Est Electio: Dämonische Versuchung (German Edition)
zerstörten sich gegenseitig. Ciprian lag sterbend am Rande. Schnell erfasste sie seine Seele und löste sie mit einer solchen Leichtigkeit, dass sie sich mehrmals umblickte, um sicherzugehen, dass sie es auch wirklich geschafft hatte. Dass sie sich von Caelicola entfernt hatte, ohne dass er ihr folgte. Ciprians Seele trug sie mit sich, als sie sich auf den Rückweg in die Gruft machte.
Dort wurde Breda Zeuge, wie vor ihm ein glühendes Licht erschien, welches sich unaufhörlich um die eigene Achse drehte. Maira richtete sich im Sitz auf und schob es, mit ihren Handflächen, weiter auf Breda zu. Alles geschah beinahe selbstständig. Als hätte sie so etwas nicht zum ersten Mal getan. Sie öffnete ihre Augen, die von einer weiß-silbrigen Farbe eingenommen waren. Das Licht umhüllte sie und es breitete sich in Windeseile in der ganzen Gruft aus, sodass diese in einer noch nie dagewesenen Helligkeit erstrahlte. Ehrfurcht hatte sich neben der Angst vor dem Unbekannten auf Bredas Miene gelegt. Dennoch konnte er seine Augen nicht von dem abwenden, was sich in diesem Moment zwischen ihnen abspielte. Maira war in einer Art Trance, als Ciprians reine Engelsseele vor ihr in der Luft schwebte. Eine gleißende Gestalt, voller Anmut. Kein festes Wesen mehr, sondern einzig und allein die Verkörperung der himmlischen Macht, in Form von Licht. Maira blinzelte nicht, ihre Augen waren starr auf die Seele gerichtet. Breda hatte Mühe nicht geblendet zu werden. Er versuchte standhaft zu bleiben, damit die Reinheit der bloßen himmlischen Macht ihn nicht in die Knie zwingen würde.
„Maira“, flüsterte Ciprians Seele. „Ich bin immer bei dir.“ Und es war, als käme seine Stimme von überall her. Dann bewegte sich das Licht. Es floss von oben in Bredas Körper hinein, wie das klare Wasser einer Bergquelle, das sich im Tal sammelte. Breda krümmte sich. Würgend hielt er sich den Bauch und fiel gleich darauf taumelnd auf die Knie.
Langsam kam Maira zu sich. Die weiß-silbrige Farbe hatte ihre Augen verlassen, so schnell, als wäre sie niemals da gewesen. Sie sog die Atemluft derart tief in sich ein, dass man meinen konnte, sie wäre soeben von einem Tauchgang an die Oberfläche geschnellt und hätte unter Wasser gefährlich lange ohne Sauerstoff zugebracht.
Sie schüttelte sich. Es dauerte einen Moment, bis sie sich in der Gruft wiedergefunden hatte und begriff, was gerade geschehen war.
Sollte sie es tatsächlich vollbracht haben?
Breda kniete immer noch mit gesenktem Kopf auf dem Boden, er keuchte und dann, auf einmal, hielt er die Luft an. Er schluckte, als er ruhig zu ihr aufblickte. Seine Haut glühte in einem unscheinbaren hellen Ton, der immer nur dann sichtbar wurde, wenn der Kontrast zum dunklen Gemäuer ihn kennzeichnete. Ein Leuchten ging von ihm aus. Ein Licht, welches sich allmählich verlor, je mehr Atemzüge er tat. Maira erhob sich vom Boden und ging auf ihn zu. Sie umkreiste ihn, während sie auf ihn herabsah. Solange bis sie direkt vor seinem Gesicht stehen blieb. Stockend bewegte er seinen Kopf. Er blickte zu ihr auf und sie sah, wie sich das gleißende Licht in seinen Augen gesammelt hatte. Er blinzelte mehrmals.
Während sein linkes Auge rasch seine ursprüngliche, braune Farbe zurückerlangt hatte, festigte sich das Licht im Rechten und ließ es hellblau erstrahlen. Maira erkannte Ciprians schimmernden Glanz darin. Das unvergleichliche Bergseeblau würde sie stets vor sich haben und wann immer sie in Bredas Gesicht blickte, würde sie auch Ciprian in ihm erkennen, denn seine Seele war nun unumkehrbar mit Bredas vereinigt. Sie hatte es tatsächlich geschafft!
„Wie geht es dir?“, fragte Maira und strich über Bredas Haarschopf. Er spähte in den Raum. Unsicher und suchend. Wie jemand, der gerade erst geboren worden war.
„Bist du noch du?“ Maira schmunzelte aufgrund ihrer Formulierung, dann suchte sie verstohlen seinen Blick. Zu groß war ihre Angst, er könnte sich vielleicht doch verändert haben. Schließlich hatte sie, soweit sie dies wusste, so etwas zum ersten Mal getan. Nie zuvor hatte sie die Kräfte, die ihr das Pentagramm verlieh, in dieser Weise angewandt.
Breda tastete nach ihrer Hand, ganz fest drückte er sie, erleichtert und voller Erlösung. Auch als er lächelte, dachte sie wahrhaftig ein Stück von Ciprian in ihm zu erkennen. Ihre beiden Liebsten waren zu einem Einzigen verschmolzen.
„Breda?“ Ihre Frage war an ihn gerichtet, aber eine Antwort bekam sie von beiden, als
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