Eternal - Die Geliebte des Vampirs
was will Onkel Sean jetzt tun? Die Identifizierung der Leiche ist ziemlich wichtig, wenn man den Mörder finden will.«
»Das ist ein Teil des Problems.« Er öffnete die Augen. Ein Polizist saß neben ihm und versuchte, Heftklammern in einen Tacker zu füllen. Fin stand auf und ging durch den Bullenstall hinaus auf den Flur. »Onkel Sean tut gar nichts.« Er beugte sich vor und spähte um die Ecke. Das Büro des Chiefs lag außerhalb des Bullenstalls jenseits einer Glasscheibe, die ihn von seinen Polizisten trennte. Fin sah ihn auf seinen Monitor starren; seine Hand bewegte sich mechanisch auf der Computermaus. Computer-Solitär. Laut Petes Aussage spielte er es stundenlang, wenn er im Dienst war.
Fin richtete sich wieder auf. »Er tut gar nichts. Er hat mich im Morgengrauen aus dem Bett geholt. Er weinte und machte ein Riesentheater. Du weißt, wie sehr er sich in etwas hineinsteigern kann. Er sagt, dass er nicht noch eine Ermittlung in einem Mordfall aushält. Er sagt, dass er dem nicht gewachsen ist.«
Fia schwieg am anderen Ende der Leitung. Fin wusste, dass sie nun die gleiche Enge in der Brust fühlte, die er schon den ganzen Tag gespürt hatte. Es war eine Pein, den Kummer einer ihnen nahestehenden Person zu fühlen. Es war eine Pein, den Kummer des ganzen Clans zu fühlen. Die Enthauptungen und der Verlust der Ihren zwei Jahre zuvor lasteten noch immer schwer auf ihnen.
»Was
hat
er denn bisher getan?«
»Er hat mich mit den Ermittlungen beauftragt.«
»Du weißt doch gar nicht, wie man einen Mordfall löst.«
Er lachte freudlos. »Erzähl mir etwas, das ich noch nicht weiß, Schwester.« Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Ihm war schwindelig. Wahrscheinlich sollte er etwas essen. Die Tasse Kaffee, die er um zehn Uhr getrunken hatte, war nicht magenfüllend gewesen. »Aber wer sonst soll die Ermittlungen leiten? Pete? Tony? Oder wie wär’s mit Hilly junior?«
»Okay, also – wie willst du diesen armen Teufel identifizieren?«
»Ich habe ein paar Fotos ausdrucken lassen. Nur Porträts. Ein paar Polizisten versuchen, sie an der Strandpromenade diskret herumzuzeigen. Ich habe ihnen gesagt, dass sie nur unsere Leute befragen sollen. Touristen sollen da nicht mit hineingezogen werden, wenn es sich verhindern lässt. Vielleicht erkennt ihn jemand.«
»Und du bist sicher, dass er ein Tourist ist?«
Eine Disponentin mit zwei Bechern Kaffee in der Hand ging an Fin vorbei über den Flur. Er wartete, bis sie außer Hörweite war, dann sprach er weiter. »Wer könnte er sonst sein? Er trug keine UPS -Uniform. Er war auch kein Müllmann. Die einzigen Menschen, die nach Clare Point kommen, sind die wenigen von außerhalb, die hier arbeiten, und die Touristen.«
»Da ist was dran. Du hast Talent. Also –«
Fin sah Pete um die Ecke kommen, und er wurde rot. »Sekunde, Fee«, sagte er und ließ das Handy sinken.
»Da bist du ja«, keuchte Pete. Er wischte sich mit der Hand über seine breite, schweißnasse Stirn. »Ich wollte dich gerade auf dem Männerklo suchen.« Er baute sich vor Fin auf. »Wir haben ihn identifiziert.«
[home]
Kapitel 5
U nd du bist sicher, dass er das ist? Absolut sicher?«
Fin stand mit Pete in Seans Büro. Die Tür war geschlossen. Der Schweiß juckte ihn unter seinem engen Kragen. Er konnte spüren, dass die Polizisten und wenigen Zivilisten auf der Wache ihn von jenseits der Glasscheibe beobachteten. Sie warteten darauf, die Identität des Mannes zu erfahren. Telepathische Gedanken prallten an den Wänden ab. Augen bohrten Löcher in seinen Rücken. Fin wollte nicht in seiner eigenen Haut stecken. Weder in seiner eigenen Haut noch in dieser Situation.
»So sicher, wie man sein kann, beziehungsweise
frau
«, korrigierte sich Pete. Er hatte die Arme ungeschickt in die Seiten gestemmt; Achselflecken breiteten sich auf seinem hellblauen Uniformhemd aus. »Liz Hillman hat ihn auf dem Foto, das du gemacht hast, einwandfrei identifiziert. Sein Name ist Colin Meding. Zweiundzwanzig Jahre alt. Er ist aus Pennsylvania. Hat eben seinen Abschluss an der Universität von Delaware gemacht. Liz sagte, dass Joe ihn am Memorial-Day-Wochenende angeheuert hat. Als Karamellpopcornverkäufer. Er hat seinen Job immer gut gemacht, jedenfalls Liz zufolge, aber dann ist er heute Morgen nicht zur Arbeit erschienen.«
»Es ist vier Uhr nachmittags. Warum hat sie heute Morgen nicht angerufen, gleich als sie ihn vermisst hat?«, fragte Fin und schlug mit der flachen Hand auf die Lehne des
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