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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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Besonders der Teil mit dem Mantelschmeißen hat mich sehr beflügelt.«
    Das nahm ich ihm übel. »Ich vermute, du könntest es wohl besser, wie?«
    »Das weißt du doch, Kichererbse. Aber nach allem, was ich so höre, ist der Hof von König Steffan nicht gerade der geeignete Ort für Überraschungen. Eine Katze ist ja schon schlimm genug, aber auch noch eine sprechende Katze? Das haut doch nie hin. Deine Leute glauben ungefähr auf dieselbe Weise an Katzen wie meine an Einhörner. Wenn ich da aufkreuze und mich für das alte Mädchen ins Zeug werfe, wird die erste Reaktion so aussehen, daß sie so tun, als wäre ich gar nicht da. Es kann zwar nicht schaden, auch etwas verrückt zu sein, wenn man im Regierungsgeschäft ist, aber wenn du wirklich plemmplemm bist, könnte es sein, daß sie dich zur Armee versetzen. Sollten sie dennoch beschließen, mich überhaupt wahrzunehmen, werden sie als nächstes mal den Spirituosenschrank überprüfen. Und wenn sie dann festgestellt haben, daß sie weder verrückt noch besoffen sind, werden sie zu dem Schluß gelangen, daß geistig gesunde, nüchterne, ehrliche Leute es nicht nötig haben, sich so etwas gefallen zu lassen, und schon packen sie mich auf die Schiene und schieben mich aus der Stadt. Falls sie mich überhaupt mit dem Leben davonkommen lassen.«
    »Tun deine Leute so etwas mit Einhörnern?« fragte ich.
    »Wie schaffen sie es denn, daß die auf den Schienen ihr Gleichgewicht halten?«
    »Egal. Mach du dich mal lieber wieder dran, eine gute unterwürfige Rede für die Begegnung mit König Steffan zu texten.«
    Ich schritt auf dem Dach auf und ab. »Das ist gar nicht so einfach.
    Ich habe noch nie um königlichen Pardon ersuchen müssen.«
    »Es ist das einzige, was Mutter Krötenhauch retten wird« erinnerte Scandal mich.
    »Ich weiß, ich weiß. Wie wäre es denn hiermit: O großen und mächtiger Monarch …!
    »Kerl, Kerl! schnaubte Scandal. »Warum sagst du einfach zu ihm: König, ich habe mir den größten Batzen Magik gekrallt, den dieses Reich je zu Gesicht bekommen hat, und ich weiß auch damit umzugehen. Also, nun laß mal schön eine Begnadigung für meine Freundin Mutter Krötenhauch rüberwachsen und streich deine dämlichen Anti-Hexengesetze, dann werde ich dich vielleicht - ganz vielleicht - nicht in einen Flamingo verwandeln. So, fertig!
    Ganz einfach.«
    »Ich kann den König aber gar nicht in einen Flamingo verwandeln«, wandte ich ein. »Ich weiß ja nicht mal, was ein Flamingo ist.«
    »Ich aber. Da können wir dann ja zusammenarbeiten«, versicherte mir Scandal. »Wenn wir Glück haben und der König schlau genug ist, kommen wir allerdings gar nicht erst bis zu den Flamingos; aber wenn er es lieber auf die harte Tour versuchen möchte, steht er plötzlich auf einem Bein da und siebt sich die Krabben durch die Nase, bevor du auch nur Wiesenzierde sagen kannst.«

    Jedesmal, wenn Scandal derart heftig wurde, wurde ich nervös. Der Kater steckte zwar ständig voller großer Pläne, aber ratet mal, wer sie dann hinterher umsetzen sollte? Und ratet gleich mal mit, wer einen auf den Deckel bekam, wenn es nicht funktionierte? Scandal sagte, das liege daran, daß er eher ein Typ der Exekutive sei. Ich wußte jedenfalls nur, daß »Exekutive« ganz furchtbar ähnlich wie Exekution klang.
    Ich seufzte. »Ich wünschte, ich hätte wenigstens eine echte Zauberkutte. Dann würde es viel glaubwürdiger klingen, wenn ich König Steffan androhe, ihn in einen flammigen Dingo zu verwandeln.«
    »Flamingo. Das ist ein großer, häßlicher rosa Vogel mit Beinen wie Stelzen und einem Schnabel, der so aussieht wie ein umgekipptes Kanu. Auf meiner Welt sieht man die Viecher an vielen Orten.«
    »Ach ja?« Ich kratzte mich am Kopf. »Und trotzdem habt ihr noch Probleme mit ganz gewöhnlichen Einhörnern?«
    Die Bodenklappe ging auf, und Mysti kam aufs Dach geklettert, nachdem sie einen kleinen Reisesack hinausgeschleudert hatte. Sie hatte das häßliche Zeltkleid abgelegt, mit dem Mutter sie beglückt hatte, und trug statt dessen einen Satz alter Kleider von mir. Die Hose paßte ihr zwar prima, aber der Kittel war hier und dort etwas zu eng.
    Genau wie mein Brustkorb, als ich sie anblickte. »So, ich habe sie«, verkündete sie und klopfte dabei auf die Gürteltasche an ihrer Seite.
    »Was hast du?«
    »Mutter Krötenhauchs Sauciere. Grym und ich haben uns aus Uxwutsch geschlichen und sind zu ihrer Hütte gegangen, um sie zu holen. Norris haben wir übrigens in einem der

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