Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)
anschauten und langsam ernster wurden. In seinem Blick sah sie, dass Lenno sich auch freute, sie wiederzusehen. Er schob eine Hand unter ihren Körper und zog sie mit beiden Armen zu sich. Die kurze Zeit, die sie getrennt gewesen waren, erschien ihr nun wie eine Ewigkeit.
„Du hast mir gefehlt, Olivia“, sagte Lenno leise und küsste sie. Olivia spürte, wie seine Hände dabei unter ihr T-Shirt glitten, die nackte Haut ihres Rückens berührten und eine Sehnsucht auslösten, seine Haut wieder auf ihrer zu spüren. Er richtete sich auf und beugte sich über sie, während sie sich auf den Rücken legte und begann, ihm das T-Shirt auszuziehen. Plötzlich hielt Lenno inne, beendete den Kuss und sah Olivia nachdenklich an. Der goldene Schimmer lag in seinen Augen, aber auch ein Hauch von Zweifel.
Einen Moment hielten die beiden in ihrer Bewegung inne, unschlüssig darüber, wohin das alles führen sollte.
Unten in der Küche klingelte Olivias Handy. Mit geschlossenen Augen atmete sie tief durch und sagte tonlos: „Sven.“
„Wie immer, der Retter in der Not“, bemerkte Lenno trocken.
Vielleicht vor Erleichterung darüber, in diesem Moment keine Entscheidung darüber fällen zu müssen, was als Nächstes passieren würde, lachten sie sich an, und Olivia küsste Lenno ein weiteres Mal, bevor sie nach unten rannte.
„Hi“, sagte sie kurz, als sie den Anruf auf ihrem Handy annahm, und schaute dabei auf die Küchenuhr. Halb zehn, große Pause, sie hätte es sich denken können.
„Ich dachte schon, ich müsste die letzten Schulstunden in diesem Jahr wegen dir ausfallen lassen“, meinte Sven halb im Scherz, und Olivia stöhnte übertrieben auf.
„Oh, nein! Nicht, dass du etwas Wichtiges verpasst! Ich war gerade im Bett und das Handy lag unten“, erklärte sie ihrem Bruder wahrheitsgemäß. „Du musst dich so langsam daran gewöhnen, dass wieder ein wenig Normalität in meinem Leben herrscht. Kaum zu glauben, aber wahr!“
Vom anderen Ende der Leitung war ein kurzes Lachen zu hören, bevor Sven entschuldigend antwortete: „Na ja, das wird wohl bei mir ein wenig dauern, Livi.“
Nach dem Austausch einiger Belanglosigkeiten aus der Familie erzählte er, dass Tatjanas Eltern am Morgen in der Schule gewesen waren und auch mit ihm gesprochen hatten. „Heute Nachmittag findet eine Trauerfeier im engsten Familienkreis statt, Livi. Tatjanas Mutter meinte, ich soll dich fragen, ob du auch kommen möchtest“, sagte Sven. „Wenn ja, dann würde ich dich natürlich begleiten, wenn du das willst.“
Was diese Nachricht in ihr auslöste, war kaum zu ertragen. Alle vergangenen Ereignisse schienen erneut auf sie einzustürzen, deren Last sie zu zerquetschen drohte. Ihre Kehle schnürte sich zu. Sie atmete tief ein, bekam jedoch keine Luft mehr. Ihr Körper bebte, ihre Hände begannen zu zittern, sodass sie kaum in der Lage war, ihr Handy festzuhalten. Als ob eine eiskalte Hand um ihr Herz griff und alles in ihr gefrieren ließ, stand sie wie erstarrt mitten in der Küche und suchte irgendwo nach Halt, den sie aber nirgends fand. Noch bevor sie allerdings wusste, was wirklich mit ihr geschah, begann eine tiefe Wärme durch ihren Körper zu strömen.
Lenno war ihr gefolgt!
Er stand hinter ihr, hatte sie in den Arm genommen und gab ihr den Halt, den sie zuvor vergeblich gesucht hatte.
„Ja, ja, ich würde gerne hingehen, wenn du mich begleitest“, log Olivia, nachdem sie zumindest ihre Sprache wiedergefunden hatte. Mit Tränen in den Augen lehnte sie sich gegen Lennos Oberkörper und hoffte inständig, dass sie zu diesem Zeitpunkt den Übergang in diese andere Welt bereits hinter sich gebracht haben würde.
Sven versprach, Blumen zu besorgen, als Olivia mit leicht erstickter Stimme hervorbrachte: „Sven, danke für alles. Du machst deine Sache als großer Bruder wirklich perfekt.“
Er schwieg und sie hörte, wie er schluckte. Noch ahnte er nichts davon, dass Olivia sich gerade von ihm verabschiedete. „Ok, bis später, Livi“, meinte er, bevor sie mit einem „Mach es gut“ auflegte.
Als das Gespräch beendet war, blieb Olivia einen Moment bewegungslos stehen, spürte mit geschlossenen Augen Lennos beruhigender Wärme in ihrem Inneren nach und fragte leise: „Wie machst du das immer?“
„Es ist meine Bestimmung“, antwortete er schlicht.
In dieser Umarmung verharrten sie eine Zeit lang, bis er sich schließlich erkundigte: „Geht es dir wieder besser, Olivia?“
Sie zuckte nur mit den Schultern und
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