätzung des Werts tierischen Lebens. Die antiken Vegetarier betrachteten Fleischnahrung auch als nachteilig für ihre asketischen und philosophischen Bestrebungen.

    Die süditalienische Heilerin Trotula von Salerno steckte vor circa 1000 Jahren Männer in den heißen Sand der mediterranen Strände. Ihrer weit verbreiteten Lehre nach sollten sie im Sand eingegraben schwitzend abspecken.

    Der amerikanische Pfarrer Sylvester Graham entwickelte die nach ihm benannte Graham-Diät aus viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten (zum Beispiel Graham-Brot). Das Ziel des puritanischen Priesters war es, mit der fleischlosen Ernährung den Alkoholismus im 19. Jahrhundert zu bekämpfen. Er glaubte auch, dass eine ungesunde Ernährungsweise zu exzessivem sexuellem
Verlangen führen würde, das den Körper in ein Ungleichgewicht bringen und Krankheiten verursachen würde. Allerdings beeinflusste Graham auch andere amerikanische Persönlichkeiten, darunter den Naturheilarzt John Harvey Kellogg, der heute vor allem als Gründer der Firma Kellogg’s und Erfinder der Cornflakes bekannt ist und Grahams Haltung gegenüber Sex, Alkohol und Fleischkonsum teilte.

    Die letzten Jahrzehnte waren von abwechselnden Diätmoden geprägt, die meistens auf vereinfachten Vorstellungen vom menschlichen Körper, seiner Physiologie, seiner Psyche und seinen Esstraditionen basierten. Aber vielleicht ist nun alles Wissen vorhanden, um individuelle Rezepte für eine gesunde Ernährung zu finden?
    Moderat abspecken und dann Gewicht halten
    Natürlich sind wir immer wieder überrascht, mit welchen Versprechungen etwa Frauenzeitschriften ihre Kundschaft locken: Zwei Kilo in drei Tagen, fünf Kilo in zwei Wochen, 10 Kilo in drei Wochen. Alles scheint möglich, wenn man den Saftkuren und Crash-Diäten vertraut. Tatsächlich wünschten sich befragte Frauen im Durchschnitt eine Gewichtsreduzierung von 32 Prozent! Das hat Professor Martina de Zwaan, Direktorin der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover, ermittelt. Praktisch umgesetzt, in Zahlen, heißt das: Die meisten Frauen möchten ein Drittel ihres Körpergewichts abspecken, also 20, 30 oder noch mehr Kilogramm. Die Realität sieht jedoch ganz anders aus, weiß die Übergewichtsexpertin.
Bereits eine Gewichtsreduzierung von etwa 10 Prozent, also fünf bis zehn Kilogramm, sei langfristig als sehr großer Erfolg zu werten, betont de Zwaan. In der Regel nehme man mit einer Diät nur fünf bis sieben Kilogramm ab. Für die Mehrheit der Übergewichtigen oder Fettleibigen sei es sogar unmöglich, einen noch größeren Gewichtsverlust dauerhaft zu halten. Dabei fehle es vielen Betroffenen durchaus nicht an Willenskraft, hat die Studienleiterin herausgefunden.
    Derzeit laufen wissenschaftliche Studien, die ergründen sollen, was die besten Strategien sind, damit man sein Gewicht nach der Diät mindestens ein Jahr lang halten kann. Denn das gelinge nur wenigen Menschen, betont die Hannoveraner Klinikdirektorin. Auch Adipositasexperte Wirth hat diese Erfahrung gemacht: »Es reicht, wenn sie pro Woche ein bis zwei Kilo verlieren. Das klingt zunächst sehr bescheiden. Aber wir müssen uns ja klarmachen, was passiert, wenn jemand abnimmt.« Es ist immer die gleiche Kalorienrechnung: Weniger essen, als der Körper benötigt, dann holt er sich Kalorien aus den Fettdepots und baut damit Gewicht ab. Wirth rechnet vor: »Ein Beispiel: Wenn wir durch kalorienreduzierte Gerichte täglich 600 Kilokalorien weniger verzehren, als der Körper benötigt, baut er etwa 70 Gramm Fett ab. In zwei Wochen summiert sich das dann auf ein Kilo – allerdings bedeutet 600 kcal pro Tag etwa ein Viertel weniger Kalorien, als sonst üblicherweise auf den Teller kommen! Es ist also schon ein Erfolg, wenn wir tatsächlich 20, 50 oder 70 Gramm Fett am Tag abbauen durch eine solche Kost. Auch diese scheinbar kleinen Fortschritte sind entscheidend für die Motivation. »Es ist außerordentlich wichtig, die Ziele nicht zu hoch zu setzen, sonst ist Frust garantiert«, sagt der Ernährungsmediziner. »Ein Lob wirkt nur dann verstärkend, wenn das Ziel erreicht wurde.«

    Abnehmen mit Wasser: Die negativen Kalorien
    Viele Diäten empfehlen seit jeher, während einer Abspeckkur ausreichend zu trinken, weil Wasser kalorienfrei den Magen füllt und so den Hunger dämpft. Und die Erfahrung vieler Diätteilnehmer

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