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Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Titel: Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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an und schien sich ebenfalls darüber zu freuen, sie zu treffen.
    Während Lenno sie anstrahlte, bemerkte Olivia wieder diesen goldenen Schimmer, der durch seine Augen huschte. Sofort wich er ihrem Blick aus, schaute auf seine Hand, mit der er über die Bücher strich, und antwortete: „Hier gibt es so viele interessante Dinge zu entdecken. Dinge, die ich nie für möglich gehalten habe. Es ist unglaublich.“
    Olivia wollte etwas dazu sagen, doch sie war plötzlich sprachlos. Mit so einer leidenschaftlichen Antwort hatte sie nicht gerechnet.
    „Oh“, entwich es ihr leise und er schmunzelte über ihre Reaktion. Verlegen strich sie sich eine Strähne hinters Ohr und schaute auf die Bücher, die sie in ihren Armen gestapelt hatte. „Ich muss etwas für die Schule vorbereiten“, sagte sie und sah ihn vorsichtig an. Wie langweilig sie klang!
    „Ich kann mir gut vorstellen, dass dies ein passender Ort dafür ist. Er trägt so viel Stille in sich, die es einem leicht macht, sich in dieses Wissen zu vertiefen.“
    „Ja, das finde ich auch.“ Olivia wurde langsam nervös in seiner Nähe. Deshalb fügte sie schnell hinzu: „Ich setze mich dort drüben hin und schau mal, was ich hiervon gebrauchen kann.“
    Lenno hob die Augenbrauen und nickte. Zügig ging Olivia zu einem der Tische und versuchte, sich auf die Texte zu konzentrieren. Allerdings waren ihre Erfolge äußerst bescheiden.
    Er hatte sich ihr gegenübergesetzt und so verbrachten die beiden den Nachmittag in der Bibliothek. Dabei war Olivia derart abgelenkt, dass sie zunächst nur die Buchseiten anstarrte, ohne etwas mit den Wörtern anfangen zu können. Immer wieder beobachtete sie ihn heimlich beim Lesen und freute sich über die kleinen Grübchen, die sich in sein Gesicht stahlen, wenn er sie erwischte und anfing zu grinsen.
    Erst nach einer Weile gewöhnte sie sich an seine Anwesenheit und kam besser mit ihren Recherchen voran.
    Viel zu früh kam die nette Bibliothekarin, die am Eingang saß, um sie darauf aufmerksam zu machen, dass die Bücherei bald schließen würde. Auf dem Weg nach unten fragte sich Olivia, ob sie Lenno nach seiner Handynummer fragen sollte. Doch auch nachdem sie ihre Tasche geholt und ihre ausgeliehenen Bücher darin verstaut hatte, fand sie nicht den Mut dazu.
    Vor der Bibliothek blieb Olivia an ihrem Fahrrad stehen, und Lenno sah ihr neugierig zu, wie sie es aufschloss und ihre Tasche daran befestigte.
    „Ich werde den Bus nehmen“, sagte er plötzlich, und sein Blick bewegte sich aufmerksam über ihr Gesicht. Sie nickte nur und überprüfte ein weiteres Mal ihre Tasche, obwohl sie wusste, dass alles gut verstaut war. Dann verabschiedeten sie sich voneinander.
    Olivia sah Lenno hinterher und beobachtete, wie er drohte, im Halbdunkel des frühen Herbstabends zu verschwinden.
    Warum hatte sie ihn denn um Himmels willen nicht gefragt?
    Spontan rief sie laut seinen Namen und er drehte sich noch einmal zu ihr um.
    „Bist du morgen auch wieder hier?“, fragte sie und deutete auf die Bibliothek hinter sich.
    Lenno fing an zu lachen, bevor er ihr über die Entfernung hinweg antwortete: „Ich werde den ganzen Tag hier auf dich warten.“
    Irritiert von dem Flattern in ihrem Bauch, das ihr den Atem nahm, hielt Olivia einen Moment inne. Er wollte auf sie warten? Den ganzen Tag?
    „In Ordnung“, rief sie zurückhaltender, als sie es gerne getan hätte, „ich werde da sein.“
    Im nächsten Augenblick war er im Dämmerlicht verschwunden. Olivia fuhr gedankenverloren nach Hause und hoffte inständig, dass er sie gehört hatte.
    Gegen Mitternacht saß Olivia hellwach im Bett und starrte verträumt auf eines der ausgeliehenen Bücher, das auf ihrem Schoß lag. Sie konnte einfach nicht schlafen.
    Lenno und sie hatten nicht viel miteinander gesprochen. Aber immerhin hatten sie sich stundenlang gegenübergesessen, und sie musste ständig daran denken.
    Plötzlich schreckte sie durch ein leises Geräusch an ihrem Fenster hoch. Einer kleinen Explosion gleich bildete sich auf ihrem gesamten Körper eine Gänsehaut und die Nackenhaare standen ihr zu Berge. Zügig langte sie nach der Lampe auf ihrem Nachttisch und löschte das Licht. Mit rasendem Herzen schlüpfte sie lautlos aus dem Bett und schob sich langsam an der Wand entlang, um zu lauschen. Ein weiteres Mal hörte sie das Geräusch, zwar äußerst leise, aber auf jeden Fall wahrnehmbar.
    Jemand war auf ihrem Balkon!
    Mit einem flauen Gefühl in ihrem Magen schob sie sich trotzdem weiter.

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