Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
Vom Netzwerk:
zusammengefaltet am Bettende liegt - und knüll sie zusammen. Leg die Steppdecke darüber, damit es so aussieht, als läge noch jemand im Bett. Kapiert?
    Komm schon, Freundchen, die Zeit drängt!«
    Ich tat, wie mir geheißen - fraglos. Die Flammen verengten sich zu Schlitzen. Ich spürte, wie sie sich mir in die Haut brannten. »Nicht schlecht, gar nicht schlecht. So, das muß genügen. Schön, Sportsfreund, was meinst du, kannst du mir jetzt folgen, ohne dabei gleich alles in dieser Bude umzuschmeißen?«
    »Dir folgen?« Ich fand, das klang gar nicht gut. Wohin würde ein Dämon schon gehen wollen? »Hör mal, wenn es dir nichts ausmacht, o Mächtiger, dann würde ich lieber …«
    Die grünen Zwillingsfeuer stießen ein furchtbares Schnarren aus, und ich spürte, wie sich Nadeln in meine linke Wade bohrten. »Es macht mir sehr wohl etwas aus, du unterbelichtetes Subjekt, und dir sollte es erst recht etwas ausmachen! Wenn ich sage, du sollst dich in Bewegung setzen, dann will ich gefälligst Action sehen!«
    »Jawohl, o Mächtiger«, murmelte ich und verfaßte ein stummes Stoßgebet an Wedwel, daß Zoltan doch bitteschön zurückkehren möge, bevor dieser böse Wicht mich irgendwo hinbrachte, wo es erst richtig unangenehm wurde.
    »Hier entlang«, sagte der Dämon, und die grünen Flammen führten mich in Edelfrau Inivrias Kleiderschrank.
    Ich rechnete damit, daß mich mein teuflischer Führer, wenn ich mich erst einmal in der duftenden, seidenverhangenen Dunkelheit befand, immer weiter und weiter hineinführen würde, bis der Rücken des Kleiderschranks sich auflöste und wir in irgendeine fantastische Welt eintraten. Ich glaubte, daß ich Orbix nie in meinem Leben Wiedersehen würde, ebensowenig meine Mutter oder Paps oder meine Schwester Lucy oder meinen Bruder Basehart oder - na ja, wenn ich so darüber nachdachte, war es mir eigentlich ziemlich egal, ob ich meinen Bruder Basehart jemals Wiedersehen würde … oder meinen neugewonnenen Freund Zoltan.
    Womit ich freilich nicht rechnete, war, daß ich mir die Nase am Rücken des Kleiderschranks stoßen würde.
    »Dreh dich gefälligst um, Idiot«, sagte der Dämon. »Und mach bloß nicht so viel Gewese wegen so einer kleinen Beule auf der Nase.

    Wenn er dich hört, ist alles vorbei.« Ich spürte, wie etwas Kleines, Festes mich ins Bein knuffte. »Dreh dich um und lug hinaus, aber sperr die Tür nicht weiter auf, alles klar? Für das, was du gleich unbedingt mitansehen mußt, genügt der Spalt vollauf. Und was immer passiert, halt ja den Mund!«
    Den Mund halten? Wohl kaum! Mein Plan stand bereits fest: Sobald Zoltan zurückkehrte, würde ich mir die Seele aus dem Leib schreien, dann würde er seine Macht dazu benutzen, diesen verrückten Dämon gefangenzusetzen.
    Schließlich hieß er nicht ohne guten Grund Bösherr. Bis dahin würde ich so tun, als würde ich dem Dämon jeden Wunsch erfüllen. Wie mein Freund Zoltan schon sagte, muß man sich manchmal eben erst einmal um die anstehenden Probleme kümmern und die Gründe dafür erst später ermitteln.
    Ich hörte das sanfte Gleiten eines Pantoffels auf Stein.
    Der Kleiderschrank stand dicht genug an der Tür, um selbst in dieser armseligen Beleuchtung Zoltans unverwechselbaren Umriß auszumachen. Man kann kaum jemanden übersehen, der einen Zauberhut trägt. Wie viele Leute laufen schließlich oben spitz zu? Er stand da, lehnte im Türrahmen, die Hände zusammengepresst, musterte den Klumpen aus Kissen und Decke, der da vor ihm im Bett lag. Ich meine das Aufblitzen eines Lächelns auszumachen und dachte, daß er froh sei, mich endlich schlafen zu sehen. Ich holte tief Luft und schickte mich an, gleich um Hilfe zu brüllen.
    Er riß die Hände auseinander, und eine knisternde Schicht aus weißglühendem Feuer stürzte von dem mit Bommeln geschmückten Dach des Himmelbetts auf die darunterliegende Gestalt herab und verwandelte sie schon im nächsten Augenblick in Asche.
    Ich gaffte noch immer fassungslos hinüber, als er zu den qualmenden Überresten trat und merkwürdige, einsammelnde Bewegungen mit den Händen machte. »Wo ist es denn?« brummte er und stocherte in den verkohlten schwarzen Flocken herum, die einmal eine Steppdecke gewesen waren. Er drehte den Kopf mal zur einen, mal zur anderen Seite, gierig suchte er die Luft nach irgend etwas ab. »Es kann doch nicht einfach davongeflogen sein. Die Fenster sind mit Eisen vergittert, der einzige Weg ins Freie ist die Tür.« Er ließ sich auf den Boden fallen

Weitere Kostenlose Bücher