Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
Vom Netzwerk:
winseln. Da drin ist noch jede Menge anderes Zeug, das du essen kannst.«
    »Jede Menge«, stimmte ich zu. »Sofern man kalte, gedünstete Lampretenreste und Frohbeerenschnaps mag.«
    »Das wirst du schon, keine Bange«, antwortete Scandal.
    »Wenn du erst einmal genug Hunger hast, werden sie dir paradiesisch schmecken!«
    Das Schlimmste war, daß er recht behielt. Zusammen mit Scandal war auch mein Appetit zurückgekehrt. Bini hatte zwei Laibe Brot eingepackt - tagealtes, aber immerhin Brot -, und es dauerte nicht lange, da vertilgte ich schon eine kalte Lampretenstulle. Als ich damit fertig war, verstaute ich den Rest unserer Vorräte sehr sorgfältig.
    »He, Hauptgerippe, hast du nicht etwas vergessen?«
    Scandal wies mit einer Pfote auf die Reste des Brathuhns.
    »Erst der Schädel und nun dies. Was hast du eigentlich nur mit alten Knochen?« wollte ich wissen.
    »Nächstes Mal, wenn wir an ein versperrtes Eisentor kommen, hast du einen Skelettschlüssel dabei, hä, hä, hä.« Ich sah ihn wütend an.
    »Hä. Na schön. Bin ich eben doch ein Komiker. Man weiß nie, was einem unterwegs mal nützlich sein kann, Kumpelchen - selbst Knochen haben ihren Verwendungszweck … und es wird dich schon nicht umbringen, sie mitzuschleppen. Wo ist eigentlich das Rindfleisch?«
    »War da etwa Rindfleisch drin, das du auch noch aufgefressen hast?«
    Ich mochte meinem Pech nicht trauen.

    »Junge! Da latsche ich Wedwel weiß wie lange die schlimmsten Fußwege des ganzen Königreichs entlang, völlig aufgelöst, weil ich nicht weiß, was aus dir geworden ist, und die ganze Zeit liegst du hübsch zusammengerollt in dem Korb, den ich auch noch schleppe, und frißt alles auf, was nicht niet- und nagelfest ist!«
    »Jungchen, wenn man es erst festnageln muß, bevor man es essen kann, lohnt es die Mühe nicht.« Scandal fuhr sich mit der Zunge über die Pfote und benutzte sie wie ein Gesichtstuch, um sich zu putzen.
    »So, wie ich die Sache sehe, haben wir ein paar wichtigere Fische zu grillen, als uns um deinen Magen zu sorgen. Und wenn du mich jetzt fragst, ob ich den gegrillten Fisch etwa auch aufgefressen habe, dann beiße ich dich.«
    »Na klar, worüber sollten wir uns auch schon groß Sorgen machen?«
    fragte ich und zog die Beine an. »Abgesehen von der Frage, wo wir heute nacht schlafen sollen, was wir in ein paar Tagen zu essen haben werden, wenn dieser Proviant erst einmal aufgebraucht ist, und wo wir frisches Wasser finden. Frohbeerenschnaps löscht zwar nicht den Durst, aber wie man so hört, soll er gut gegen Mäusekrätze sein.«
    Scandal zuckte mich mit den Augenbrauen an. »Oho! Vernehme ich da etwa Sorge um praktische Angelegenheiten?
    Du, das Kind, das doch drauf und dran gewesen ist, nur mit ein bißchen Tölpelglück und Magik bewaffnet in die große weite Welt hinauszuziehen?«
    »Ich wünschte, ich hätte genug Tölpelglück gehabt, einen zweiten Kittel einzupacken.« Ich schlang die Arme fest um den Leib und zitterte. Im Wald war es kühl, und meine vom Sumpf durchnäßten Kleider waren noch nicht ganz trocken geworden, wie lange ich auch marschiert war.
    »Ist dir kalt, Kumpel?« Scandal legte den Kopf schräg. »Ja, du siehst wirklich ein bißchen blau um den Schnurrbart aus.
    Na, wie ich immer so gern sage, wer mitten in einem Wald erfriert, der hat es auch verdient. Du holst die großen Stücke, ich den Reisig.«
    Wir brauchten nicht allzu lange, da hatten wir einen ansehnlichen Holzhaufen beisammen. Nachdem Scandal den letzten Zweig aus dem Maul hatte fallen lassen, hockten wir uns einander gegenüber, den Holzhaufen in der Mitte, und warteten.
    Und warteten.
    Und warteten.

    Scandal ergriff als erster das Wort. »Nun? Erfrierst du gern? Fang schon endlich an mit dem Pfadfindertraining!
    Entzünde ein Streichholz, hol Feuerstein und Stahl hervor, reib zwei Teenager aneinander, tu etwas!«
    Ich sah ihn verlegen an. »Ich weiß nicht, wie man ein Feuer macht.
    Ich hatte eigentlich gehofft, du wüßtest es.«
    »Ich? Dort, wo ich herkomme, ist es doch deine Rasse, die ständig so viel Gezeter darum macht, daß ihr die Chefs aller Tiere sein müßt, denn ihr seid doch der Werkzeugschaffende Mensch, der Tierzähmende Mensch, der Feuermachende Mensch! Also mach uns schon endlich ein Feuer, sonst zeige ich dich bei der Gewerkschaft an, weil du dich für ein Menschenwesen ausgegeben hast.«
    Ich schüttelte traurig den Kopf. »Ich habe noch nie im Leben ein Feuer gemacht. Mit gar nichts. Ich könnte es zwar

Weitere Kostenlose Bücher