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Esswood House

Esswood House

Titel: Esswood House Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Straub
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hatte, Millionen schienen es zu sein, manche hell und groß und konstant, andere vage und flackernd, ein einziges undeutbares Muster, das sich weit über das Gewölbe des Himmels erstreckte, wie ein Satz einer fremden Sprache, der immer weiter und weiter ging, bis zuerst die Buchstaben und dann die ganzen Wörter so winzig wurden, daß man sie nicht mehr lesen konnte.
    Standish ging hinaus und stellte sich unter diesen langen Satz. Alle Schriften in der Bibliothek, die Seiten, die vollgestopft waren mit Worten wie Mägen mit Essen, würden sich in Asche verwandeln, die leichter als Luft war, nach oben schweben und sich zu dem ultimativen Esswood gesellen, das der Satz war.
    Standish ging mit der Axt zurück ins Haus.

KAPITEL ACHTZEHN
    Als er die Treppe hinaufging, nahm er den schwachen Geruch eines Getreidefelds wahr, das Meilen von Zenith entfernt brannte, doch als er nach links in unbekanntes Territorium abbog, wich der Geruch von Rauch den Düften von altem Leder und Möbelpolitur und der frischen Abendluft, die durch offene Fenster in das Haus wehte. Er ging am oberen Ende der linken Treppenflucht unter einem Torbogen hindurch und betrat einen Raum, der den größeren Konterpart des Arbeitszimmers am anderen Ende des Hauses bildete.
    Dieser Raum war noch unpersönlicher als das Arbeitszimmer von Ediths Mann - in der Dunkelheit des Arbeitszimmers hatte Standish Bücher und Mobiliar gesehen, auf dem Boden lag ein Teppich. Diese Dachkammer wurde von einer Lampe erhellt, die von der zentralen Stuckrosette herabhing, ansonsten war er leer. Die Bücherregale an den Wänden waren leer. Die Bodendielen waren staubig und kahl. Einen einzigen Schaukelstuhl hatte man an eine bloße Wand geschoben, an der blasse Rechtecke zu sehen waren, wo einmal Bilder gehangen hatten.
    Am anderen Ende des einsamen und verlassenen Raums lag ein weiterer Torbogen, durch den Standish einen Korridor sehen konnte, der fast so karg war wie sein »geheimer« Durchgang. Er sah aus wie der Flur eines billigen Hotels. Eine nackte Glühbirne baumelte an einem Stromkabel. Staub hatte sich als graue Flusen auf den Dielen angesammelt, Risse überzogen die verputzten Wände. Zwei große Fenster mit gewöhnlichen braunen Rouleaus beanspruchten eine Seite des Flurs für sich, zwei staubige braune Türen die andere.
    Das waren die Fenster, die er von der inneren Galerie und den Springbrunnenzimmern gesehen hatte. Er zog am Ring des Rouleaus am ersten Fenster und ließ es langsam nach oben gleiten. Jenseits des dunklen Innenhofs erstrahlten seine alten Fenster gelb um den Umriß einer mißgebildeten kindlichen Gestalt herum, die herausschaute. Standish und die Kreatur betrachteten einander einen Augenblick, ehe der kleine, konturlose Schemen verschwand. Ein grauer Rauchkringel glitt träge in den Rahmen des Fensters. Standish konnte sich ausmalen, wie Rauch durch die geheime Treppe quoll, so dichter Rauch, daß das wehende Spinnenetz zerrissen und Türen aufgestoßen wurden, Rauch, der Gegendruck erzeugen würde, wenn man die Hände hineinhielt. Eine weitere, dunklere Rauchfahne wehte vor sein Fenster, und dann war das ganze Fenster plötzlich eine einzige brodelnde Schwärze, in der man ein kleines gelbes Fünkchen erkennen konnte.
    Er hatte immer noch alle Zeit, die er brauchte.
    Standish wandte sich von dem Fenster ab, ohne das Rouleau wieder herunterzulassen, und legte die Hand auf den Knauf der ersten Tür. Er öffnete die Tür leise.
    Licht aus dem Korridor fiel wenige Zentimeter in ein Zimmer, in dem Standish die Silhouette eines Bettes aus Eisen, einen billigen Holzstuhl und einen offenen Koffer auf dem Boden sehen konnte. Taschenbücher mit grellen Umschlägen lagen um den Stuhl herum verstreut. Er ging durch die Öffnung und machte die Tür hinter sich zu. Jetzt umgab ihn völlige Dunkelheit, und mit einem Mal wurde er sich der Schmerzen in beiden Händen und der konstanten Pein in seinem Rücken und des öligen Schmutzfilms bewußt, der seinen ganzen Körper überzog. Er konnte Angst und Schweiß und Blut riechen - der Geruch eines wilden Tiers, das in einer rauchigen Höhle gefangen war. Das war sein eigener Geruch.
    Er konnte vage den Umriß des zerwühlten Betts auf der anderen Seite des seltsam kahlen Bodens erkennen. Hier lebte niemand, ging ihm auf, so wenig wie tatsächlich jemand in den Springbrunnenzimmern lebte.
    Sie war so leer , die Welt. Genau in ihrer Mitte befand sich ein Loch, wie ein Abfluß, und in diesem Abfluß war jedes

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