Eternal - Die Geliebte des Vampirs
Treppe brannte eine einsame Kerze auf einem Tisch vor einem Raum, der mit einem Vorhang aus schwerem schwarzem Stoff vom Treppenhaus abgetrennt war.
»Nimm eine von denen.« Mickey musste ganz nahe kommen, damit Kaleigh sie durch die Musik hindurch verstehen konnte. Sie nahm eine schwarze Maske von dem Stapel auf dem Tisch und gab sie ihr. Dann griff sie sich selbst eine und setzte sie auf.
Sie bedeckte nur die Augen und die Nase, aber es genügte, um sie unkenntlich zu machen. Kaleigh konnte verstehen, dass sich unaufmerksame Menschen davon täuschen ließen; sie allerdings nicht.
Kaleigh registrierte ein Körbchen mit Kondomen auf dem Tisch neben der Kerze. Also hatte Rob doch recht. Dort unten hatte man Sex. Und es wurden Drogen genommen. Sie konnte Gras riechen. Der Weihrauch reichte nicht aus, um den widerlich süßen Geruch zu überdecken.
»Keine Namen hier unten. Alles läuft anonym. Verstanden?« Mickeys Tonfall war drohend.
»Klar. Ja, verstanden«, sagte Kaleigh.
»Willst du eins?« Mickey zeigte auf das Körbchen mit den Kondomen.
Kaleigh schüttelte den Kopf.
Mickey schob den schwarzen Vorhang beiseite.
Kaleigh machte einen Schritt und blieb wieder stehen. »Hey, warte.«
Mickey sah zurück.
»Katy ist nicht hier unten, oder?«
Trotz der Maske entging Kaleigh Mickeys verächtlicher Gesichtsausdruck nicht. »Katy ist nicht eingeladen. Zu dieser Party muss man eingeladen werden.«
Kaleigh holte tief Luft und folgte Mickey durch den Vorhang. Gleich dahinter machten sie wieder halt.
»Mach’s dir bequem. Die Bar ist gleich da drüben. Du kannst mitmachen oder einfach nur zuschauen. Das liegt ganz bei dir.«
Kaleigh sah ihr nach, als sie davonging. Sie ließ den Blick schweifen. Es gab überall schwarze Vorhänge, die den Keller größer aussehen ließen, auch wenn er noch immer nur wie ein feuchter Keller im Süden von Delaware roch. Junge Leute im Teenager- oder Twenalter saßen in Grüppchen herum oder lagen auf Kissen auf dem Boden. Pärchen in verschiedenen Stadien der Entblätterung fummelten aneinander herum. Es gab auch ein paar Knäuel aus drei oder vier Personen. Sie waren nackt.
Kaleigh schluckte. Sie spürte, wie ihr Gesicht vor Verlegenheit zu brennen begann. Ein Porno flimmerte über einen Fernseher; darin trieb es ein Kerl in einem schwarzen Umhang mit einem Mädchen auf einem Sarg.
Liebes Jesuskind, was zum Teufel war das hier?
Überall standen Votivkerzen herum; der Weihrauchgeruch war streng. Der Marihuanageruch auch. Da ihr Geruchssinn so scharf ausgeprägt war, sog sie die Luft ein, um die einzelnen Gerüche zu identifizieren: alkoholische Getränke, Parfum, Rasierwasser. Und den Duft menschlicher Ausdünstungen und Begierden.
Plötzlich sträubten sich die Härchen in ihrem Nacken. Ein bestimmter Geruch stach ganz deutlich unter den anderen heraus. Menschenblut.
Das konnte nur eines bedeuten.
Scheiße,
dachte Kaleigh.
Wer ist da?
, fragte sie in Gedanken. Ihre Botschaft war für jeden gedacht, der fähig war, sie wahrzunehmen. Sie glaubte nicht, irgendjemanden zu erkennen, aber sie sah auch nicht allzu genau hin. Nicht, wenn die Leute nackt waren.
Niemand reagierte auf ihre telepathische Frage, aber sie spürte die Anwesenheit eines anderen Vampirs … nein, es waren zwei.
Sie suchte den Raum ab und versuchte, genauer hinzuschauen, ohne wirklich zu sehen, was da getrieben wurde. Alle trugen natürlich dieselben dummen Masken, doch sie wusste, wer darunter ein Mensch war. Und wer nicht.
Zwei Menschen knutschten herum. Bei ihr war die Hose schon herunter, er hatte sie noch an.
Noch zwei Menschen, deren nackte Gliedmaßen umeinandergeknotet waren.
Sie fragte sich, ob solche Bilder eine Jugendliche wie sie verderben konnten, und sah weg. Sicher, sie war nicht mehr
so
jung. Wahrscheinlich hatte sie schon Schlimmeres gesehen. Sie erinnerte sich nur nicht mehr daran – und wollte es eigentlich auch gar nicht.
Kaleigh sah sich das Pärchen noch einmal an. Ihre Finger krallten sich in den schweren Stoff des Vorhangs, der den Raum zur Treppe hin abtrennte. War das Johnny K. mit dieser menschlichen Blondine? Er war es. Die Maske täuschte sie nicht. Sie kannte dieses Grübchen am Kinn. Sie und Johnny waren Cousins zweiten Grades … oder war er ein entfernter Onkel von ihr? Manchmal war es ganz schön verwirrend.
Aber es war definitiv Johnny, und dieses halbnackte Mädchen, um das er die Arme geschlungen hatte, war definitiv betrunken oder high und wusste definitiv
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