Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
Vom Netzwerk:
einmal mehr zu ihm niederbeugte, um seinem Herzschlag zu lauschen, wurde ihr schimmerndes Haar zu einer Wolkenmasse, die über die Gipfel zog. Der Dämon huschte durch das Gras und schnatterte vor bösartiger Freude. Er war grünhäutig und klumpig, sein Gesicht bestand fast nur aus Maul, ein Maul, das wiederum fast nur aus Zähnen bestand. Er war unterwegs, um Grym den zweiten, tödlichen Biß zu verabreichen.
    Ich brach einen Bambusstab ab und spitzte ihn vorne grob zu. Es war zwar kein richtiger Speer, doch als ich ihn warf, war seine Bahn stabil genug, um den Dämon voll zwischen den Schultern zu treffen. Er schrie auf und fuhr zu mir herum. Schwarzes Gift troff von seinen Fängen. Unbeholfen griff er hinter sich, bis er den Speer aus seinem Rücken ziehen konnte. Dann stieß er mit weit aufklaffendem Maul ein schreckliches Zischen aus und griff an.
    Ich hatte noch nie zuvor in meinem Leben ein Schwert benutzt, doch der feurige Ritter, den meine Magik erschaffen hatte, hatte schon zu König Steffans Unterhaltung siegreich gegen ein Dutzend Drachen gekämpft. Gemeinsam wichen wir mühelos dem ersten Angriff des Dämons aus und schlugen ihm eine blutige Seitenwunde, als er an uns vorbeistürmte. Das Ungeheuer verließ sich auf seine kleine Größe und den tödlichen Biß, nicht aber auf sein Gehirn. Es war so töricht, dieselbe Taktik zu wiederholen, die es bei seinen riesigen Opfern anzuwenden pflegte. Es schien nicht zu begreifen, daß dies ein Kampf in anderem Maßstab war.
    Einmal schaffte der Dämon es, mich umzustoßen. Im Zuge unseres Kampfs trampelten wir viele Halme nieder, allesamt glatt und klebrig geworden vom Blut des Ungeheuers. Ich hatte das Pech, in eine grüne, glitschige Pfütze des Zeugs zu treten, als die Kreatur gerade angriff.
    Ein leichtes Streifen seiner Schulter genügte, um mir die gepanzerten Füße unter dem Leib wegzuschlagen. Ich rollte ab und ging auf ein Knie, sobald ich den Boden berührt hatte - gerade noch rechtzeitig, um die Luft durch die Zähne des Dämons pfeifen zu hören, als seine Kieferladen sich an derselben Stelle schlossen, wo kurz zuvor noch mein Kopf gewesen war. Gift spritzte durch mein Visier und verfehlte nur knapp das Auge. Meine Wange brannte, obwohl ich mich in einem Leib befand, der selbst ein Werk des Feuers war.
    Ich kroch auf die Beine und stählte mich. Jetzt würde ich meinem Gegner nicht mehr mit Finten begegnen, ihm nicht mehr davontänzeln können. Das war nun vorbei. Mit hochgereckten Krallen und brüllendem Schlund raste das Ungeheuer auf mich zu. Die Geschicklichkeit, mit der ich auf den Dämon einstach und - hieb, war die des Ritters, doch die Befriedigung, die ich empfand, als die Klinge sich der Kreatur ins Herz bohrte, war allein die meine.
    Als ich ihr den Kopf abschlug, stieg das grüne Blut überall um mich herum in einer Wolke aus glitzerndem weißen Nebel empor. Es roch nach Veilchen und spülte mir das Brennen des Dämons aus dem Gesicht. Ich seufzte und schloß die Augen vor Freude, als der Schmerz verebbte. Alles, was ich jetzt noch wollte, war: noch mehr von diesem köstlichen, heilenden Duft. Ich tat einen langen, tiefen Atemzug und roch …
    … Fisch?
    »Er ist wach! Schaut nur, er ist wach!« Mystis Stimme hallte mir in den Ohren. »Ist schon gut, du kannst aufhören, ihn abzulecken.«
    Ablecken? Ich öffnete ein Auge.
    »Tachchen, Boß«, sagte Scandal mit einem Lächeln. »He, hast du den kleinen Widerling erwischt? Quatsch, blöde Frage! Sonst wärst du ja wohl kaum noch am Leben. Saubere Arbeit, Bruce Lee! Ich hab’s ja schon immer gesagt, wenn man jemanden sucht, der Dämonen einen echten Tritt in den Hintern verpaßt, dann ist Kendar unser Mann.«
    »Du lebst«, stellte ich fest, beide Augen aufgerissen und gaffend.
    »Hast du ein Problem damit?«
    »Aber warst du nicht … ?« Ich wollte es nicht aussprechen, und so nahm Scandal mir die Mühe ab.
    »Das t-Wort? Toter als Disco, o ja. Ach, übrigens, während du geschlummert hast, haben dein Bruder und dein Vater die Seifen geholt, die Mutter Krötenhauch brauchte. Alle werden durchkommen, bis zu und einschließlich Tarzan.«
    »Du warst tot!«
    Scandal schüttelte den Kopf. »Weißt du, Boß, in dieser Welt kommst du nicht weit ohne Hochschuldiplom. Warst du nicht derjenige, der mir davon erzählte, daß auf Orbix die Geschichte von den Katzen, die neun Leben haben, genauso funktioniert wie die Immer-auf-die-Füßefallen-Nummer?«
    »Neun … neun … neun …« Ich konnte

Weitere Kostenlose Bücher