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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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Flügel in den Mund bekam.
    »Ach du liebe Güte, tut mir leid. Die sind aber auch lästig, findest du nicht auch?« Sie holte den locker schlagenden Flügel ein, wie ich es einmal bei Meister Thengors Wäscherin gesehen hatte, als sie ein Bettlaken von der Wäscheleine zog.
    Ihr Lächeln war … na ja, ich bin es nicht gewöhnt, daß hübsche Mädchen mich anlächeln, deshalb hatte ich auch nichts, womit ich es hätte vergleichen können, aber ich denke, es dürfte eins der besten da draußen gewesen sein.
    »Mein Name ist Mysti«, sagte sie. »Ich bin hier, um gerettet zu werden.«
    »Mh-mh«, erwiderte ich. Das war ganz bestimmt nicht die richtige Antwort.
    Das Lächeln war verschwunden. »Vielleicht hast du mich nicht richtig verstanden«, sagte Mysti, und ihre hohe, bleiche Stirn runzelte sich wie eine Walnuß. »Ich will gerettet werden. Befreit. Einem Schicksal entrissen, das schlimmer ist als der Tod.«
    »Na ja, schön, aber …« Ein Blick in ihre Miene, und mir war klar, daß ich wohl etwas Besseres aufbieten mußte. Und zwar möglichst bald. »Ich würde dir ja gern helfen, Mysti, ganz bestimmt, aber weißt du, ich habe da so ein kleines Problem.«
    »Und was für eins?«
    »Wer rettet mich?« Scandal miaute im Schlaf, und so berichtigte ich mich gleich: »Ich meine, wer rettet uns?«
    Mystis geflügelte Schultern bebten von einem gewaltigen Seufzer.
    »Ach, Männer! Also wirklich! Muß ich mir denn alles selbst ausdenken?« Sie wies auf das Loch in der Wand.
    »Du könntest beispielsweise damit anfangen, indem du dort hinauskriechst. Das solltest du auch lieber tun. Ich will nicht umsonst diesen ganzen Pilz roh und ungewürzt gegessen haben wollen.«

    Ich musterte das Loch, als sei es das erste, das mir in meinem Leben jemals untergekommen war. »Hm, ja, für den Anfang nicht schlecht, bis auf eins: Wir haben es schon versucht. Fünfmal haben wir das.
    Jedesmal, wenn wir es versuchten, haben sie uns eingefangen und zurückgebracht.«
    »Erzähl mir doch nicht, daß du so schnell klein beigibst«, forderte Mysti mich heraus. »Vom Rat der Nichtsterbenden Weisen höre ich, daß du der größte Menschenzauberer bist, den sie je gesehen haben.
    Du hast die Ältesten stark beeindruckt. Die ganze Zeit haben sie herumgequiekt und gekrächzt, wieviel Magik du hast und daß sie so etwas schon seit Urzeiten nicht mehr gesehen haben. Tatsächlich wurde sogar beobachtet, wie der Gebieter Turalu mit einem ganzen Finger zuckte, als sie drüber disputierten, was sie mit dir anfangen sollen. Das letzte Mal, als der überhaupt mal irgend etwas bewegt hat, wurde er gerade von einem gehörnten Riesenhamster gejagt.«
    Ich hatte zwar nicht die leiseste Ahnung, wer der Gebieter Turalu sein mochte, vermutete aber, daß er mich kannte.
    »Dann … da der Rat so große Stücke auf mich hält, was hat er denn zu tun beschlossen?«
    »Dich umzubringen.« Mysti zuckte die Schultern, und wieder bekam ich einen Mund voll Flügel ab. »Sterbliche mit Magik machen sie nervös.«
    »Danke«, sagte ich. »Vielen Dank. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wieviel besser ich mich jetzt fühle.« Da hatte ich einen Einfall. »Das werden sie aber nicht schaffen, denn meine Magik läßt nicht zu, daß mich irgend jemand umbringt.«
    »Das erzählt man sich überall.« Mysti wischte sich die Flügelkante ab, wo ich etwas Speichel auf die samtige Oberfläche verteilt hatte.
    »Wir sind Welfies. Wenn es um Magik geht, kommen wir schon ganz gut zurecht. Magik ist ein Teil von uns, weshalb die ganze wilde Magik da draußen und die Magik, die ihr Menschenzauberer zähmt, uns meistens aus dem Weg geht, wenn wir etwas wollen. Das ist eine Frage der … wie nennt man das noch gleich? Manieren!«
    Hervorragend. Da gab es nur eins, was meine Magik für mich tun konnte, und nun mußte ich erfahren, daß sie beiseite treten und mich von den Welfies umbringen lassen würde, weil sich das eben so gehörte.
    »Magik ist aber auch ein Teil von mir«, konterte ich.

    Sie lachte mich nur aus. »Hör mal, das ist wie Schwimmen. Ein Fisch kann schwimmen, und ein Mensch kann schwimmen lernen, aber es ist trotzdem nicht dasselbe; Schwimmen ist ein Teil von dem, was den Fisch zum Fisch macht.«
    Ich schlug die Beine untereinander und stemmte mein Kinn auf eine Hand. »Wenn du aus Magik bist, warum brauchst du dann mich, um dich vor einem Schicksal zu retten, schlimmer als der Tod? Dann solltest du doch eigentlich mich vor einem Schicksal retten, schlimmer als …

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