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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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freien Zimmer eingesperrt, wir brauchen uns also keine Sorgen mehr zu machen, daß deine Familie das arme Ding umbringen könnte, während wir fort sind. Mutter Krötenhauch sagt, du sollst das Kapitel zwölf in deinem Buch studieren; da stehen ein oder zwei Absätze darüber drin, wie man wilde Magik einfängt.«
    »Er soll wilde Magik einfangen, indem er sie mit Soße begießt?« fragte Scandal.
    Die ehemalige Welfie rollte die Augen genauso, wie Scandal es zu tun pflegte, wenn er einem mitteilen wollte, daß man soeben zwar etwas furchtbar Dummes gesagt hatte, daß er sich aber kulanterweise in Geduld üben wolle. Allerdings mochte der Kater es überhaupt nicht, wenn er seine, eigene Medizin zu schmecken bekam.
    »Wilde Magik einzufangen kann man nicht einfach nur lernen, indem man ein Buch liest«, erwiderte Mysti. »Dieses Geheimnis wird nur von einem Zauberer an den anderen weitergegeben.«
    »Wie kommt es dann, daß Kendar und ich den Klumpen vom alten Thengor abbekommen haben, he?« fragte Scandal sie herausfordernd.
    »Und Gryms Schwert auch«, fügte ich hinzu.
    »Das war keine wirklich wilde Magik«, konterte Mysti.
    »Thengors Vorrat war es gewöhnt, gezähmt, bemeistert und domestiziert zu werden. Seine Magik wollte ein neues Zuhause haben, einen neuen Meister - und zwar nicht nur jene Teile, die dann an euch haften blieben, sondern auch alle verstreuten Stücke. Hätte man diese Magik nach seiner Tod lange genug in Ruhe gelassen, wäre sie wieder verwildert und hätte sich verteilt. Dann hättest du sie auch nicht so leicht einfangen können.«
    Ich dachte über das Gesagte nach. »Wild, gezähmt, verteilt, eingefangen, weil sie einen neuen Meister haben wollte?
    Du klingst so, als wäre Magik etwas Lebendiges.«
    »Schlimmer noch: Du klingst so, als wäre sie so etwas wie ich«, warf Scandal ein.
    Mysti zuckte die Schultern. »Ich weiß nur, was Mutter Krötenhauch mir gesagt hat. Dazu gehört auch der Teil mit deiner Buchlektüre und der Sauciere. Solltest du zufällig auf irgendwelche anderen Bruchstücke aus Meister Thengors ursprünglicher Sammlung stoßen, werden die sowieso gleich von dir angezogen. Mutter Krötenhauch sagt, du könntest versuchen, sie so abzuzapfen, wie es in Kapitel Zwölf steht, und sie in der Sauciere aufbewahren, bis du gelernt hast, sie selbst in dich aufzunehmen.«
    »Eine Kraft, stark genug, um euren Planeten in eine Brezel zu verwandeln, und da verlangt ihr von dem Jungen, er soll sie in einem Stück Tafelgeschirr aufbewahren, das nicht einmal einen Deckel hat.«
    Scandal kicherte. »Wenn’s wenigstens eins von diesen Feriggerichten wäre, bei denen man immer erst den Deckel aufstoßen muß, bevor man sie runterwürgt, würde ich das einsehen.«
    »Aufstoßende Gerichte? So einen Unfug habe ich ja noch nie gehört!
    Willst du mich verhöhnen, Kreatur?« Mysti sah aus, als wolle sie ihre Fleischdiät sofort mit Scandal beginnen. »Ha! Das beweist doch nur, wie wenig Ahnung du hast. Das ist schließlich eine verzauberte Sauciere.«
    Der Kater lachte so heftig, daß er beinahe die Dachluke hinabrollte, als Grym diese aufstieß und sich zu uns gesellte.
    Der Barbar trug ein großes, eng zusammengerolltes Bündel über eine Schulter geschlungen. In der freien Hand hielt er einen bedeckten Flechtkorb.
    »Fürwahr, das Tier ist voller Heiterkeit«, bemerkte er.
    »Das beut Gutes, zeigt doch, daß die Götter in milder, frohgemuter Stimmung sind.«
    »Es zeigt nur, daß dieser Kater soviel Gehirn hat wie ein in Scheiben geschnittenes Radieschen, fürwahr.« Vielleicht lag es ja arn Wetter, aber ich meinte, Dampf aus Mystis spitzen Ohren austreten zu sehen.
    »Da.« Sie drückte mir die Sauciere in die Hände. »Mach damit, was du willst. Ich habe jedenfalls Mutter Krötenhauchs Nachricht überbracht, damit bin ich fertig. Hör von mir aus lieber auf den Kater, wenn du glaubst, daß der auf alles eine Antwort hat.«
    Scandal baute sich zwischen uns auf. »Weißt du was, Feenliebchen«, sagte er, die Barthaare zu einem arroganten Winkel abgestreckt, »das ist das erste vernünftige Wort aus deinem Mund. Also gut, die Zeit quengelt. Schwingt die Hufe, Leute!«
    Wir arbeiteten in aller Stille. Es gab nicht viel zu tun.
    Grym entrollte das große Bündel, das sich als der flügelgefleckte weiße Teppich herausstellte, den Mysti und ich als Hochzeitsgeschenk bekommen hatten. Dann stellte er den Flechtkorb genau in der Mitte des regenbogenfarbenen Teppichs ab. »Frühstück«,

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