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Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Titel: Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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versteckte, worin vermutlich wieder eine Beruhigungsspritze lag.
    Dachten sie etwa, Olivia würde ein weiteres Mal ausrasten?
    Sie begrüßte den Arzt freundlich und versicherte ihm stillschweigend in Gedanken, dass sie ihm keinen Anlass bieten würde, der einer Entlassung hinderlich wäre. Momentan entzogen sich jedoch manche Dinge ihrer Kontrolle und dies würde sie sich bald eingestehen müssen.
    Der Arzt führte eine abschließende Untersuchung durch, die Olivia siegessicher über sich ergehen ließ. Sie lächelte ihn erwartungsvoll an und hoffte, dass sie endlich ihre Sachen packen und gehen konnte. Er setzte sich allerdings unerwartet auf ihre Bettkante und sah sie besorgt an. Olivia runzelte für einen kleinen Moment die Stirn.
    „Bevor ich Sie nach Hause schicken kann, müssten wir noch etwas besprechen, Olivia“, begann der Arzt mit ernstem Blick und beobachtete jede ihrer Reaktionen mit Argusaugen.
    „Gut“, antwortete sie daraufhin so locker wie möglich, auch wenn ihr das Lächeln inzwischen vergangen war.
    Er presste seine Lippen aufeinander, wich ihr zunächst kurz aus und atmete tief durch. „Es geht um Ihre Freundin Tatjana.“
    Olivias Herz schien plötzlich doppelt so schnell zu schlagen. Sie versuchte, sich dennoch nichts anmerken zu lassen. Sven stellte sich unvermittelt an die andere Seite ihres Bettes. Die Krankenschwester hatte ihn zuvor hereingebeten.
    „Olivia, man hat Tatjana am Morgen nach dem Überfall in der Nähe der Stelle entdeckt, an der man Sie gefunden hat.“ Der Arzt sah sie wieder an und blickte jetzt in ihr verwirrtes Gesicht.
    „Tatjana war die ganze Nacht weg? Geht es ihr gut? Ist sie deshalb in einem anderen Krankenhaus? Was ist mit ihr?“, fragte Olivia erschrocken, woraufhin er kurz zu Sven schaute, der dessen Blick erwiderte und die Zähne so fest aufeinanderbiss, dass seine Kiefermuskeln deutlich hervortraten.
    „Sollen wir damit warten, bis Ihre Eltern da sind?“, fragte ihn der Arzt, als sei Olivia überhaupt nicht anwesend. Sie sah ihren Bruder ebenfalls an. Was sollte das?
    Langsam überzog ein seltsames Gefühl ihre Haut. Es war eine fremdartige Taubheit, die sie davor schützen sollte, das Unerträgliche, das mit den nächsten Worten des Arztes auf sie einzustürzen drohte, an sich heranzulassen.
    Sven wich Olivias Blicken aus, schüttelte als Antwort auf die ihm gestellte Frage den Kopf, setzte sich nah zu seiner Schwester auf das Bett, sodass sich ihre Körper berührten, und nahm ihre Hand. Olivia wurde noch misstrauischer und dazu nervös. „Was ist? Was ist passiert?“, fragte sie ungeduldig.
    Der Arzt atmete wieder tief durch, blickte ihr fest in die Augen, als ob seiner medizinischen Beurteilung nicht die geringste Veränderung an ihr entgehen dürfte, und fuhr fort: „Nachdem die Täter von Ihnen abgelassen hatten, sind diese vermutlich Ihrer Freundin gefolgt.“
    Olivias Körper reagierte auf einmal nicht mehr so, wie er sollte. Ihre Kehle war wie ausgedörrt und sie wollte schlucken, doch alles blieb staubtrocken und brannte. Dafür wurden ihre Hände feucht und begannen zu zittern. Ihr Herz raste wie wild. Sie war sich plötzlich unsicher, ob sie hören wollte, was dieser Mann an ihrem Bett über ihre beste Freundin sagen würde.
    „Ihr Handy lag gleich vor dem Schaufenster neben der kleinen Seitenstraße, in der man Sie, Olivia, fand. Vermutlich hatte ihre Freundin von dort aus ihren überaus verwirrenden Notruf an die Polizei abgesetzt, der schließlich unvermittelt abgebrochen war. Die Täter entdeckten sie offensichtlich, sie geriet in Panik und lief wahrscheinlich deshalb in den kleinen Park in der Nähe. Dort haben die Kerle sie überwältigt. Wie bei Ihnen gab es keine Zeugen zum Tathergang.“
    Olivias Magen krampfte sich zusammen. Sie presste sich die freie Hand auf den Mund und sagte leise: „Oh Gott, sie ist weggerannt!“
    Sie atmete ein, doch ihre Lunge behielt die Luft einfach in sich. In ihrem rechten Ohr schwoll ein hohes Pfeifen an.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Arzt endlich weitersprach. „Sie haben Kampfspuren entdeckt. Ein Mann hat am nächsten Morgen bei einem Spaziergang mit seinem Hund ihre Leiche gefunden.“ Dabei legte er seine Hand auf Olivias Oberarm. „Es tut mir so leid, Olivia.“
    Sie starrte ihn mindestens eine Stunde unbewegt an. Zumindest kamen ihr die Sekunden derartig lang vor. Dann lachte sie kurz auf, weil sie ihn durchschaute.
    Das war ein Scherz. Er wollte testen, wie sie auf solch

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