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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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rechnen müssen. Meister Thengor hatte einfach viel zu viel Magik gehortet, als daß alles davon an dir hätte festhalten können. Schlaf jetzt und denk nicht mehr darüber nach.«
    Ich stieß ein gehorsames leises Geräusch aus und wälzte mich auf die andere Seite. Es nützte nichts. »Zoltan?«
    »Was ist denn jetzt schon wie- … ? Ich meine, was gibt es, Kendar?«
    »Warum ist nicht alles von Meister Thengors Magik an mir haftengeblieben?«
    »Vielleicht hat manches davon dich gemocht und anderes nicht.«
    »Glaubst du wirklich?«
    »Ach ver- …! Ich mach’ doch nur Witze, Kendar. Die Magik ist doch kein Lebewesen. Meister Thengor hat sie über Jahre hinweg angesammelt, aus den unterschiedlichsten Quellen. Nur ein Zauberer von seiner Macht war stark genug, alles beisammen zu halten. Es ist doch nur natürlich, daß einiges davon in die Freiheit entweichen mußte, sobald er losließ.«
    »Ich schätze … na ja, gute Nacht.«
    »Immer noch: gute Nacht.«
    Ich warf mich auf den Rücken, da sah ich über mir wieder das Dach des Himmelbetts mit den herabbaumelnden Silberbommeln. Ich hätte mir ein Nachtlicht gewünscht, aber die Feuerirrwische waren, wie alle anderen auch, aus dem Palast geflohen, und das einzige, was Zoltan hatte entzünden können, war ein Teller mit kaltem Schafsfett und einem Stück Tuch als Docht gewesen. Das hatte ein schlechtes, qualmendes Licht hervorgebracht, das noch dazu stark roch. Wir hatten es sofort gelöscht, sobald wir das Schlafzimmer der Edelfrau Inivria erreicht hatten. Mit einem Nachtlicht hätte ich vielleicht die einzelnen Fäden eines jeden Silberbommels zählen können, aber so …
    »Zoltan?« Ich ließ den abgewürgten Aufschrei als Antwort gelten.
    »Zoltan, wenn etwas von Meister Thengors Magik zerborsten und abgesprungen ist, als ich darauf stieß, während etwas anderes haftenblieb, warum konntest du dann nicht den Teil entfernen, der an mir haftete? Ich meine, warum klebt der immer noch an mir?«
    Diesmal vermischte Zoltans Seufzer sich mit einem Aufstöhnen.
    »Wenn ich dir diese Frage beantworten könnte, wäre ich selbst schon ein Meister mit eigenem Zauberstab plus Sitz im Rat. Manchmal spielt das Warum keine Rolle.

    Manchmal müssen wir uns eben einfach um die anstehenden Probleme kümmern und können die Gründe dafür erst später ermitteln. Ich vermute, daß Meister Thengors Magik einfach schon zu lange zusammengehalten worden ist, so daß sie inzwischen nur noch auf Hexerei von außen reagiert, wenn die ursprüngliche Masse wiedervereint ist. Wenn wir dir deine Magik abnehmen wollen, müssen wir also erst den Rest wieder aufspüren. Morgen früh fangen wir damit an.«
    »Wo?« Ich versuchte es damit, mich auf den Bauch zu drehen, aber das Kissen war zu flauschig und preßte mir die Nase zu. Ich schleuderte es vom Bett. »Äh …«
    »Spuck es schon aus, um Wedwelswillen!« schrie Zoltan.
    »Sag einfach, was dir auf dem Herzen liegt, damit wir es hinter uns bringen, und dann schlaf endlich!«
    »Ich habe … ich habe mich nur gefragt, wie wir denn den Rest der Magik aufspüren sollen«, sagte ich ruhig. »Ich meine, da draußen gibt es doch ziemlich viel davon. Woher wollen wir denn dann wissen, welche Magik dem Meister Thengor gehörte?«
    »Das werden wir gar nicht«, erwiderte Zoltan. »Aber dafür wird deine eigene Magik es wissen. Du wirst schon sehen. Morgen verlassen wir den Palast und machen uns auf den Weg. Es wird nicht allzu lange dauern, dann wirst du eine Kraft spüren, die an dir zieht.
    Dann mußt du nur noch dieser Anziehung folgen. Magik ruft Magik, so wie Eisenspäne von Ziehsteinen angezogen werden, und Magikteile, die mal miteinander verwandt waren, verfügen über eine noch stärkere, ganz besondere Anziehungskraft füreinander. Ich weiß von mehr als einer Zaubererscheinung, die wieder rückgängig gemacht werden mußte, als die aufgeteilte Magik die beiden Partner wieder zusammenführte. Bei der vielen Magik, die du im Augenblick hast, dürfte es nicht allzu lange dauern, den Rest von Meister Thengors Schatz wieder anzuziehen, und angesichts der Tatsache, daß deine Magik das Ganze unterstützen kann, dürfte es auch nicht sonderlich schwierig sein, selbst die kleineren Teile wieder von dort zu entfernen, wo sie sich jetzt aufhalten mögen.
    Erinnerst du dich nicht mehr, wie einfach es war, dieses kleine Stück von deinem alten Besenstiel zu entfernen?«
    Doch, das tat ich. Wir hatten die Entdeckung gemacht, daß mein

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