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Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Titel: Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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seiner Augen und ließ sich von dem unerbittlichen Sog darin erfassen und zu dem Ort leiten, an dem Lenno ihr einen Einblick in seine Welt gewähren würde.
    ***
    Mit dem nächsten Wimpernschlag fand sich Olivia in schwindel-
erregender Höhe auf einem Felsvorsprung wieder. Sie ließ ihren Blick langsam über eine Landschaft schweifen, von der sie momentan nur erahnen konnte, wie wild und unbezwingbar und zugleich atemberaubend schön sie sein musste. Noch lag sie in der Dunkelheit der Nacht verborgen und ein Nebelschleier verhüllte die untere Ebene. Doch der Himmel graute bereits und begrüßte vorsichtig den nahenden Morgen, denn es war kurz vor Sonnenaufgang.
    Ein warmer Wind flüsterte leise um Olivia herum und streichelte über ihren Körper. In der Ferne hörte sie das Surren und Zirpen von Insekten, während nach und nach immer mehr Geräusche zu ihr drangen. Ein Flattern, ein fremdartiges Zwitschern, Grunzen und Hecheln. Sie war verwirrt. Ihre Sinne waren so geschärft, dass sie die Umgebung viel intensiver wahrnahm, als sie es gewohnt war. Die Schönheit dieses Augenblicks überwältigte sie. Etwas Vergleichbares hatte sie bisher noch nie erlebt. Die Geräusche verdichteten sich nach und nach zu einem unruhigen Teppich, während die Landschaft unter ihrem verblüfften Blick langsam zum Leben erwachte.
    Olivia meinte, eine leise Melodie wahrzunehmen, als die Sonne hinter den hoch aufragenden Bergen aufging. Mit ihren ersten Strahlen wurde so das nächtliche Geheimnis enthüllt und vor ihren Augen breitete sich eine Wildnis aus, die Ähnlichkeit mit dem Regenwald Borneos hatte. Das Sonnenlicht tauchte die wild bewachsenen Berge in satte Farben und verscheuchte die Nebelschwaden aus den Tälern. Die verschiedensten, fremdartigsten Gerüche umschmeichelten ihre Nase und irgendetwas darin sagte ihr plötzlich, dass sie sich erheben sollte, um zu ihrer Familie nach Hause zu gehen.
    Sie stand auf, bückte sich zum Sprung, rannte furchtlos auf den Felsrand zu, stieß sich mit einem kräftigen Impuls aus den Beinen vom Boden ab und sprang über den Rand in das Nichts.
    ***
    Olivia schrie. So laut sie konnte.
    Im selben Moment landete sie, an die Rückenlehne des Sessels gepresst und die Fingernägel in die Armlehnen gekrallt, wieder bei Lenno und schaute in sein entsetztes Gesicht.
    „Oh, das tut mir leid. Ist alles in Ordnung?“, sagte er gleich und beugte sich zu ihr vor, um besser beurteilen zu können, wie es ihr ging. Vorsichtig streckte er eine Hand nach ihr aus und berührte sanft ihre Schulter. Olivia ergriff sie und suchte verzweifelt nach Halt.
    „Mein Gott, was war das?“, fragte sie atemlos.
    Lenno musste ihr die Faszination ansehen, denn sein Gesicht entspannte sich augenblicklich. Anstatt ihr eine Antwort zu geben, fragte er überrascht zurück: „Hat es dir gefallen?“
    Olivia nickte und lachte aufgeregt. In Gedanken spulte sie die Bilder und Eindrücke wiederholt ab. „Und wie! Was ist das? Was sehe ich da?“, wollte sie wissen.
    Lenno strahlte sie an. „Ich lasse dich meine Erinnerungen sehen, damit du meine Welt durch meine Augen kennenlernst.“
    Verblüfft versuchte Olivia eine entspanntere Haltung in dem Sessel einzunehmen, packte Lenno an den Schultern und drückte ihn sanft zurück in seine ursprüngliche Position.
    „Los, lass uns weitermachen“, sagte sie begeistert, ergriff seine Handgelenke und schob seine Arme um ihren Körper. „Halt mich dieses Mal aber fest! Falls wir wieder in den Abgrund springen.“ Ihre Hände legten sich auf seine Oberarme und sie selbst rutschte an die Kante der Sitzfläche, bis sie ihm ganz nahe war.
    „Soll ich an derselben Stelle fortfahren?“, fragte Lenno schmunzelnd. Sie nickte lediglich, denn im selben Moment tauchte sie erneut in seine Erinnerungen ein.
    ***
    Olivia saß auf dem Felsen und schaute in das Tal. Wieder stand sie auf, bückte sich, rannte furchtlos auf den Felsrand zu und setzte zu einem kräftigen Sprung an, direkt über den Rand in das Nichts.
    Sie spürte, dass sie kein Mensch war, hatte aber keine Ahnung, in was für einem Körper sie steckte. Lenno ließ diese Erinnerung offensichtlich nicht zu. Es blieb ihr auch nicht viel Zeit, um weiter darüber nachzudenken, denn immer wieder strömten neue, intensive Eindrücke auf sie ein. Ihrem Gefühl nach bewegte sie sich allerdings äußerst kraftvoll und geschmeidig. Das passte zu Lenno.
    Einige Meter unterhalb des Felsens landete sie sanft auf einem weiteren Felsvorsprung. Von

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