Eternal - Die Geliebte des Vampirs
Stuhls vor ihm. »Warum mussten wir erst den ganzen verdammten Tag die Fotos in der Stadt herumzeigen?«
Pete starrte auf den Boden. Sean saß hinter seinem Schreibtisch, einfach so, als hätte er kein Wort des Gesprächs mitgehört.
Fin holte tief Luft und atmete dann langsam aus; das hatte er in der Antiaggressionstherapie gelernt. »Es tut mir leid, Pete. Ich wollte meine Wut nicht an dir auslassen. Es ist nur – jemand wird jetzt seinen Eltern sagen müssen, dass er tot ist und dass wir erst jetzt zu ihnen kommen, obwohl er schon mindestens elf Stunden tot ist.« Er holte noch einmal Luft. Er fühlte sich schon wieder ein wenig mehr Herr seiner selbst. »Du hast gesagt, dass Liz ihn anhand des Fotos identifiziert hat?«
Pete nickte und hob langsam den Blick. Er war so ein guter Kerl. Ein einfacher Mann, aber mit dem größten Herzen, das Fin jemals erlebt hatte. Er verdiente es nicht, dass man so unfreundlich mit ihm sprach.
»Ich bin heute Morgen zu Lizzy gegangen«, begann Pete langsam. »Aber Liz und Joe waren nicht da. Nur ein paar Aushilfen. Du hattest gesagt, dass wir die Fotos nur den Unseren zeigen sollten, keinen Menschen. Ich vergaß dann, dass ich noch nicht am Karamellstand nachgefragt hatte, und als es mir einfiel, fuhr ich wieder hin.« Er hob den Kopf, bis er schließlich Fin in die Augen blickte. »Liz hielt ihn nicht für vermisst. Deshalb hat sie uns nicht angerufen, auch nicht, nachdem sie von dem Mord erfahren hatte. Als der Junge nicht zur Arbeit erschien und auch nicht anrief, war sie nicht beunruhigt. Sie dachte, dass er den Job geschmissen hätte und sich nicht die Mühe machen wollte, ihr Bescheid zu sagen – oder dass er einen Kater ausschlief und morgen wieder auftauchen und sie anflehen würde, ihn nicht zu feuern. Sie sagt, dass solche Dinge immer wieder mit den Sommeraushilfen passieren. Sie war mächtig aus dem Häuschen, Fin. Es war ihr einfach nicht in den Sinn gekommen, dass der tote blonde Junge, von dem sie heute Morgen gehört hatte,
ihr
blonder Karamellpopcornjunge war.« Er sah weg. »Sie sagte, dass er« – Petes Stimme klang plötzlich ganz klein – »ein guter Junge gewesen sei.«
»Hast du eine Adresse von ihm?«
»Wie schon gesagt, er ist aus Pennsylvania, aber ich habe seine Adresse hier in Clare Point. Eine von Victors Absteigen an der First. Er ist für den Sommer mit ein paar Jungs zusammengezogen. Ich wollte als Nächstes dorthin, aber ich wollte dich erst persönlich von der Neuigkeit unterrichten.«
»Colin Meding.« Fin ließ sich den Namen auf der Zunge zergehen. Der tote Junge hatte wie ein Colin ausgesehen. Ein Collegeabsolvent. Ein guter Junge. Hatte das ganze Leben noch vor sich gehabt. Es war ein Jammer. Er ging zur Bürotür und öffnete sie für Pete. »Fahr zu der Adresse, sammel alle ein, die du dort findest, und bring sie auf die Wache. Du kannst ihnen ein paar Fragen stellen, aber erzähl ihnen nichts. Die Eltern müssen als Erste verständigt werden.« Das Telefon auf Seans Schreibtisch klingelte.
Sean ignorierte es.
Es läutete wieder. Fin sah ihn an. »Gehst du ran?«
Sean griff nach dem Hörer. »Chief Kahill.« Er lauschte, dann bedeckte er die Muschel mit der Hand. »Es ist Doc Caldwell.« Er nahm die Hand wieder weg. »Aha.«
Fin wandte sich wieder Pete zu, der gehen wollte. »Willst du, dass dich ein anderer Officer begleitet?«
Pete schüttelte den Kopf. »Ich brauche keinen Babysitter, Fin.« Diesmal zögerte er keine Sekunde, Fin geradewegs in die Augen zu blicken. »Nur weil ich kein Held bin wie du, heißt das noch lange nicht, dass ich meinen Job nicht erledigen kann. Du sagst mir, was ich tun soll, und ich tu’s. Ich bin kein Versager. Ich bin nur nicht du.«
Held? Pete machte wohl Witze. Das war ein weiterer Grund, warum Fin die Ermittlungen nicht leiten wollte. Er war nicht gut darin, zu delegieren und zu dirigieren. Er arbeitete besser, wenn er allein war. »Es tut mir leid«, sagte er ruhig. Und er meinte es auch.
Du weißt, dass ich mich um diesen Job nicht gerissen habe,
teilte er Pete telepathisch mit; er ging davon aus, dass Sean zu sehr mit seinem Telefonat beschäftigt war, um mitzuhören. Sean war kein Multitaskingtalent, nicht mal an guten Tagen. Und selbst wenn er ein oder zwei Worte aufgeschnappt hätte, wäre es Fin egal gewesen.
Ich wollte nicht den Sommer über als Aushilfe bei der Polizei arbeiten, geschweige denn eine Mordermittlung leiten. Du bist ein guter Cop, Pete. Alle wissen das. Und du
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