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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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bekommt diese ganze Magik, was dann?«
    »Dann … äh … dann wäre er glücklich, nicht?«
    »Oh, sicher, er würde glauben, daß er glücklich ist.
    Zunächst. Er wäre der mächtigste Zauberer, den Orbix je gesehen hat, ganz bestimmt. Von überallher würden die Leute zu ihm kommen, über die Berge, übers Meer, allesamt auf König Steffans Zollweg, nur um ihn um Hilfe zu bitten.
    Sie würden ihn mit riesigen, großen, hohen, äh, Haufen von Gold behäufen und ihm Edelsteine zu Füßen legen. Sie würden ihre Kinder mitbringen, damit sie bei ihm die Zauberei lernen. Ständig würden irgendwelche anderen Zauberer vorbeikommen, die Mütze in der Hand, nur um ihm zu erklären, wie sehr sie ihn schon immer bewundert haben, und ob sie irgend etwas tun könnten, um ihm zu Gefallen zu sein, beispielsweise die Schleimwürmer füttern oder den Müll rausbringen oder sonst irgendwas.
    Und dann - die Frauen erst!« Ihre Miene versteinerte.
    »Parfümiert und bemalt und gepudert und in diese ganzen Seidenschleier eingewickelt wie wandelnde Geburtstagsgeschenke, die mein Zollie nur noch auszupacken braucht.
    Tanzend, als hätten sie ein Nest voller Zwickspechte im Höschen.
    Und ihre anzüglichen Lieder singend, über die Lamprete und das Astloch …«
    »Das kenne ich noch gar nicht«, warf ich ein. »Könntest du es mir vielleicht mal beibringen … ?«
    Doch Bini ignorierte meine aufrichtig gemeinte Frage einfach. Wie Scandal es ausdrücken würde, sie war schwer in Fahrt. »Und dann -
    das Allerschlimmste!« schrie sie. »Der Tag, da der König persönlich meinen Zollie in sein Schloß ruft und ihm sagt: >Mein Junge, ich hätte da ein kleines Geschenk für dich, als Anerkennung für dein … blabla …<, und dann richtig zackig in die Hände klatscht, und dann schleppen seine Diener so einen zusammengerollten Teppich herbei und schubsen ihn an, und nachdem er sich aufgerollt hat, steht sie da, die eigene Tochter des Königs, die wunderschöne Prinzessin, toll gekleidet und bereit …
    meinem Zollie überreicht zu werden - als seine Brahaaahitu-Iniulnilnniuuitut!«
    Das letzte Wort kam so schrill heraus, daß ich mir schon wünschte, sie hätte das Babyvooridrab lieber in meinem Ohr gelassen. Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, daß sie mich doch nicht der Taubheit endgültig in die Arme getrieben hatte, warf ich ein: »König Steffan hat überhaupt keine Tochter. Er ist ja nicht einmal verheiratet.«
    »Das wird ihn nicht daran hindern.« Sie ließ es sich nicht ausreden.
    »Ich weiß alles über diese Könige. Immer, wenn sie einen mächtigen Helden für sich gewinnen wollen, schnapp!, kriegen sie auch schnell ein paar Töchter, wie die Pilze nach dem Regen.«
    »Und wickeln sie in Teppiche ein? Wie unbequem! Könnten sie die Prinzessin nicht einfach nur hereinführen lassen, um sie Zol- … äh, ihrem zukünftigen Gatten vorzustellen?«

    »Das zeigt mal wieder, wie wenig Ahnung du hast!« Bini steckte die Hand vorn in ihre Bluse. Ich hielt die Luft an. Sie zog ein kleines Buch hervor, billig gemacht, auf schäbigem Papier gedruckt, ja, es hatte nicht einmal einen Hartdeckel, der es von außen schützte. Sie wedelte damit nach mir. »Hier steht es genau drin, in Raptura Eglantines neuestem Buch Mein wilder Hexer: Wie der gutaussehende Junge Meister Brad die fröhliche Prinzessin Carmine zum erstenmal kennenlernt, als sie nämlich aus dem Teppich gerollt wird, in dem eigentlich ihre ältere Schwester hätte sein müssen.«
    Bini musterte den zerdrückten Umschlag und seufzte sehnsüchtig, bevor sie das Buch an den Busen drückte.
    »Kann ich das mal sehen?« fragte ich und streckte die Hand danach aus. Sie schlug mit dem Buch danach.
    »Du willst wohl gerade die Schwäche eines Mädchens ausnutzen, wie?«
    Ich ließ den Kopf hängen. »Ich wollte dir doch nur helfen.«
    »Wenn du das möchtest, dann nimm gefälligst den Korb und hau ab!« befahl sie mir. »Nimm deine ganze böse, furchtbare, giftige Magik und verschwinde! Bring sie weit
    weg, so weit, daß mein Zollie sie niemals findet, damit er dich nicht umbringt und sie ganz allein an sich nimmt und … und …« Jetzt weinte sie wieder, wahrscheinlich dachte sie gerade an Teppiche und Prinzessinnen und Lampreten.
    Ich nahm den Korb auf. Er war genauso schwer, wie er aussah. Bini weinte noch immer, als ich am Sumpfrand niederkniete und mit meinem Rattenklopperstock den alten Schädel herausfischte. Ich wußte zwar nicht, ob ich Scandal jemals Wiedersehen

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