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Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition)

Titel: Essenz: Band 1 [Das Blut der Götter] (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Youya Lo
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zu
halten, indem sie ihn mit Geisteskraft gegen den Boden drückte. Vermutlich nur
aus Angst vor dem Tod und allem, was ihr vorher noch passieren konnte, gelang
ihr das. Als sie sich endlich wieder aufgerappelt hatte, war sie ratlos. Und
kurzatmig.
    Echt super, wie das mit den übernatürlichen
Fähigkeiten klappte. Wenn man von dem Veilchen auf ihrem rechten Auge absah,
vom Schlamm und von der Demütigung, mit Kindern zu rangeln. Sie war wie eine
zahnlose Wölfin, die von zwei Kampfterriern in den Hintern gebissen worden war.
     
    „Und jetzt?“, fragte plötzlich Teresa hinter ihr. Sie
klang ziemlich vergnügt. Nika war so überrascht, dass sie für einen Augenblick
ihre Konzentration vergaß.
    Es war mühselig, gleichzeitig die Gangster-Terrier zur
Bewegungslosigkeit zu zwingen und sich dabei vorsichtig nach ihrer so lange
verschollenen Elfe umzusehen.
    „Schön, dass dir unsere kleine Aufführung Freude
bereitet, Tess. Und du hast Glück! Heute ist Generalprobe, ab morgen nehmen wir
Eintritt.“
    Teresa grinste.
    „Was hast du mit ihnen vor?“
    „Ich weiß nicht!“, gab Nika zu. Was zur Hölle hätte
sie denn mit den beiden machen sollen? Sie an einen Baum binden? Die Polizei
kam nicht oft in die illegalen Elendsviertel der Stadt. Schon gar nicht, wenn
man sie rief.
     
    Teresa seufzte. Dann beugte sie sich zu César.
    „Geh nach Hause und leg dich schlafen. Morgen früh bringst
du deine Schwestern und deine Mom in die Stadt. Such dir Arbeit. Hilf dabei,
die Kleinen zu versorgen und komm nie wieder hierher zurück.“ Dann wandte sie
sich an Luis. „Nimm Julio und bring ihn zur nächsten Polizeiwache. Stell dich. Von
jetzt an wirst nie wieder jemanden verletzen oder töten. Na los!“
    Beide Jungen wandten sich wortlos ihren Aufgaben zu.
Teresa konfiszierte die Waffe und hakte sich bei Nika unter.
    „Das reicht für den Augenblick.“

Vierundzwanzig
     
    Samstag, 23. Februar 2013
     
    „Ich habe absolut keine Lust, wieder in diesen elenden
Slum zurückzugehen“, murmelte Nika.
    Nach einigen Litern Kaffee, einer Shoppingtour durch
Londons Boutiquen, einem Frisörbesuch, einem Rundum-Programm im Studio ihrer
Pariser Kosmetikerin und, wieder in London, einer Vorsorge-Blutabnahme für was
auch immer Tess die brauchte, lag sie jetzt bis zum Kinn in einem Ozean aus Badeschaum.
Der Blick aus Teresas Hotelbadezimmer auf den Zuckerhut von Rio war hübsch.
    Das Wasser duftete nach Orangenblüten, so wie Nika es
mochte.
    Teresa baute mithilfe von Telekinese einen Turm aus
Wassertröpfchen auf den Rand der Badewanne. Keins berührte dabei das andere.
Sie schwebten einfach gehorsam in der Luft herum und erweckten einen Anschein
von Leben. Der Turm wurde dicker und dünner, als hätte er eine Maus verschluckt
und müsste sie nun verdauen.
    Teresa hob den Blick und der Turm fing zu schlingern
an, aber er hielt sich.
    „Du musst noch nicht zurück. Gönn dir ´ne Pause.“ Der
Turm ergoss sich als leise plätschernder Wasserfall in die Wanne zurück.
    „Tess…?“ Nika kaute ein bisschen auf ihrer Unterlippe
herum, bevor sie weitersprach. „Wo ist… ich meine, ich…“
    Die Elfe seufzte. Und beendete dann zum Glück den
Satz, bevor er womöglich für alle Zeiten unausgesprochen im Badezimmer dieser Hotelsuite
herumspuken musste.
    „Wie es Daniel geht?“
    Nika musste doch fragen. Trotz allem.
    „Ich hoffe, gut.“ Teresa senkte den Kopf. „Ich habe
lange nichts von ihm gehört.“
    Wieder erhoben sich Wassertröpfchen in die Luft und
diesmal bildeten sich gleich zwei schlanke Säulen auf dem Badewannenrand. Sie
bogen sich einander zu und verschmolzen zu einer Brücke aus zwei endlosen
Schlangen, die um einander herumsprudelten.
    „Wo ist er?“, fragte Nika niedergeschlagen.
    „Ist doch egal.“ Teresa konzentrierte sich
ausschließlich auf ihre spielenden Wasserschlangen. Sie wurden zu einer
einzigen und lösten sich ganz plötzlich in ihre Bestandteile auf. In Millionen
winziger Tropfen, die wie Nieselregen in die Wanne zurückschwebten. Nika
tauchte stöhnend ins Wasser ab. Es war schon viel zu kalt.
    „Ich liebe dich, Nikki, deshalb frag mich nicht mehr.“
    Nika tauchte wieder auf.
    „Was soll das heißen? Weißt du etwas, was ich nicht
wissen soll?“
    „Daniel ist aus deinem Leben verschwunden. Du hasst
ihn, und das ist in Ordnung so, er hat deine Freundin getötet. Vergiss ihn
einfach.“
    „Das kann ich nicht.“
    „Dann streng dich an.“
    „Das tue ich doch, Tess!“
    „Gut.“ Teresa

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