Esther Friesner
fünf Tagen fünfzig Pfund abnehmen und kriegst auch noch den Rockstar deiner Wahl unter die Haube.<«
»Warum sollte die denn jemanden wollen, der ihr unter den Rock starrt?« fragte ich.
Scandal seufzte. »Nur zur Unterhaltung. Ist das alles, was du begriffen hast?«
»Du willst damit sagen, daß es eigentlich recht einfach ist, die Magik zu beherrschen, aber daß die Zauberer nur so tun, als sei es schwer, um damit reich zu werden.«
»Der Kandidat hat neunundneunzig Punkte! Gebt dem Jungen eine Zigarre und eine vollbezahlte Krankenversicherung gegen Lungenkrebs! Hör mal, Knuddelchen, falls du dich dann besser fühlen solltest - wenn du erst einmal gelernt hast, deine Magik gebührend herumzuscheuchen, kriegst du von mir schon jede Menge mystische Worte und Gesten der Macht, um damit die Doofmänner zu beeindrucken. Bevor ich hierherkam, habe ich bei einem Computerhexer gelebt, mußt du wissen. Den hättest du mal sehen sollen, was der für mystische Worte und Gesten zum besten geben konnte, sobald die Festplatte mal abschmierte.«
Mit schwamm der Kopf. Scandals Worte verwandelten sich zu einem lauten Summen in meinen Ohren. Ich duckte mich, wich unsichtbaren Mäusekrätzern aus, da packte mich die nächste Woge Schüttelfrost.
Mit klappernden Zähnen fragte ich: »Kkkk-könnte das nicht vvvv-vielleicht bbbbbis mmmm-morgen früh wwww-warten? Ich ggggg-glaube, ich bin zzzz-ziemlich … äh, müde.«
»Klar doch, Kumpelmann, aber immer. Siehst auch nicht gerade berauschend aus. Eine ordentliche Mütze voll Schlaf dürfte wahre Wunder wirken.« Er gähnte und zeigte dabei das gerillte Innere seines Mauls. »Mach nur, ich halte solange Ausschau nach Zoltan.«
Das ließ ich mir kein zweitesmal sagen. Ich kringelte mich neben dem Feuer zusammen, als einzige Decke hatte ich das Tuch von dem Picknickkorb. Der Waldboden war zwar nicht gerade ein Federbett, dennoch schlief ich fast sofort ein. Das letzte, woran ich mich noch erinnerte, war, wie etwas Warmes, Pelziges sich an meinen Bauch kuschelte, und an das angenehme, rumpelnde Geräusch aus seinem Innern.
»Würdest du mal bitte das Licht ausmachen, Salzknabe?«
Scandal stieß mich heftig mit seinem keilförmigen Kopf unters Kinn.
»Was? Wie? Wer? Ist das Zoltan? Was ist los?« Ich fuhr auf und sah mich um. Es war mitten in der Nacht, das Lagerfeuer war heruntergebrannt, und ich konnte nicht allzu viel erkennen.
»Ist egal«, sagte der Kater und schmiegte die Rute enger an seinen Leib. »Jetzt ist es aus. Aber Junge, Junge, das war vielleicht hell! Ich dachte schon, ich schlafe nie ein bei diesem grellen Licht.«
Jetzt, da ich voll erwacht war, wurde ich auch gleich ärgerlich. »Du sollst doch überhaupt nicht schlafen! Du sollst mich eigentlich bewachen.«
Scandal hatte eine Vorderpfote vor die Nase gelegt, so daß seine Worte gedämpft herauskamen. »Hier ist weit und breit kein Zoltan, meilenweit nicht. Ich wette, daß dieses kleine Sahnetörtchen Bini ihn gerade mit sämtlichen weiblichen Waffen umgarnt, um uns einen ordentlichen Vorsprung zu verschaffen. Und jetzt halt die Klappe und laß ein Kätzchen endlich schlafen.«
»Woher weißt du denn, daß Zoltan nicht in der Nähe ist?«
Wenn ich mich schon nicht darauf verlassen konnte, daß Scandal Wache hielt, wie sollte ich mich da erst auf sein Wort verlassen?
»Vertrau mir«, erwiderte Scandal. »Ich habe nachgesehen. Nada.
Nicht die Spur.«
Ich hatte ja wohl ein Recht auf meine Skepsis. »Wie kannst du denn mitten in der Nacht so viel sehen, wo das Feuer so weit heruntergebrannt ist?«
»Ich bin eine Katze. Wir können nachts sehen, weißt du das nicht! Obwohl …« Er wurde nachdenklich. »Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern, zu Hause jemals so gut bei Nacht gesehen zu haben.
Ich meine, gleich meilenweit!
Fast die ganze Strecke bis zum Palast zurück. Besser als bei heilichtem Tag. Noch ein Grund, weshalb mir das nicht gefiel, als du anfingst, loszustrahlen wie eine Reaktorschmelze.«
»Wovon, in Wedwels Namen, rede st du überhaupt … ?«
Ich brachte den Satz nicht mehr zu Ende. Statt dessen erglühte ich.
Einfach so. Mein ganzer Körper, Kleidung eingeschlossen, erstrahlte plötzlich in einem hellen goldenen Licht. Ganze Wolken von Mäusekrätzern schössen aus der Tiefe des Waldes heran, von dem Glühen angezogen. Als sie versuchten mich zu beißen, schoß meine Magik sie ab. Sie starben unter leisen Brutzelgeräuschen. Alles, was von ihnen übrigblieb, waren ihre langen
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