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Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Titel: Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Youya Lo
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im Blut hast… Man könnte eine Waffe
daraus entwickeln. Verstehst du? Du bist die ultimative Waffe, Nikki. Wenn
irgendjemand das weiß…“
    Nika seufzte. Sie war die Waffe, während Flora, die
Letzte in diesem Quartett der besonderen Kinder, die Linderung in sich trug.
    „Niemand außer uns weiß etwas über mein nerviges,
renitentes Blut.“
    Aber Madeleine hörte kaum zu. Gedankenverloren biss
sie auf dem Holz herum. Nika strich über die langen, schokobraunen Locken ihrer
besorgten Freundin und stand auf.
    „Komm. Eis essen.“ Sie stand auf und zog Madeleine mit
sich hoch. Die Gaga trällerte tapfer weiter, während sie das Zimmer verließen.
„Wo steckt dein Zwilling?“
    „In seinem Zimmer“, murmelte Madeleine. Der
Themenwechsel entlockte ihr ein Grinsen. „Ist das zu fassen? Seit Tagen legt
Jonah sein Tablet nicht mehr aus der Hand. Nach all den frustrierenden,
platonischen Beziehungen mit echten Mädchen probiert er es jetzt mit einer
Cyberfreundin.“
     
     
    lonely!angel klappte ihr Laptop zu und lehnte sich zurück. Sie kicherte. Sie hatte wirklich
an alles gedacht. Sie hatte nichts vergessen.
    Sogar ihr Nickname… einsamer Engel. Klar, dass der
Miller-Spross, im Net bekannt als jay_em_jailed , dem virtuellen Köder,
den sie für ihn ausgelegt hatte, nicht widerstehen konnte.
    Hinter ihr schepperte es. Eine hässlich krächzende
Stimme begann zum jetzt vierten Mal innerhalb der letzten 20 Minuten, in diesem
albernen Kreolisch zu fluchen. Wenn das so weiterging, dann hatte die alte Hexe
bald den gesamten Vorrat an Reagenzgläsern vernichtet, den lonelyangel
herangeschafft hatte. Ganz zu schweigen von dem Blut, welches das einfältige
Weibsbild jedes Mal wieder für den Voodoo-Zauber verlangte.
    „Wie lange wird es noch dauern?“, herrschte sie die
Voodoohexe an. Die sah zu ihr hin und musterte sie frech. Sie verstand einfach
nicht, wer hier das Sagen hatte. Statt zu antworten, wischte sie mit einer
wenig eleganten Bewegung ihrer ausgemergelten schwarzen Hand den ganzen Krempel
vom Tisch und rauschte einfach zur Tür hinaus.
    „Wie reizend! Du…“ lonelyangel senkte vorsichtshalber
die Stimme. „…alte Kröte.“ Wenn die Amulette endlich fertig waren, dann würde
sie der Hexe den schrumpeligen, schwarzen Kopf von ihrem knochigen Rumpf reißen
und ihn den Ratten überlassen.
    Der angestaute Ärger der vergangenen Wochen überrollte
lonelyangel wie eine Flutwelle.
    „Und ich serviere das Ding MIT GEBUTTERTEM TOAST!“,
brüllte sie deshalb und donnerte die Faust auf den Tisch. Leider, leider traf
sie das Laptop, so dass es in über hundert Stücke zerbarst. Na großartig.
     

Neun
     
    Freitag, 04. Januar 2013
     
    „Sieht gut aus.“
    „Findest du? Danke, Tess. Mir gefällt es auch.“ Nika
warf einen letzten Blick in den Spiegel neben der Kasse und trat aus dem
Frisörsalon in den trüben Winter. „Ist schon komisch. Zu Kupferrot sehen die
Sommersprossen plötzlich gar nicht mehr wie eine Krankheit aus. War wirklich
besser, das Nussbraun aufzugeben.“
    „Ich weiß, Schatz.“
    Teresa warf einen kurzen Blick auf ihr iPhone. Dann
verstaute sie es in der Jackentasche und beförderte stattdessen Mickey Mouse
hervor.
    „Zitrone.“
    „Nein, danke.“ Nika fröstelte. Der Nachmittag war ein
einziges grau in grau. Vorkriegszeiten-U-Boot-Charme; drängelnde, menschliche
Enge um sie herum, metallische Kälte einfach überall.
    „Fahren wir zu Flint.“
    „Wegen dem Amulett? Ich dachte, Dad hätte noch keins
aufgetrieben.“
    „Nun.“ Ein fröhliches Grinsen näherte sich Mickeys
Kopf und zog ein zitronenaromatisiertes Zuckerstückchen aus seinem Rachen.
„Daniel dagegen hat etwas Brauchbares zur Hand.“
     
    Daniel hatte ein Amulett für sie besorgt?
    Nika fragte lieber nicht weiter. Ihre Puddingknie
wackelten, als sie sich auf den niedrigen Beifahrersitz von Teresas kleinem
Rennwagen sinken ließ.
    Daniel bemühte sich also um einen neuen Schutzschild
für sie. Allein der Gedanke reichte aus, um Nika den winterlichen Frost aus dem
Körper zu brennen. Schließlich mussten die Edelsteine, die dieser Engelsblüter
Baptiste und seine Freundin für ihre Voodoo-Zauber brauchten, ein mehr als
ungewöhnliches Karma haben. Sie lagen nicht als Massenware bei Juwelieren aus,
nach ihnen musste regelrecht gefahndet werden. Denn wenn Nika das richtig
verstanden hatte, dann speicherten Edelsteine eine ganz besondere Energie.
Eine, die nur der gewaltsame Tod des Trägers freisetzen konnte.

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