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Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Titel: Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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eine Nachricht reagierte. Hilfesuchend wandte Olivia sich zu Sven um. Ein Blick in seine Augen genügte allerdings, um zu erkennen, dass das Gesagte der Wahrheit entsprach.
    Wie in einem Flashback sah sie plötzlich Tatjanas angsterfülltes Gesicht vor sich, danach Bidziils Blick und die darin aufflammende Mordlust.
    Olivia drückte die Fäuste gegen ihre Augen, aber diese Bilder wollten sich nicht vertreiben lassen. Ein seltsames Geräusch drang über ihr Gehör in sie ein. Es war nicht das Pfeifen, sondern ein viel schrecklicherer Ton, der sich tief in ihr Innerstes hineinbohrte. Sie hielt sich die Ohren zu, doch es wurde dadurch nur lauter.
    So wenig sie bereit war, die Nachricht über die Ermordung ihrer Freundin zu akzeptieren, so unmöglich war es ihr, zu begreifen, dass sie es selbst war, die diese verzweifelten Laute von sich gab.
    Bei dem Versuch sie in den Arm zu nehmen, schlug Olivia die Hände ihres Bruders weg. Seine Nähe konnte sie im Moment einfach nicht ertragen.
    Als Sven nicht lockerließ, war das zu viel für sie.
    Einem Seebeben gleich erschütterten sämtliche Gefühle ihr Inneres, schwappten wie ein Tsunami nach außen und fanden schließlich Svens Körper als Ziel, um sich in ihrer vollen Heftigkeit auf ihm zu entladen. Wütende Verzweiflung ließ sie ihre Hände zu Fäusten ballen, wild um sich schlagen und mit den Füßen nach ihrem Bruder treten, ungeachtet dessen, ob und wo sie ihn verletzte.
    Sven war ihr zweifelsohne körperlich um einiges überlegen. Er packte sie einfach, presste sie an sich, umklammerte ihre Arme und drang somit unaufgefordert in die Hülle ein, die sie zu ihrem eigenen Schutz errichtet hatte.
    Plötzlich zerbrach etwas in Olivia.
    Sie fühlte sich trotz seiner Umarmung schutzlos ausgeliefert. Durch diese simple Geste prasselte nun alles, wovor sie sich versteckt hatte, wie ein gewaltiger Hagelschauer unaufhaltsam auf sie nieder. An Svens Schulter ließ sie laut schluchzend sämtliche Tränen, die sich angestaut hatten, ihren Lauf. Das erste Mal seit Tagen konnte sie loslassen, sich fallen lassen, den Druck und die Angst durch das Weinen fortspülen.
    Es dauerte lange, bis Olivia sich wieder etwas beruhigt hatte, trotz des Beruhigungsmittels, das man ihr erneut verabreicht hatte.
    Sven saß stundenlang mit in ihrem Bett, war einfach nur für sie da. Er behielt sie im Arm, selbst als sie vor Erschöpfung irgendwann einschlief.
    An eine Entlassung war nun nicht mehr zu denken.
    ***
    Erst zwei Tagen später war es so weit. Olivia durfte das Krankenhaus verlassen. Sie fühlte sich immer noch gefühlsleer und hoffte inständig darauf, zu Hause endlich wieder zu sich selbst zu finden.
    Um sich zu erholen, war sie bis zu den Weihnachtsferien krankgeschrieben und musste nicht in die Schule. Ihre Mutter bot ihr an, sich in dieser Zeit um sie zu kümmern, doch Olivia sehnte sich danach, ein wenig für sich zu sein.
    Was es allerdings nach solch einer Erfahrung bedeutete, allein zu sein, schätzte sie vollkommen falsch ein und war letztendlich komplett überfordert damit. Die körperlichen Auswirkungen, die mit den seelischen Belastungen der letzten Tage einhergingen, überwältigten sie absolut unvorbereitet und in einem Ausmaß, das sie keinesfalls erwartet hatte.
    Sie stand in der Küche und hatte sich einen Kaffee eingegossen, nahm die Milchpackung aus dem Kühlschrank und drehte den Verschluss auf. Gedankenversunken schaute sie auf ihre Tasse, als dieses Gefühl der Beklommenheit in ihr erwachte und sich langsam in ihr breitmachte. Sie spürte ganz deutlich, dass im nächsten Moment irgendetwas geschehen würde, war sich aber nicht sicher, was genau es sein würde. Diese Unsicherheit verstärkte das beklemmende Gefühl immer mehr und es durchtränkte sie unaufhaltsam.
    Abgelenkt durch die inneren Vorgänge, die ihre gesamte Aufmerksamkeit beanspruchten, goss Olivia die Milch unbewusst in ihre Kaffeetasse. Erst das plätschernde Geräusch riss sie wieder aus ihrer Gefühlswelt. Als sie auf ihre Tasse blickte, entdeckte sie die Katastrophe. Der Milchkaffee floss bereits über die Kante der Arbeitsplatte und tropfte vor ihren Füßen auf den Boden. Sie beobachtete dieses Malheur, registrierte zwar, was dort geschah, konnte jedoch nicht darauf reagieren.
    Ein schmerzhafter Stich ging durch ihre Lunge, ihr Herz raste, der Druck in ihrem Kopf nahm zu. Es dauerte eine Ewigkeit, bis es ihr dämmerte, dass sie das Atmen eingestellt hatte. Mit voller Wucht knallte sie immer wieder

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