Esther Friesner
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die funktioniert also wie eine Art Speicherbatterie - Mysti leitet sie von dort in die Welfie-Magie des Teppichs, und Kendar steht auf dem Teppich und schließt damit den Kreislauf.«
»Wie eine Ehe, meinst du wohl?« Gryms Stirn furchte sich.
»Oder so ähnlich. Mann, mich darfst du nicht fragen, ich bin doch bloß der Katalysator.« Scandal leckte sich gedankenverloren eine Pfote. »Ich weiß nur eins, wenn auch nur ein einziger Kontakt gelöst wird, damit jemand mir den Pelz zerzausen kann, geht die ganze Sache in die Hose.«
»So soll es sein. Die Götter haben gesprochen, wiewohl die Hälfte sich anhört wie göttliches Kauderwelsch.«
»He, von dir verlangt ja schließlich auch niemand, daß du den Edison spielen sollst! Aber du siehst es doch selbst: Eine bestimmte Anordnung, und es funktioniert. Eine andere - nada!«
»Wahrlich, dem ist so.« Grym nagte sich gedankenverloren am Daumen. »Willig war’ ich wohl, in eurer Gesellschaft zu reisen, auf daß die Hände ich dem Tiere auf den Rücken legte. Doch wagen dürfen wir es nicht. Einer muß zurückbleiben, der Hexe Wohlergehen wohl zu sichern.«
»Auf jeden Fall könnten wir noch ein paar Hände gebrauchen«, stimmte Scandal zu. »Selbst wenn die mich nur in die falsche Richtung massieren.«
»Schade, daß Curio gegangen ist«, meinte Mysti. Es klang ein bißchen zu traurig, was mich ärgerte.
»Schade auch, daß Milkum gegangen ist.« Meine Stimme hatte einen eindeutig höhnischen Unterton. »Der wäre genauso nützlich gewesen.«
»Aber nein!« Mysti klimperte mit den Augenlidern. »Ich finde, Curio hat sehr viel geeignetere Hände. Denkst du, wir können ihn besuchen, wenn wir in der Hauptstadt sind?«
»Nein.« Ich sagte es sehr barsch. »Sie haben Gut Uxwutsch zwar vor uns verlassen, aber sie reisen zu Pferd nach Gladderadatsch. Wir werden bereits hin und zurück sein, bevor …«
Mit einem Knall sprang die Dachluke auf. »Aha!« dröhnte mein Bruder, ein Kurzschwert schwenkend. »Wußte ich doch, daß ich hier oben jemanden gehört habe! Was tut ihr hier, hä?«
»Wie hast du uns hören können?« Baseharts plötzliches Auftreten lahmte mich fast. »Dein Zimmer liegt doch vier Stockwerke tiefer.«
Zur Antwort faßte mein Bruder sich an den Kopf und stöhnte. »Nun schrei doch bloß nicht so, um Wedwels willen! Hast du denn überhaupt kein Mitleid mit einem Mann, der einen Calabash-Kater hat? Und du …!« Er zeigte auf Scandal. »Hör auf, hier rumzustampfen!«
»Hör mal, Basehart, im Augenblick bist du der einzige, der hier schreit. Warum gehst du nicht wieder nach unten und legst dich ins Bett? Ich verspreche dir, wir werden dich nicht wieder stören.«
»O nein, das wirst du nicht tun.« Basehart fuchtelte mit dem Schwert in meine Richtung. »Ich sehe schon, was du vorhast. Das ist irgendeine böse Magie, die du hier gerade verzapfst. Zoltan hat mich gewarnt, daß du deine Kräfte nicht benutzen kannst und statt dessen immer nur bösartige Dämonen zitierst.«
»Wie soll ich denn mit meinen Kräften bösartige Dämonen zitieren, wenn ich sie nicht benutzen kann?« Ich hielt das eigentlich für eine sehr vernünftige Frage. Allerdings hatte ich auch vergessen, daß ich mit meinem Bruder sprach.
»Versuchst es wohl mit schnellem Zungenschlag, Zauberer? Mich legst du nicht rein. Du willst doch nur einen bösen Dämon heraufbeschwören, damit er die Mauern von Gut Uxwutsch einreißt und deine Freundin die Hexe entkommen kann.«
»Basehart, wenn ich einen bösen Dämon herbeizitieren könnte, würde ich ihm erst einmal auftragen, dir etwas Verstand in den Schädel zu prügeln. Glaubst du etwa wirklich …?«
»Warte, o wahrhaft böser Meister Kendar!« Mysti sprang auf die Beine. Die Sauciere hatte sie an den Busen gedrückt.
»Im Namen aller finstrer Zauberkunst, ich erbitte einen Waffenstillstand!«
»Hä?« Sie wies mich mit einer Grimasse an, das Spiel mitzuspielen.
»Ach so. Ach so, klar. Waffenstillstand. Ja, wahrhaftig. Nur zu.«
Jetzt sprach die frühere Welfie zu meinem Bruder - mit einer Stimme wie warmer Honig. »Edler Krieger, ich sehe schon, daß es sinnlos ist, etwas vor deiner allgesichtigen Weisheit verbergen zu wollen.« Mit glühenden Augen schlüpfte sie auf ihn zu. »Deshalb bist du meine einzige Hoffnung. Nein, die einzige Hoffnung von ganz Orbix!«
»Darauf kannst du einen lassen«, sagte Basehart nur zu gern. Und dann: »Hoffnung - worauf?«
Zur Antwort ließ Mysti sich in seinen Armen zerschmelzen
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