Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)
nun verblüfft und war davon überzeugt, seine Ausführungen falsch verstanden zu haben. Aber Lenno nickte leicht und sah sie gespannt an.
„Das glaube ich dir nicht. So etwas gibt es nicht“, lachte sie und erwartete, dass er mit in ihr Lachen einfiel, weil er sie auf den Arm nahm. Das tat er aber nicht, sondern schwieg und schaute ungerührt vor sich hin zu ihren Knien, auf denen ihre Hände ruhten. Irritiert beruhigte sie sich ein wenig. „Das meinst du jetzt nicht ernst, oder?“, erkundigte sie sich ungläubig. Doch alles an ihm - sein Blick, sein Gesichtsausdruck, seine Körperhaltung – versuchte, sie vom Gegenteil zu überzeugen.
Die Vorstellung von einer Parallelwelt, die irgendwo existieren sollte, schien Olivia allerdings völlig absurd. Sie erinnerte sich daran, was Lenno über seinen Auftrag erzählt hatte und witzelte: „Ach so, und du bist so etwas wie der Held in der Geschichte und musst diese Welt retten?“
„Na ja, fast“, sagte er ebenfalls schmunzelnd. „Eigentlich bin ich nur derjenige, der die Heldin finden und in unsere Welt bringen soll.“
Olivia lachte von neuem los, doch sie erkannte in seinem Blick, dass er auch das wieder ernst meinte. Ihr blieb das Lachen beinahe im Hals stecken, während er sie einfach nur ansah und schwieg.
War es Lenno, der nun völlig abdrehte? Oder war sie es selbst?
Verschiedene Bilder von Dingen, bei denen sie zwar gestutzt hatte, doch die sie in ihrer Verliebtheit nie wirklich hinterfragt hatte, nahmen in ihrem Kopf Gestalt an. Da war zum einen dieser seltsame, goldene Schimmer in Lennos Augen und zum anderen Bidziils unheimliches Verhalten. Beides war ihr so fremdartig erschienen. Schlagartig wurde ihr kalt. Konnte es sein, dass Lenno die Wahrheit sagte?
„Was soll das für eine Welt sein?“, fragte Olivia durcheinander. „Ist sie real? Ich meine … bist du real?“
Er lachte leise. „Meine Welt existiert seit Jahrtausenden parallel zu deiner. Nur Wenige wissen überhaupt noch, dass es sie gibt. Wenn einer von ihnen stirbt, nimmt er ein Teil der Welt mit sich. Wird sein Platz nicht von einem Nachfolger eingenommen, bleibt dieses Stück als verlorenes Land zurück. Viele vergessen sogar, ihr Wissen weiterzugeben. Die alten Verbindungen zwischen den Welten sind mittlerweile durchlässig und konnten von Aya leicht geöffnet werden, als wir hierherkamen.“ Prüfend beobachtete er, wie sie versuchte, ihre Verblüffung zu verbergen und schmunzelte wieder. „Und ja, ich bin hier genauso real, wie du es in meiner Welt sein wirst. Sonst ergäbe ihre Existenz ja keinen Sinn. Schließlich sollen Menschen aus deiner in meiner Welt ihr Leben in Sicherheit weiterführen können.“
„Wenn aber diese Welt, von der du mir da erzählst, Wirklichkeit ist und nur von den Nachkommen dieses Erschaffervolkes betreten werden kann“, fragte Olivia nachdenklich, „dann hieße das ja …“ Sie unterbrach sich kurz und versuchte, ernst zu bleiben, denn irgendwie plagte sie das Gefühl, dass Lenno davon überzeugt war, ihr die Wahrheit zu sagen. Er würde sicher denken, sie wolle sich über ihn lustig machen, wenn sie wieder lachen würde. „… das hieße ja, dass ich von irgendeinem uralten Naturvolk abstamme!“
Zu ihrer Überraschung fand Lenno diese Vorstellung genauso absurd wie sie und lachte los. „Nein, wohl eher nicht.“
Diese spontane Ausgelassenheit tat in diesem Moment beiden gut. Die Situation mit Bidziil war schon ernst genug und die Aussicht, in eine andere Welt zu gehen, deren Existenz sich Olivia nicht im Entferntesten vorstellen konnte, hörte sich auch nicht gerade nach einem Sommerurlaub an.
Ein Stück weit von ihrer inneren Anspannung befreit lächelten sich die beiden um einiges gelöster an. Dabei dachte Olivia zum ersten Mal ernsthaft darüber nach, ob diese Welt wirklich irgendwo real vorhanden sein könnte. Sie kannte Lenno nicht gut genug, um es wirklich beurteilen zu können, doch wenn sie ihn so betrachtete und so wie sie ihn kennengelernt hatte, konnte sie sich irgendwie nicht vorstellen, dass er ein mental verstörter Typ war, der in einer verrückten Fantasiewelt lebte. Ebenfalls glaubte sie nicht mehr, dass er nur einen Spaß gemacht hatte. Dazu war es ihm zu ernst und seine nächsten Worte bestätigten das bisher Gesagte, auch wenn er sie mit einem amüsierten Schmunzeln aussprach.
„Nein, für unsere Heldinnen haben wir Extra-Eintrittskarten. Und du hast eine gewonnen, könnte man sagen.“
Die Vorstellung von einer
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