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Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Titel: Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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entlangschlurfte und nicht einmal eine aufrechte Körperhaltung aufwies.
    Das haute Lenno förmlich um. Fassungslos stolperte er in den Raum zurück, als sie ihren Kopf hob und ihn anblickte, als wüsste sie, dass er dort stand und sie beobachtete.
    Er musste erst einmal kräftig durchatmen, doch seine Entscheidung war augenblicklich gefallen. Er würde sich dieses Mädchen so schnell wie möglich schnappen, in seine Welt zurückgehen und Nukpana vor die Füße werfen. Was sollte nur diese ganze Aufregung wegen eines schwächlichen Gewächses wie diesem? Es würde ohne ständigen Schutz nicht einen Tag in Etenya überleben.
    Für ihn stand außer Frage, dass er seine Schwester retten würde.
    Er wollte gerade mit Aya die Vorkehrungen für den Übergang mit ihr klären, als dieser in den Raum trat und ihm ein kleines Päckchen entgegenstreckte, das zuvor ein Bote gebracht hatte.
    Über die nächsten Erinnerungen war Olivia mehr als erstaunt.
    Lenno hatte ihr in den folgenden Stunden mehrfach aufgelauert und sie beschattet. Er wartete auf eine Möglichkeit, sie endlich zu überwältigen und zu entführen. Selbst am späten Abend, nachdem sie offenbar von der Probe zurückgekehrt war, hatte er sie unbemerkt vom Baum vor ihrem Balkon aus beobachtet.
    Am Morgen darauf betrat Lenno erst den Bus, als er sicher war, dass Olivia im nächsten Moment um die Ecke kommen würde. Im Getümmel hatte er sie zwar aus den Augen verloren, doch er spürte ihre Präsenz. Als sie dann jedoch so plötzlich vor ihm stand, ihr das vom Regen durchnässte Haar am Kopf klebte, sodass ihr Gesicht noch blasser und trauriger wirkte als bisher, und ihn mit ihren riesigen, grünen Augen anstarrte, die wie die Tautropfen auf dem Farn in Tenya Nahele aussahen, machte sie ihn bewegungslos wie das Opfer einer Schlange und raubte ihm einfach den Atem. Zu spät fiel ihm auf, dass er sich ihr gleichzeitig komplett geöffnet hatte und eine nun unvergängliche Verbindung zwischen ihnen entstanden war, der er sich sofort entzog, als er seine Unaufmerksamkeit erschrocken bemerkte.
    Im nächsten Moment sah Olivia sich selbst an der Schultür „Vielen Dank!“ flüstern und die Empfindungen, die Lenno daraufhin durchströmten, waren unfassbar. Seine Erinnerungen machten ihr deutlich, dass ihre Stimme in ihm ein ähnliches Gefühlschaos ausgelöst hatte wie seine Worte vorhin im Garten bei ihr. Nur dass das, was er dabei empfand, tausendmal stärker wirkte und selbst ihr nun den Atem raubte.
    Er war ihr augenblicklich verfallen, würde alles für sie tun, was immer sie von ihm verlangte. Gleichzeitig wuchs in ihm eine unermessliche Stärke an, die er brauchen würde, um diese Aufgabe zu bewältigen und bis zum Ende durchzuziehen, auch wenn dies seinen eigenen Tod bedeutete.
    Damit war seine Entscheidung hinfällig. Er würde sie Nukpana niemals überlassen und wie ein Stück Vieh vor die Füße werfen.
    Dann traf sie ein Faustschlag brutal ins Gesicht.
    Olivia zuckte innerlich zusammen, doch glücklicherweise versuchte Lenno die Erinnerung an den Schmerz zu unterdrücken, sodass dieser wesentlich gedämpfter bei ihr ankam. Nichtsdestotrotz fuhr ihr der Schreck in die Knochen, als sie erkannte, dass es Nukpana war, der Lenno zusammenschlug. Auch Bidziil tauchte mit einem höhnischen Grinsen in seinem hässlichen Gesicht im Hintergrund auf, als Nukpana einen Schritt zurücktrat, um zum nächsten Schlag auszuholen. Bidziils düstere Begleiter flankierten Lenno bei dieser schrecklichen Prozedur und drückten ihn immer wieder auf die Knie zurück, sobald er sich wehrte.
    „Wo ist sie, Tocho“, zischte Nukpana dabei wutentbrannt.
    „Ich weiß es nicht, ich habe sie bisher nicht gefunden“, antwortete Lenno mit schwacher Stimme.
    Daraufhin legte Nukpana seinen Kopf seltsam schief, verengte seine Augen und drohte: „Du scheinst nicht bei der Sache zu sein, Tocho. Vielleicht hole ich mir nicht nur deine Schwester, sondern auch die Kleine, von der mir Bidziil berichtet hat.“
    Fassungslos und nahezu unbeteiligt beobachtete Olivia Bidziils Reaktion. Er lachte verächtlich auf, genauso wie die schöne, junge Frau neben ihm, deren Gesicht von äußerst harten Gesichtszügen gezeichnet war. Sie ergötzten sich förmlich an Lennos Leid.
    Getrieben von der Sehnsucht, Olivia wiederzusehen und dem Wunsch, die Onida Kanti zu beschützen, flogen in Lennos Erinnerungen Farne und Bäume an ihr vorbei, ähnlich wie zu Beginn, als sie durch den Wald zu dieser Lichtung gelaufen

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