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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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tiefster Kehle und hatte die hell lodernden Augen auf etwas Unsichtbares geheftet.
    Whick-whick-whick machte sein Schwanz, der vor- und zurückpeitschte. Alle anderen Muskeln waren steinhart angespannt.
    »Vertrauenswürdig - von wegen, du Zwerg-Mephisto!« kreischte er und sprang ins Gras. Knurrend und spuckend schlug er mit gebleckten Krallen nach … nichts.
    »Das ist der Dämon!« schrie Lucy. »Zoltan hat gelogen! Er hat ihn doch nicht wieder gebannt! Der Kater ist klein genug, um ihn zu sehen! Ach, Kendar!«
    Zoltan schlang einen Arm um meinen Hals und nahm mich in den Schwitzkasten. »Eine Bewegung, und ich löse den Dämon von dem verdammten Tier, damit er auf der Stelle deine Schwester umbringt.«
    Ob er das wohl schaffen würde? War der kleine Dämon wirklich schnell genug? Ich wagte nicht, die Probe aufs Exempel zu machen.
    Ich konnte nur zusehen und beten, daß Scandal mehr Glück hatte als ich.

    Es sah danach aus - jedenfalls zunächst. Der Kater sprang vor, die Ohren flach angelegt, stieß mit der Pfote nach vorn, machte einen Satz zurück. »Erwischt!« krähte er.
    Ich glaubte, einen grünen Tropfen von der Spitze einer gebogenen Kralle fallen zu sehen. »Sprich dein letztes Gebet, du Ausgeburt des Hades!« Er duckte sich tief, zappelte mit den Hüften - und sprang.
    Sein Schmerzensschrei ließ mein Herz zerspringen. Er machte einen Satz in die Höhe, wedelte heftig mit den Vorderpfoten, als seien sie plötzlich beide auf einmal verwundet worden. Ich hörte Lucy die Luft einziehen und Zoltan laut loslachen, als Scandal sich auf den Rücken wälzte und erstarrt liegenblieb.
    »Das wäre erledigt«, sagte Zoltan. »Und jetzt komm, es sei denn, du möchtest lieber bleiben und mitansehen, wie das gleiche mit allen deinen - onk.«
    Man hätte eigentlich erwarten sollen, daß ein Mann ein sehr viel lauteres Geräusch von sich gibt, wenn man ihm eine gläserne Punschbowle auf den Kopf schlägt.
    »Oh, danke schön, Meister Thengor«, sagte Zoltan. »Ich verspreche dir, daß ich das perfekte Versteck für deine ganze Magik finden werde.« Dann streckte er sich auf dem Boden aus, um die Sache zu überschlafen.
    »Beeilung, Kendar«, sagte Lucy. Sie schob mir die Sauciere entgegen. Ihre Hände waren noch immer feucht von vergossenem Punsch. »Der Dämon hat jetzt niemanden mehr, der ihm sagt, was er zu tun hat. Du mußt ihn töten, bevor er Amok läuft.«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein.« Ich hatte einen Kloß in der Kehle.
    Wenn dieser sich erst einmal auflöste, würde ich Scandals Tod beweinen, also schnürte ich ihn nur noch fester und verwandelte ihn statt dessen in Zorn. Mein Kater - mein Freund - war klein genug gewesen, um den Dämon zu sehen, mit dem er gekämpft hatte. Klein -
    das war die Lösung. Gryms großes Schwert konnte der Kreatur nichts anhaben, aber ich kannte ein anderes, das dazu imstande war.
    Die Oberfläche der verzauberten Sauciere funkelte, als der Ritter in der lodernden Rüstung daraus hervorkam. Er stieg auf meine Handfläche und zog sein Miniaturschwert.
    Ich sprach die Worte, die ihm mitteilten, gegen welche Art von Drachen er zu kämpfen hatte. Ganz Flamme und Feuerwerk, salutierte er vor mir, als ich niederkniete, um ihn im Gras abzusetzen.

    Doch da passierte etwas Merkwürdiges. Sobald er von meiner Handfläche stieg und sich auf die Suche nach dem Dämon machte, hörte ich mich noch weitere Worte sagen, Worte, die ich nie in Mutter Krötenhauchs Buch gelesen hatte. Es war, als würde die Magik selbst sie mir zuflüstern.
    Meine Sicht verschwamm, und ich fühlte mich, als würde ich in einen Strudel gerissen, der mich immer weiter und weiter in die Tiefen eines dunklen und geheimen Wassers zog.
    Als ich wieder klar sehen konnte, stand ich inmitten eines Hains aus grünem Bambus. Die Stäbe ragten hoch über meinen Kopf hinaus, beugten sich und tuschelten miteinander in jeder vorbeiziehenden Brise. Ich sah auf meine rechte Hand und erblickte die prächtige Klinge in meinem eisernen Handschuh.
    Das war es, was ich wollte: mehr sein als ein bloßer Zuschauer.
    Selbst derjenige zu sein, der das Ungeheuer umbrachte, das meinen Freund getötet hatte. Ich senkte mein Visier und folgte der Spur des Dämons, einer Schneise aus zerbrochenen Halmen, die ich so deutlich erkennen konnte wie schwarze Schrift auf weißem Grund.
    Ich entdeckte den Dämon in Sichtweite von Gryms gefallenem Leib.
    Der Barbar hatte sich in einen wogenden braunen Gebirgszug verwandelt. Als Mysti sich

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