Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)
so. Daran wird sich nichts mehr ändern!“
Seine deutlichen Worte trafen sie mitten ins Herz, machten ihm Mut und ermunterten Olivia, die Entscheidung auszusprechen. „Ok, dann lass uns weitermachen“, flüsterte sie, denn eigentlich wollte sie auch nichts anderes, als mit Lenno zusammen zu sein. Sie hob ihre Hand an sein Gesicht, drehte ihren Kopf zu ihm und küsste seine Wange. Ihre Entscheidung hatte etwas Bedeutendes zwischen ihnen verändert. Was genau, konnte Olivia nicht sagen. Zumindest wusste sie, dass es mit Sicherheit das Richtige war.
„Während ich dich auf die Markierung vorbereite, spreche ich das Ritual in unserer alten Sprache. Wenn ich damit fertig bin, markiere ich dich hier im Nacken“, sagte Lenno, schob Olivias Haare sanft über die linke Schulter und küsste die Stelle zwischen Wirbelsäule und Schulterblatt. Er zog sie vorsichtig in die Mitte des Bettes und sie setzte sich auf ihre Unterschenkel. Dicht hinter ihr begann Lenno, in einer fremden Sprache zu sprechen, die seine Stimme noch verführerischer klingen ließ. Währenddessen steckte er Olivia mit einer Spange die Haare hoch und fuhr mit seinen Lippen ihre Schulter und ihren Nacken entlang.
Ihre Umgebung verschwand, existierte nicht mehr. Sie ließ sich in eine Sinnlichkeit entführen, die ihr Gehör und ihren Geruchssinn verwöhnte. Lenno rieb ihre Haut mit etwas ein, das sich gleichzeitig samtig und kühl anfühlte und dabei nach einer Mischung aus Pfefferminz und einer betörenden Blume duftete.
Vom Klang seiner Stimme eingenommen, schloss Olivia ihre Augen und ließ sich in ein Nichts fallen.
Urplötzlich befand sie sich wieder im Wald. Dort folgte sie im Körper einer Raubkatze wieder den schmalen, dicht bewachsenen Pfaden, lief über umgestürzte Bäume und durch den seichten Bach. Sie hörte kleine Äste unter ihren Pranken zerbersten und ihren eigenen Atem, der gleichmäßig den Rhythmus ihres Laufs begleitete. Erst an den riesigen, hohen Bäumen machte sie Halt, um nach den kleinen, blauen Blumen zu suchen. Als Olivia sie fand, stimmte ihr Herz ein schnelles, kräftiges Trommeln in ihrer Katzenbrust an. Jetzt wusste sie genau, wohin sie laufen musste, drosselte ihr Tempo und gelangte zu der kleinen Lichtung inmitten des dichten Grüns, die ihr Lenno in seiner Erinnerung gezeigt hatte.
In deren Mitte saß ein hübscher Berglöwe, der sie bei ihrem Erscheinen sofort ansah und nur auf sie zu warten schien. Lenno!
Anhand der ähnlichen Fellfarbe erkannte Olivia, dass sie ebenfalls im Körper einer Berglöwin steckte. Sie beobachtete ihn neugierig, während sie langsam und aufgeregt auf ihn zuging. Als sie fast bei ihm war, stand er auf und kam ihr entgegen. Er stupste seine Nase an ihre und strich mit seinem Kopf an ihrem Kopf, am Hals und an der Schulter entlang. An seinem Duft, der ihre geschärften Sinne vollkommen einnahm, erkannte sie Lenno nun eindeutig. Auch sie rieb sich an ihm, und so umkreisten sie sich einige Male, bis er irgendwann aus ihrem Blickfeld verschwand.
Verunsichert blieb die Berglöwin stehen und wartete ab, was passieren würde.
Wie aus dem Nichts packte der Berglöwe sie von hinten im Nacken und biss kräftig zu. In diesem Moment war sie sich mehr als sicher, dass sie diesen Kater nie mehr verlassen würde.
***
Das leise Geräusch von klapperndem Geschirr drang in Olivias Bewusstsein und weckte sie schließlich aus ihrem tiefen Schlaf. Zunächst war sie sich nicht sicher, wo sie sich befand, doch dann erkannte sie ihr eigenes Zimmer wieder. In eine Decke gehüllt lag sie in ihrem Bett. Draußen war es mittlerweile dunkel geworden. Der Raum wurde lediglich von der Lampe auf ihrem Schreibtisch erhellt. Sie war zurück aus ihren Träumen.
Sofort drehte sie ihren Kopf, doch statt Lenno entdeckte sie eine kompliziert gefaltete Blume aus Papier, die direkt neben ihr auf dem Kissen lag. Sie richtete sich auf, nahm sie in die Hand und strich vorsichtig mit ihren Fingerspitzen über die Blütenblätter.
Ein Blick zur leicht geöffneten Balkontür bestätigte ihre Befürchtung. Lenno war gegangen.
Ein kalter Windhauch drängte sich durch die schmale Öffnung, vergrößerte ein wenig den Spalt und ließ Olivia frösteln. Schnell zog sie die Decke enger um ihren Körper und bedeckte damit ihre nackten Arme. Nur ihre Hände schauten hervor, mit denen sie vorsichtig die Papierblume anhob, um mit geschlossenen Augen an ihr zu schnuppern. Dieses kleine Kunstwerk verströmte denselben wunderbaren Duft, den
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