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Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Titel: Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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die Milchpackung auf die Arbeitsplatte und versuchte nach Luft zu schnappen. Krampfhaft hielt sie sich an der Kante der Arbeitsfläche fest und konzentrierte sich einzig darauf, diese Situation zu überleben. Wehrlos stand sie da und spürte, wie kalter Schweiß ihren Körper bedeckte.
    Die ersten Tränen lösten schließlich den dicken Kloß in ihrem Hals, der ihr das Atmen erschwert hatte, langsam auf. Die Wände hatten sich in ihrer Wahrnehmung seltsam verengt.
    Sie musste dort raus!
    Olivia ließ alles stehen und liegen, holte ihre Jacke, nahm sich ihre Tasse aus der Milchpfütze und stolperte in den Garten.
    Draußen auf dem Rasen klammerte sie sich an ihre Tasse, at- mete die kalte, klare Winterluft ein und begann, sich nach und nach zu entspannen. Nachdem auch das innere Zittern, das ihren Körper in der Panikattacke ergriffen hatte, verschwunden war, schlenderte sie zu ihrer alten Schaukel und setzte sich darauf. In kleinen Schlucken trank sie den lauwarmen Milchkaffee und starrte erschöpft vor sich hin. Noch nie in ihrem Leben hatte sich Olivia so einsam gefühlt.
    Die Welt um sie herum erschien ihr, als sei sie aus einzelnen Spielkarten gebaut. Bereits der geringste Windhauch drohte, alles zum Einsturz zu bringen, sodass sich sämtliche Karten nutzlos auf dem Boden verteilen würden und auf ihnen je nach Belieben kräftig herumgetrampelt werden konnte. Sie spürte, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis der zarte Windzug sie erreichte.
    Ein Rascheln im Gebüsch schreckte sie auf und sie schaute zum Nachbargrundstück. Einige Schritte entfernt entdeckte sie plötzlich Lennos Kater, der sie zu beobachten schien.
    „Da bist du ja wieder“, sagte sie mit einem traurigen Lächeln, das ihr fast die Tränen in die Augen trieb. „Wenigstens einer, der nicht einfach so aus meinem Leben verschwindet.“
    Der Kater stand auf und kam vorsichtig näher. Direkt vor ihr blieb er stehen und setzte sich hin. Nachdenklich schaute sie ihn an, während sie ihre leere Kaffeetasse auf den Boden stellte.
    „Wo ist er?“, fragte sie, doch der Kater starrte sie nur an und blinzelte ab und zu.
    Olivia biss sich auf die Unterlippe. Was hatte sie denn erwartet? Etwa, dass er plötzlich zu sprechen begann? Kopfschüttelnd stützte sie die Ellenbogen auf ihre Oberschenkel und vergrub die Hände in ihrem Haar. „Ich … ich brauche ihn“, flüsterte sie vor sich hin. „Ich schaffe das alles nicht alleine.“ Wem sollte sie sonst erzählen, was Bidziil getan hatte? Wer würde ihr glauben?
    Plötzlich erhob sich der Kater, drehte sich weg und verschwand in die Richtung, aus der er gekommen war. Olivia hob den Kopf, um ihm zwischen ihren gespreizten Fingern hindurch traurig hinterherzublicken.
    Dieses schweigsame Weggehen traf sie auf eine so seltsame Art, dass ihr unaufhaltsam Tränen in die Augen schossen. Durch diese kleine Geste fühlte sich Olivia nicht nur einsam, sondern restlos im Stich gelassen.

Lennos Welt
    Ein düsterer Nachmittag brach an. Der kürzeste Tag im Jahr. Bald würde es dunkel werden. Doch weder das noch die dicken, grauen Wolken am Himmel waren allein der Grund für die bedrückende Atmosphäre, die den Garten überschattete.
    Langsam schwang die Schaukel im Takt der unbeantworteten Fragen hin und her, zu denen sich bei jeder Bewegung eine neue hinzugesellte und alles in Olivias Kopf noch verworrener machte. Erst ein Rascheln in ihrer Nähe, kaum wahrnehmbar in dem Getöse ihrer Gedanken, ließ sie innehalten. Sie brauchte nicht nachzuschauen, denn sie spürte sofort, dass es Lenno war.
    Bereits im nächsten Moment stand er hinter ihr, schloss sie in seine Umarmung und schmiegte sein Gesicht seitlich an ihres. Sie spürte seine Wärme, die in ihren Körper eindrang und sie ausfüllte. Mit geschlossenen Augen legte sie ihre Hände auf seine Arme und flüsterte erleichtert: „Du bist wieder da!“
    Hatte der Kater sie tatsächlich verstanden und Lenno hergeholt?
    Eng umschlungen genossen sie einfach nur die gemeinsame Nähe, die Olivia erneut Tränen in die Augen trieb. Sie nahm jedes Detail bis ins Kleinste in sich auf, seinen Duft, seinen Atem an ihrer Haut, seine Anwesenheit. Lenno war der Grund, für den es sich lohnte, ihr Leben weiterzuleben, die Luft, die sie brauchte, um wieder tief durchatmen zu können, das Einzige, was in diesem Moment für Olivia zählte.
    Bewegungslos verharrten sie eine Weile in ihrer Umarmung, bis Lenno sich vorsichtig aufrichtete und sie dabei losließ. Olivia stand auf,

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