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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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würde lieber sterben als mit ansehen, wie diese ganze Macht Zoltan in die Hände fällt.
    Solange du sie hast, Kendar, wissen wir wenigstens, daß sie nicht zu bösen, selbstsüchtigen Zwecken verwendet wird.«
    »Denn schließlich wissen wir ja auch, daß er sie sowieso so gut wie überhaupt nicht verwenden kann«, bemerkte Scandal. Er zwinkerte mir zu.
    »Noch!« konterte die Hexe.
    »Wir müssen aber irgend etwas unternehmen.« Mysti war entschlossen. »Ich lasse nicht zu, daß sie dich einfach umbringen.«
    »Ich auch nicht«, sagte ich. »Mein Vater ist ein erwachsener Mann.
    Er kann schon für sich selbst sorgen. Was könnten ihm die Leute von der Behörde denn schlimmstenfalls antun, wenn er eine Hexe entkommen läßt?«
    »Ihn auf dieselbe Weise bestrafen, wie sie mich bestraft hätten«, erwiderte Mutter Krötenhauch leise. »Er würde hängen.«
    Meine Lippen waren plötzlich völlig ausgetrocknet. »Vielleicht …
    vielleicht könnte ich meine Magik ja dazu benutzen, um uns alle von hier fortzuschaffen, weit weg, auf die andere Seite von Orbix. Dich, mich, Paps, Mama, alle, vielleicht sogar alles auf Gut Uxwutsch, und …!«
    »Kendar, Lieber, jetzt faselst du aber dummes Zeug.« Die Stimme der Hexe war sanft und gütig. »Das kannst du nicht.
    Dazu fehlt dir das Können. Dazu fehlt dir die Macht. Ich darf zwar selbst keine Magik benutzen, aber ich weiß, daß sie ihre Grenzen hat, selbst wenn jemand über soviel davon verfügt wie du. Die großartigsten Transportzauber, die ein Zauberer vollbringen kann, bestehen gerade mal darin, die Dinge schweben zu lassen, und selbst das kannst du nicht bis in alle Ewigkeit aufrechthalten.« 
    »Es ist hoffnungslos«, stöhnte ich.
    »Aber, aber!« Mutter Krötenhauch versuchte mich zu trösten. »Wenn es zum Schlimmsten kommt, kannst du wenigstens noch ein gutes Wort für mich vor Gericht einlegen.
    Mysti könnte sich auch anbieten und allen erzählen, wie ich geholfen habe, sie zu heilen. Wenn ich vielleicht nachweisen kann, daß meine Magie den Menschen hilft …«
    »Ich bin nicht gerade ein Mensch«, murmelte Mysti.

    »Ach? Du liebe Güte, das stimmt ja. Obwohl du strenggenommen auch keine Welfie bist. Ich hoffe nur, du beantragst nicht irgendwelche Urkunden. Die Büro-Ratten verabscheuen es, wenn man die Formulare nicht eindeutig genug ausfüllen kann. Immer nur nach Vorschrift, immer nur nach Vorschrift, etwas anderes verstehen die nicht.«
    »Könntet ihr euch bitte etwas beeilen?« fragte Curio. »Die Zeit wird knapp. Gleich werden die richtigen Wächter eintreffen, und bis dahin müssen Milkum und ich weg sein. Es ist eine lange Reise zurück in die Hauptstadt.«
    »Die Hauptstadt!« Mutter Krötenhauch klatschte entzückt in die Hände. »Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen? Kendar, Lieber, komm doch mal her. Ich habe plötzlich eine Idee.«
    Sie begann, mir etwas zuzuflüstern.

KAPITEL 26
    Es war ein schöner heller, windiger Morgen, als wir uns anschickten, Gut Uxwutsch zu verlassen. Die Morgendämmerung lag nur noch einen Lichtschimmer weit entfernt.
    Niemand war gekommen, um uns zu verabschieden oder uns die besten Reisewünsche mit auf den Weg zu geben. Das lag daran, daß niemand wissen sollte, daß wir aufbrachen - und daß wir auch gar keinen Weg nehmen würden, um ans Ziel zu kommen.
    Scandal und ich waren als erste auf. Nach der letzten Nacht des Umherirrens durch die Säle und Gänge sowie der Entdeckung von Lucys schmachvollem Geheimnis fühlte ich mich zu erschöpft, um zu schlafen. Die Augen des Katers dagegen leuchteten, er war fröhlich und zu allen Schandtaten bereit, was mich nur noch reizbarer machte.
    Um mir nicht ständig Gedanken darüber zu machen, wo die anderen nur blieben, beschloß ich, die Wartezeit mit Üben zuzubringen.
    »Also gut, wie klingt denn das?« fragte Scandal. Ich kniete mich auf das Dach von Gut Uxwutsch, neigte den Kopf und deklamierte: »Euer Majestät, im Namen der Wahrheit und der Gerechtigkeit flehe ich Euch an, den schützenden Mantel Eurer Gnade über Eure unwürdige, aber treue Untertanin, Mutter Krötenhauch, zu werfen.« Ich hob den Blick, um zu sehen, wie der Kater darauf reagierte.
    Scandal hatte sich über den Dachrand gebeugt und gab würgende Geräusche von sich, seine Schulterblätter zuckten heftig.
    »Nicht gut?« Ich hörte mich wohl etwas pikiert an, weil ich es auch war. Der Kater hörte auf zu krampfen und warf mir einen skeptischen Blick zu. »Och nö, war doch sehr bewegend.

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