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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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Na ja, für den Augenblick erscheint mir der Tod schon schlimm genug.«
    Sie schüttelte den Kopf, und ihr seidiges Haar umtänzelte ihre Schultern wie Sonnenstrahlen. »Ich brauche dich nicht zu retten. Das wirst du schon allein tun, und diesmal wird es auch funktionieren.«
    »Du klingst, als seist du dir deiner Sache ziemlich sicher.
    Kannst du etwa in der Zukunft lesen?«
    »Ich kann nicht mal meinen eigenen Namen lesen. Aber ich weiß, daß ich das von dir will, und ich bekomme immer, was ich will.«
    Dagegen hätte ich bestimmt nicht wetten mögen. »Mal angenommen, ich unternehme noch einen Fluchtversuch.
    Woher willst du wissen, daß es klappt? Woher willst du wissen, daß sie mich nicht einfach wieder einfangen und mich zu diesem Rat der Schlaumeier zurückbringen, oder wie der gerade heißen mag?«
    Sie zappelte mit den Fingern in der Luft, und plötzlich blickte ich auf das ernstere Ende eines silbernen Dolchs.
    »Deshalb. Wenn es nämlich nicht klappt, brauchst du dir keine Gedanken darüber zu machen, daß der Rat der Nichtsterbenden dich umbringen könnte. Dann werde ich es nämlich statt dessen tun. Ich bin eine reichlich verzweifelte Welfie.«
    Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen; sie fühlten sich plötzlich ganz sandig an. »Das mußt du wohl sein. Ich meine, du kannst doch fliegen, du kannst deine Körpergröße verwandeln, vielleicht sogar deine Gestalt, du kannst Messer aus der bloßen Luft ziehen, und da brauchst du noch meine Hilfe? Was ist denn das für ein Schicksal, schlimmer als der Tod, daß du ihm nicht aus eigener Kraft standhalten kannst?«
    »Ich bin eine Welfie.«
    »Ja, eine verzweifelte, das hast du schon gesagt. Aber ich wollte eigentlich wissen …«

    »Genau das ist es.« Ihre Miene war so ernst wie Stein, sofern Steine Grübchen haben können. »Das ist mein Schicksal, schlimmer als der Tod, vor dem ich fliehe: Ich bin eine Welfie. Und ich verabscheue es!«
    Den letzten Satz kreischte sie förmlich hervor, so daß ihr Kopf knallrot zu leuchten begann und die Adern an ihrem Hals hervortraten wie eine Strickleiter. Ich wurde dabei rücklings auf Grym geschleudert, bevor ich sie auch nur Warum? fragen konnte.
    »Jetzt reicht es«, knurrte der Barbar und grabschte nach mir.
    Ich kroch so schnell ich konnte von ihm fort. »Nein, nein, nein!
    Nicht am Zauberer packen! Magik bös! Tut ganz weh!« warnte ich und wackelte dabei drohend mit dem Zeigefinger.
    Entweder dachte Grym nicht nach, oder die dreckige Ratte hatte den Teil über die Welfies und die Magik belauscht, als ich mit Mysti sprach, denn er ergriff einfach nur sein Kissen und schlug es mir voll ins Gesicht. Das Kissen war von Welfies gemacht, und Welfies benutzen keine Magik, sie sind Magik. Ich vermute, daß etwas davon auch auf die Gegenstände übergeht, die sie herstellen. Ich weiß jedenfalls nur, daß das Kissen hart und genau sein Ziel traf und ich als nächstes würgte und beinahe an Pollen erstickte.
    »Na, na«, sagte Mysti und schlug mich zwischen die Schulterblätter.
    Dann sah sie Grym wütend an. »Würdest du dich vielleicht mal benehmen? Wir versuchen hier gerade, ein Privatgespräch zu führen.«
    »Und ich mich im Versuch befand, zu schlafen«, erwiderte Grym steif. Niemand kann so pompös werden wie ein Barbar.
    »Ein ordentlicher Kuschelschlummer, damit du auch jede Menge Kraft für deine Hinrichtung hast?« höhnte Mysti.
    Grym verschränkte die Arme vor seinem prächtigen Brustkorb.
    »Ohne ehrenwerten Kampf werd’ ich nicht untergehen. Ja, ich werde eine stattliche Anzahl der verfluchten Welfiegegner mit mir ins finstere Haus des Todes führen.«
    Erst da bemerkte er ihre Flügel. »Oh, ich bitt’ um Verzeihung, edle Dame; wußt’ ich doch nicht, daß eine verfluchte Welfie du bist. Ich glaubte, du seist nur ein Bettspielzeug von Meister Kendars Zauberkunst.« Er warf mir einen von diesen verächtlichen Blicken zu, die ich langsam zu hassen begann. »Wahrlich, Schwächling, glaubt ich doch nimmer, du hättest zauberische Fertigkeit, dazu noch männlich’ Neigung zu solcher Tollerei.«

    Das brachte das Faß zum Überlaufen. Diese ständigen Beleidigungen reichten mir. Ich spuckte den letzten Rest Pollen aus und sah ihn wütend an. Mein ganzes Gesicht war mit gelbem Staub bedeckt, doch ich sah nur noch rot. Die Hitze strahlte aus meiner Magengrube bis in die Ohrenspitzen hoch. Irgend etwas in meinem Innern blubberte auf, und es war nicht die Magik. Mein Geist schäumte vor zornigen

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