Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
Petalovic regelrecht, der ein außergewöhnlicher Mann gewesen war. Er war so fleißig und gescheit, sein Herz lag am rechten Fleck. Unauffällig war er ihm auf Schritt und Tritt gefolgt. Er hatte gesehen, wie Bredano einer alten Bettlerin einen Leib Brot schenkte, wie er den Kindern aus der Armensiedlung, am Sonnabend, die Äpfel vorbeibrachte. Am Fenster stehend, hatte er ihn beobachtet. Bredano bewohnte zusammen mit seinem Vater ein kleines Haus, abseits von der Stadt. Zua gelang es nicht, sich von ihm zu lösen. Stets blieb er in seiner Nähe. Er wachte vor seinem Fenster und sah zu, wie dieser nächtelang poetische Zeilen schrieb. Die Liebe hatte ihn dazu beflügelt. Zua wusste, an wen diese Briefe gerichtet waren. Er hatte sie zusammen gesehen. Ein wunderbares Paar, dessen gegenseitige Zuneigung für jeden deutlich zu erkennen war. Sie hatte ihm bereits ein Porträt von sich geschenkt, welches in ein winziges Bronzeamulett gebettet war. Sie war eine Schönheit. Ihre Gesichtszüge glichen Mairas auf eine bizarre Weise. Auch Mia hatte rötliches Haar. Wie sehr brannte damals der Wunsch in Zua, eine solche Liebe auch für sich zu finden. Er wollte dieser Bredano sein, aber er konnte es nicht über sein Herz bringen, ihm das Leben zu nehmen und dieses weiterzuführen, als wäre er selbst dieser Mann. Der wahre Bredano hätte ihm gefehlt und er hätte wehmütig auf das zurückblicken müssen, was er durch jenen Mann bereits alles erfahren hatte.
Sehnsucht, die Dankbarkeit darüber Mitgefühl zu spüren, Tatendrang. Er blieb ihm nah und war dabei, als Bredano den Verlobungsring für seine Angebetete aussuchte. Seine ganzen Ersparnisse hatte er dafür aufgebracht, damit er seiner Mia, den Ring, aus dünnem Gold überreichen konnte. Sogar ein winziger Rubin war darin eingefasst. Zua hatte sich mit ihm gefreut, aber in ihm stieg auch einmal mehr der Neid auf. Wie sehr hatte er sich gewünscht so zu sein wie er. Bredano hatte den Augenblick herbeigesehnt, indem er endlich um Mias Hand anhalten würde und so hielt er, recht unvorsichtig, jenes Schmuckstück, gut sichtbar in seiner Hand. Verpackt in einer winzigen Schatulle. Die Abkürzung, die er genommen hatte, um noch schneller bei ihr sein zu können, wurde ihm schließlich zum Verhängnis. In der kleinen Gasse hatte ein Mörder bereits auf ihn gelauert und ihm seine Kehle mit einem schmutzigen Messer durchgeschnitten. Alles war so schnell vorüber, dass Bredano nicht einmal die Gelegenheit gehabt hatte, sich zu wehren.
In einer Zeit, in der die Menschheit durch eine Electio von der Seite der Hölle geleitet wurde, war es Zua unmöglich einzuschreiten. Solche Morde gehörten zur Tagesordnung. Der Mörder war mit seiner knappen Beute bereits auf und davon, als Zua sich zu Bredano hinunterbeugte und ihm seine, in die Leere starrenden Augen schloss.
Er wartete bis nach der Beisetzung, um sich seinen Körper zu nehmen, damit sein Vater und Mia von ihm Abschied nehmen konnten. Sie sollten ihn nicht suchen müssen, denn wenn Zua sich erst mal seinen Körper zu eigen gemacht hatte, würde er so weit weg wie möglich, aus dieser Stadt verschwinden. Zumindest für eine so lange Zeit, bis irgendwann niemand mehr da war, der sich noch an den ursprünglichen Bredano erinnerte. Als er in der Familiengruft der Petalovics in den toten Körper stieg und diesem dadurch frisches Leben einhauchte, beschloss er diesen Mann ewig zu ehren und ihn als sein Vorbild zu wahren. So kam es, dass aus dem Dämon Zua, Breda wurde.
Er atmete tief ein und aus und ließ seine Augen wieder auf Maira ruhen. Sie hatte unverkennbar etwas von Mia an sich. Vielleicht war es dieselbe Seele. Er lächelte berührt, als sich Maira zu ihm umdrehte.
Die Zeit für Bredano Petalovics Geschichte war noch nicht gekommen. Sicher würde er sie Maira irgendwann erzählen, aber nicht hier und heute.
Electio
Es roch modrig und tot. Es war kalt und damit alles andere, als das, was sich Breda für ihre erste gemeinsame Nacht für sie beide gewünscht hatte. Die gemauerten Wände waren feucht und moosbewachsen. Grundwasser tropfte zwischen den Steinen herunter und traf schallend auf den kalkbenetzten Boden.
„Du frierst ja.“ Er zog sein Hemd aus und legte es ihr um die Schultern.
„Ist schon gut“, antwortete Maira mit zittriger Stimme.
„Hast du Angst?“ Er unterbrach den Versuch mithilfe ein paar hereingewehter Äste, ein Feuer anzuzünden und stand hellhörig neben dem steinernen Sarg, der
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