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Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Titel: Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Youya Lo
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vorgestellt
hätte, dann so.
     
    Statt einer rundum verheerenden Scud detonierte
diesmal eine einfaches Schrapnell in Nikas Kopf. Seine Sprengladung reichte, um
jede einzelne ihrer Gehirnzellen zu durchbohren. So wie ihr Herz.
    Das tat nur weh, aber es fegte Nika leider, leider
nicht komplett weg. Sie schwankte nur unter dem unerwartet heftigen Schlag.
    Daniel drehte den Kopf. Hatte er ihre Anwesenheit
bemerkt?  Den einen, alles durchdringenden Gedanken gehört? Oder nur das
Aufschluchzen, das statt eines Atemzugs aus ihrem Körper gebrochen war.
    Die Göttin schlug ihre Augen auf. Neugierig, so wie
Passanten, die einen Blick auf das vor ihnen liegende Unfallopfer erhaschen
wollen.
    Noch bevor ihr Blick Nika fand, griff Teresa nach
ihrem Arm und zog sie nach Rio zurück.
     
     
    „Was war das?“, fragte Nika erschüttert.
    Teresa brauchte etwas länger, bis sie die Sprache
wiederfand. Sie sah ungewohnt erschüttert aus. Ihre Wangen waren vom Schreck
gerötet. Nikas auch, sie konnte es im Spiegel des Hotelschranks sehen.
     
    „Nikki?“
    Nika starrte dumpf zurück.
    „Keine Ahnung, wie das passiert ist. Ich wollte ihn
wohl zu gerne sehen.“
    „Hm!“ Teresa musterte sie eine Weile schweigend. „Alles
in Ordnung mit dir?“
    Nein.
    Das Bild dieser Frau klebte auf Nikas Netzhäuten und
brannte in ihrem durchlöcherten Gehirn.
    Daniels Haare waren heller als früher, stärker von der
Sonne gebleicht. Wie lange war er schon an diesem Ort?
     
    Nika ging seelenruhig ins Bad, klappte den Toilettendeckel
hoch und übergab sich. Dann spülte sie den Mund aus, spritzte Wasser über ihr
Gesicht und ließ das Handtuch auf den Boden fallen, nachdem sie sich damit
abgetrocknet hatte.
    Zurück im Schlafzimmer der Elfe setzte sie sich auf das
Bett. Zumindest war sie jetzt absolut bereit, in die Favela zurückzukehren.
    Teresa setzte sich neben sie.
    „Du solltest ihn hassen. Er hat Sophie getötet.“
    Ja. Und das wollte Nika ja auch. Ihn hassen.
    Sie legte ihren Kopf in Teresas Schoß. Dieses
seekranke, flaue Gefühl in ihrem Kopf.
    „Vielleicht hätte er es nicht getan, wenn Sophie nicht
todkrank gewesen wäre… Sie hatte einen Gehirntumor, sagt Jewels.“
    „Ja.“ Teresas Miene war so hart. Das war einer der
Momente, in denen sie steinalt war. Der Barkeeper würde sich wundern, falls er
die Teenagerelfe jemals so sah. „Aber daran starb sie nicht. Da gibt es nichts
schönzureden.“
    „Wozu auch. Ich liebe ihn trotzdem. Es ist nur… es
wäre weitaus erträglicher, wenn mein Überleben Sophie nur ein paar Tage
gekostet hätte, statt eines ganzen Lebens.“ Nika schloss die Augen. „Na ja. Es
ist passiert. Sophie ist tot und Daniel hat… diese…“
    Teresas strich über ihr Haar.
    „Du musst lernen, die Ewigkeit anzunehmen. So wie sie
ist.“
     
    Als Nika die Augen wieder öffnete, lag die Stadt im
Dunkeln. Ihre Lichter blinkten wie ein Feuerwerk in das stille Zimmer.
    Sie stand auf.
    „Wie spät ist es in London, Tess?
    „Hier ist Mitternacht. Also 2.00 Uhr nachts. Was hast
du vor?“
    „Ich weiß nicht.“
    Tanzen?
    Teresa stand auf und schlang ihre Haare mit einem
Gummi zusammen.
    „Gut, kann losgehen.“
    Nein, Tess. Ich finde dich, wenn ich dich brauche.

Fünfundzwanzig
     
    2.00 Uhr morgens
in London. Eine gute Zeit, um in einen Club zu gehen. Aber in welchen? Zuletzt
war Nika in Paris ausgegangen. Vor einer Ewigkeit, wie es schien.
     
    Bei jedem Sprung
erreichte zuerst Nikas Bewusstsein den gewünschten Ort, und dann erst sammelten
sich die winzigen Teilchen zusammen, die zu ihrem Körper wurden. Sie musste
also nicht befürchten, bei ihrer Ankunft versehentlich irgendjemandem auf die
Füße zu treten.
    Allerdings würde
Julian tot umfallen, wenn Aufnahmen bezeugen würden, wie Nika sich aus dem
Nichts materialisierte, deshalb beschloss sie, kein Risiko einzugehen. Sie
sprang in eine menschenleere, dunkle Ecke, um wie jeder Normalsterbliche den
ausgesuchten Club durch die Eingangstür zu betreten.
     
    Lichtblitze
flogen durch die Luft. Grün, gelb, rot, blau. Grell in Nikas jetzt empfindlicheren
Augen. Die Farben wechselten passend zur Musik in schneller Folge oder zogen
als breite Strahlen über den Brei aus herumschaukelnden Körpern, aus dem höchstens
die Köpfe zeitweise herausragten.
    Die Bässe
dröhnten durch Nikas Körper. Die Gedanken eines ganzen Mobs vermittelten ihr
ein vollkommen neues, viel zu intensives Clubfeeling. Sie schob sich in das
Gewühl der Tänzer, als sie plötzlich

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