Esther Friesner
untergekommen ist, hat er auch dafür Sorge getragen, daß die Regierungsleute prompt erfuhren, daß Edelherr Lucius Parkland Gangle eine Hexe in seiner Gewalt hat. Die werden einen vollständigen Bericht darüber haben wollen, wie er mit ihr umgeht, und wenn die Hexe einfach verschwindet, bevor ihr der Prozeß gemacht werden kann, wird man Paps dafür zur Verantwortung ziehen. Ich muß unbedingt mit ihr sprechen, um herauszubekommen, ob sie vielleicht irgendwelche Ideen hat, wie wir sie legal befreien können, ohne daß jemand darunter leiden muß.«
»Nur daß Adlerauge leider nicht das Verlies findet«, sagte Scandal, spazierte endlich unter dem Bett hervor und baute sich zu Lucys Füßen auf.
»Wenn das alles ist, was ihr wollt, kann ich euch ja von Curio den Weg zeigen lassen«, bot Lucy an. »Er hat mal dort unten für eine Szene aus So lüstern war mein Häftling Modell gestanden.« Ihre Augen bekamen ein durchtriebenes Glitzern. »Er wird sogar dableiben und warten, um euch hinterher den Weg wieder aus dem Verlies heraus zu zeigen, sofern du versprichst, Paps kein Sterbenswörtchen über meine Bücher zu erzählen.«
»Wie kommst du darauf, daß wir nicht wieder hinausfinden könnten?«
»Das hat der Maler auch gesagt, der beim ersten Mal mit Curio hingegangen ist. Er hat die Szene gemalt, dann sollte Curio sie nach oben bringen, und er wollte etwas später nachkommen, nachdem er ein paar Skizzen von den Zellen angefertigt hatte. Seitdem ward er nie wieder gesehen.«
»Aber die Preise für seine Bilder sind seitdem ganz hübsch gestiegen«, warf Milkum fröhlich ein.
Ich kapitulierte. »Also gut, abgemacht. Dein Geheimnis ist bei uns in Sicherheit. Und überhaupt, falls die Leute doch alles über Raptura Eglantine herausbekommen sollten, wird dich sowieso kein anständiger Mann mehr heiraten, und da du ja nicht heiraten willst …«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Stimmt, hast du nicht. Aber ich weiß ja, daß du niemanden heiraten willst, den du gar nicht liebst …«
Mysti brach plötzlich in Tränen aus und rannte aus dem Zimmer. Ich lief hinter ihr her, ihren Namen rufend. Niemand stürzte in den Graben. Als ich sie eingeholt hatte und sie fragte, was denn los sei, schlug sie mich gegen den Arm und spuckte: »Nichts!« Ich werde Welfies nie verstehen.
Als ich Mysti zurückgebracht hatte, war Curio inzwischen bereit, uns zu Mutter Krötenhauchs Zelle zu führen. Es sind erstaunlich kurze Strecken von hier nach dort auf Gut Uxwutsch, wenn man nur den Weg kennt. Kurze Zeit später standen wir in einer Reihe vor der eisenvergitterten Tür der Hexe. Es gab keine Kerzen und Fackeln, und so formte ich meine Hand zu einer Schale und rief etwas Magik herbei, um uns Licht zu spenden.
»Junge, Junge«, sagte Mutter Krötenhauch, nachdem ich ihr erklärt hatte, wie es in Sachen Prozess um sie stand. »Und das soll schon bald sein, sagst du?«
»Paps sagt, daß er es noch ein wenig hinauszuzögern versucht, wenn ich ihm dabei helfe, herauszubekommen, woher meine Schwester Lucy ihre Lektüre hat.« Ich seufzte.
»Jetzt kann ich ihm unmöglich die Wahrheit erzählen, und dabei ist er ein Mann, der gern Ergebnisse sieht. Außerdem ist da noch der Ärger mit Norris.«
»Ach, mein armer, lieber Oktopus!« rief die Hexe. »Geht es ihm denn gut?«
»Er vermißt dich, und das läßt er auch das ganze Haus wissen. Ich versuche Paps und Basehart davon abzuhalten, ihn zu töten.«
»Das wirst du nicht ewig tun können.« Mutter Krötenhauch klang düster. »Wenn man mich der Hexerei für schuldig befindet, wird man mich hängen, und das Gesetz verlangt, daß meine Haustiere dann vernichtet werden.«
»Warum? Weil die glauben, daß Norris ein böser Geist ist, der dir bei dunklen Zaubern hilft?«
»Nein, weil es unmöglich ist, ein gutes Zuhause für ausgewachsene Haustiere aufzutreiben und die Behörden sich nicht darum kümmern wollen. Kleine Oktowelpen und Hushpuppies lassen sich noch leicht unterbringen, aber wenn sie nicht mehr so süß sind, na ja …« Sie zuckte die Schultern. Dann erblickte sie Curio durch die Gitter. »Da wir gerade von süß sprechen - bist du vielleicht schon mal eine Kröte gewesen?«
»Mutter Krötenhauch, wie können wir dir helfen?« fragte Mysti.
»Ich könnte Zoltan immer noch geben, was er haben will«, warf ich ein.
»Davon will ich nichts mehr hören!« Die Hexe blieb eisern.
»Gib so einem Schwerenöter einen Zoll, und schon nimmt er sich ein ganzes Königreich. Ich
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