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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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schaffen, wenn ich eine glühende Kohle von einem anderen Feuer dabei hätte, aber ohne
    … Meister Thengor hat mir nie beigebracht, einen Feuerirrwisch heraufzubeschwören.«
    Ich schnatterte wieder und hustete. Diesmal fühlte es sich so an, als sei das Sumpfwasser schon durch meine ganzen Knochen gesickert.
    »Du hörst dich schrecklich an«, bemerkte Scandal.
    »Ich fühle mich auch schrecklich.« Ich hustete noch etwas. Und dann fügte ich, so erbärmlich, wie ich nur konnte, hinzu. »Ich glaube, ich sterbe.«
    Mehr brauchte ich zu Hause nie zu sagen, und schon war mir jede Menge Aufmerksamkeit gewiß. Dann pflegte Mama mich ins Bett zu schicken, ließ einen Diener bei mir Wache halten, um mir alles zu bringen, wonach ich verlangte, weckte unsere Köchin aus dem Tiefschlaf, um mir eine heiße Suppe zu machen, alles, was ich wollte.
    Selbst an der Akademie für Hochzauberei waren diese Worte für eine Sonderbehandlung gut. (Tote Studenten bringen nicht so viel Unterrichtsgebühren wie lebende, erinnert ihr euch?) Und schulfrei bekam man auch. Nur ein einziges, wimmerndes Ich glaube, ich sterbe, und egal, wer gerade für mein Leben verantwortlich war, sofort sprang er herbei und kümmerte sich um mich, ja, auch um alle möglichen nebensächlichen Problemchen, die ich gerade haben mochte.
    Der Kater aber sagte nur: »Gut, wenn du dann tot bist, kriege ich wengistens deinen Anteil von den Lampreten.«

    Ich stellte das Siechtum auf der Stelle ein und ging ins Kochen über.
    »Du selbstsüchtiges …! Ich bin am Sterben, und alles, was dir einfällt, ist …! Du verfressenes …!« Ich dachte nicht nach, ich war einfach nur wütend. Ich hob einen kleinen Stein vom Waldboden auf und schleuderte ihn auf Scandal.
    Ich kann recht gut zielen und treffe auch meistens, was ich treffen will, aber diesmal warf ich nicht, um ihn zu treffen, sondern nur, um ihm eine Lektion zu erteilen. Der Stein schlug einen Fingerbreit neben seinen Hinterläufen ein.
    Scandal explodierte mit einem Zischen und schoß hoch in die Luft, die Beine versteift, die Krallen ausgefahren, die Fellhaare aufgestellt -
    funkensprühende Magik wie verrückt!
    Ich gaffte, aber nur ganz kurz. Dann jagte ich los, schneller als ein Armbrustbolzen, riß eine Handvoll trockenes Gras aus dem Boden, dazu etwas Laub, hielt alles ganz dicht an die tausend winzigen Feuersternchen, die vom Fell der Katze sprühten. Die vielen Funken, die den ausgestreckten Zunderklumpen verfehlten, verbrannten mir die nackte Haut, aber die wenigen, die tatsächlich auf das trockene Laub trafen, fingen ganz hübsch an zu qualmen und zu glimmen. Als Scandal wieder am Boden auftraf, hielt ich bereits den Keim zu einem Feuer in den Händen. Ich kniete nieder und blies es zu einer Flamme hoch, speiste es mit Rinden- und Zweigstückchen. Nach und nach päppelte ich es so zu vollem, knisterndem Leben hoch.
    »So!« Ich warf einen dickeren Ast auf das Feuer und kauerte mich auf die Hacken, mächtig stolz auf mich selbst. »Ich habe es geschafft!«
    »Du hast es geschafft?« Scandal hielt lange genug damit inne, sein zerzaustes Fell zu glätten, um mir einen schmutzigen Blick zuzuwerfen.
    »Na schön, du hast mitgeholfen«, räumte ich ein. »Aber es war ja nicht so, als hättest du gewußt, was du da tust.«
    »Du etwa?« erwiderte der Kater. »Mach dir mal nichts vor, mein dummstolzer Schönling, wir stecken bis zur Oberkante Unterlippe in etwas unglaublich Machtvollem, einer Kraft, die dem, der sie beherrscht, fast alles geben kann, was er nur will. Aber weil wir sie eben nicht beherrschen, nützt sie uns ungefähr so viel wie ein Hut dem Kopflosen Reiter.

    Genau das ist auch das Problem, was ich dir vorhin schon klarmachen wollte. Wir müssen lernen, unsere Magik zu gebrauchen, sonst …«
    »Weshalb?« fragte ich. »Ich will meine einfach weggeben - nicht gerade an Zoltan Bösherr, sonst bringt Bini mich um, sofern er das nicht noch schon vor ihr erledigt -, und du brauchst sie nicht, weil du einfach nur nach Hause willst. Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt …«
    Scandal warf sich auf den Rücken, alle viere ausgestreckt, zeigte sein weißes Bauchfell. »Mach schon, Junge, bedien dich.«
    »Hä?«
    »Meine Magik. Nimm sie dir ruhig. Du wirst deine Last doch nicht los, bevor du nicht alles zu einem handlichen Sparpaket gebündelt hast, also fängst du am besten gleich mit meiner an. Ich habe sie nicht bezahlt. Nimm sie mir nur ab!«
    Mein Mund öffnete sich, dann schloß er

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