Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
Vom Netzwerk:
besorgt hast. Und eine hübsche Flasche von Fräulein Vees famosem Frohbeerenschnaps. Selbst wenn er dir nicht besonders schmecken sollte, ist er doch wenigstens gut gegen Mäusekrätze.«
    Lächelnd stand sie da und hielt mir den Korb entgegen.
    Ich musterte sie nur und rührte keinen Finger, um ihn anzunehmen.
    Schließlich stellte sie ihn am Boden ab. Ihr Lächeln verschwand.
    »Nichts davon ist vergiftet, falls du deshalb eine solche Schnute ziehen solltest. Wenn du mir nicht glaubst, greif doch hinein, schneid irgendein Stück heraus, wo immer du willst, dann eß ich es vor deinen Augen auf.«

    »Das wäre keine echte Prüfung«, erwiderte ich. »Er hätte dir ja vielleicht das Gegenmittel geben können.«
    »Er? Wer?«
    »Du weißt schon wer: Zoltan.«
    Als sie mir diesmal ihre Zähne zeigte, war das kein Lächeln. »Das ist es also. Du traust mir nicht, weil du glaubst, ich hätte was mit Zollie, wie?«
    »Was soll ich denn wohl sonst glauben?« erwiderte ich in empörter Rechtschaffenheit. »In all den Jahren, die ich unten in den Küchen schuften mußte, bist du noch nie so nett zu mir gewesen, aber dafür bist du mit Zollie ausgegangen - mit Zoltan Bösherr. Und ich habe auch gehört, wie du erzählt hast, daß er fast die ganze Magik von Meister Thengor bekommen würde.«
    »Du hast ja wohl Ohren, groß genug für einen Wolf«, preßte Bini zwischen den Zähnen hervor. »Weißt du auch, was mit Wölfen passiert?«
    Blöde Frage - schließlich weiß jeder, was mit Wölfen passiert. In mancher Hinsicht sind sie schlimmer als die Lemminge. Die armen, dummen Tiere kommen ständig um, indem sie durch die Kamine von Ziegelhäusern fallen, direkt in riesige Kessel voller kochendem Wasser. Und wenn nicht das, dann schleichen sie sich in Seniorinnenheime, ziehen sich Omas Flanellnachthemd an und kriechen ins Bett, bis irgend jemand sie entdeckt, in Panik gerät und einen Holzfäller herbeiruft, der das Vieh entsorgen soll. Das gibt dann jedesmal eine schreckliche Schweinerei. Deshalb gehören blutfleckabweisende Bettlaken, Kissenbezüge und Flanellnachthemden auch zu den beliebtesten Omataggeschenken auf Orbix, dicht gefolgt von WolfEx-Kaminfiltern.
    »Du siehst mir aber nicht gerade wie ein Holzfäller aus«, bemerkte ich.
    Zu meiner Verblüffung brach Bini in Tränen aus.
    Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Hatte ich sie vielleicht beleidigt?
    Ich hatte noch nie von einem Mädchen gehört, das gern wollte, daß man ihm sagte, es sehe wie ein Holzfäller aus. »Hör mal, Bini, es tut mir leid, ich …« Ich versuchte den Arm um sie zu legen; sie ließ es zu.
    Es fühlte sich nett an, so nett sogar, daß ich eine ganze Weile einfach nur dastand und es genoß, ohne zu versuchen herauszufinden, was eigentlich los war.

    Es hielt nicht lange an. Bini entriß mir ihre Schürze und benutzte den am wenigsten verschlammten Zipfel, um sich die Nase zu putzen. »Ihr großen, klobigen Zauberertölpel, ihr glaubt wohl, ihr wüßtet alles, wie? Die Geheimnisse des Universums, die Mysterien der Natur, die Rätsel von Leben und Tod und all den anderen Sums? Na, was Frauen betrifft, habt ihr jedenfalls nicht die Bohne von einer Ahnung!« Sie schluchzte, und aus ihrer Kehle entsprang ein derart lautes Gurgeln, daß ich schon meinte, sie würde ersticken.
    »Na klar, ich weiß schon, wie du dir das denkst«, fuhr sie fort. »Ein Mädchen wie ich geht mit jemandem wie Zollie, und schon glaubst du, sie würde alles dafür tun, damit er auch ja nur die dreckige alte Macht von Meister Thengor kriegt.«
    »Na ja … würdest du das denn vielleicht nicht?«
    Sie schluchzte wieder. Einige Voondrabs vernahmen es und flohen in schwabbelndem Galopp scharenweise aus dem Sumpf. In der Paarungszeit sind sie alle sehr empfindlich.
    »Ja, sicher, klar würde ich!« In Sachen Sarkasmus hätte Meister Thengor von Bini noch etwas lernen können. »Und hinterher würde ich mir dann selbst die Kehle durchschneiden, nur damit ich was zu tun habe. Begreifst du denn nicht, du blöder Rattenklopper? Ich liebe ihn!«
    Nein, ich begriff nicht. »Ich dachte, wenn man jemanden liebt, dann will man auch, daß er alles bekommt, was er haben will. Und diese Magik will Zoltan ganz dringend haben.« Fürchterlich dringend. Der Mordanschlag war mein Beweis.
    Bini unterbrach ihr Weinen lange genug, um zu schnauben. »Hmph!
    Als wenn ein Mann schlau genug wäre, um zu wissen, was er wirklich will. Da kommen wir Frauen ins Spiel. Schön, mal angenommen, Zollie

Weitere Kostenlose Bücher