Eternal - Die Vampire von Clare Point
Malley anruft, dann müssen wir …«
»Ich weiß«, unterbrach sie ihn. »Wie hoch?« Sie zog die Tür auf und verließ das Büro. Bobby McCathal tot?
Das konnte nicht sein.
Im wahrsten Sinne des Wortes.
[home]
2
D as Handy nebenan auf dem Beifahrersitz klingelte, aber Fia ließ es liegen. Auf dem Display wurde der Anrufer angezeigt:
máthair
. Ihre Mutter versuchte nun schon zum fünften Mal in den letzten beiden Stunden, sie zu erreichen. Auch einer ihrer Brüder hatte angerufen, ebenso wie ihr Onkel. Sie hatte nicht einmal gewusst, dass Onkel Sean ihre Nummer hatte; wahrscheinlich war das auch nicht der Fall gewesen, bis ihre Mutter sie ihm gegeben hatte.
Das Handy verstummte, war einen Augenblick still und piepte dann, um zu verkünden, dass eine weitere Nachricht eingegangen war. Das Display erlosch. Sieben Nachrichten. »Wunderbar«, murmelte sie. »Perfekt.«
Fia schaltete hart herunter und ließ auf der Ausfahrt von Route 1 den Motor des BMW bremsen, bevor sie hinter der Kurve wieder das Gaspedal durchtrat. Sie hatte beschlossen, weder mit ihrer Mutter noch mit ihrem Onkel oder sonst wem aus Clare Point zu sprechen, bevor sie den Tatort nicht selbst in Augenschein genommen hatte. Sie war zuallererst dem FBI verpflichtet. Sie wusste, dass ihre Familie es nicht verstehen würde, aber wenn sie herausfinden wollte, was mit Bobby McCathal geschehen war, musste sie vor allem eine FBI -Agentin sein und erst in zweiter Linie ein Clanmitglied. Sie musste streng nach den Ermittlungsrichtlinien vorgehen, und das bedeutete, nicht zuzulassen, dass ihr klarer Verstand von den düsteren Endzeitprophezeiungen ihrer Mutter oder den Discovery-Channel-inspirierten Polizeimethoden ihres Onkels vernebelt wurde.
Nachdem Fia die Autobahn verlassen hatte, veränderte sich die Landschaft schnell. Sojabohnen- und Maisfelder wichen Kiefern- und Laubholzwäldern. Auch der Straßenbelag wechselte von blassem Zement zu glänzendem und dann krümeligem Teer, während der Wald näher rückte, bis er sie vollkommen umschloss. Sie flog an einem Straßenschild vorüber, das die Westgrenze des Clare-Point-Naturschutzgebietes markierte. Die Nadel des Tachometers kroch über 130. Müllabladen im Naturschutzgebiet kostete dreihundert Dollar Strafe. Zu schnelles Fahren war bei den Kahills praktisch ein Kavaliersdelikt.
Fia drehte die Klimaanlage hoch und schob die Sonnenbrille auf die Stirn. Der Schatten der Bäume fiel auf die Windschutzscheibe; hell-dunkle Muster tanzten auf dem Glas. Es war die letzte Augustwoche. Mitten in Delaware war es noch immer höllisch heiß, aber wenigstens war die Luftfeuchtigkeit nicht mehr so gottlos hoch. Die Hauptsaison war fast vorbei. Die meisten Schüler und Studenten waren auf die Highschool oder das College zurückgekehrt, oder sie hatten wieder mit dem Leistungssport angefangen. An einem Mittwoch waren daher wenige Schaulustige zu erwarten. Je weniger, desto besser.
Während sie der kurvenreichen Straße folgte, überlegte sie, was Bobby McCathal wohl zugestoßen sein mochte. Sie musste dem rasch auf den Grund gehen, auch wenn sie im Moment absolut noch keine Eingebung hatte. Die verschiedensten Möglichkeiten kamen ihr in den Sinn, aber es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren, da sie vor allem damit beschäftigt war, jenes vertraute Gefühl der Unzulänglichkeit niederzuringen, das sie stets befiel, wenn sie nach Hause zurückkehrte.
Was war nur mit ihr los? Sie war fünfunddreißig Jahre alt und erfolgreich im Beruf, und doch ließ sie es zu, dass diese Leute ihr das Gefühl gaben, sie sei immer noch ein Kind. Als ob sie nicht gut genug wäre, als ob nichts, was sie tun konnte, jemals ihren Beifall finden würde. »Heilige Maria Muttergottes«, flüsterte sie.
Der Wald wurde lichter und die Straße breiter, und Fia passierte das handgeschnitzte Holzschild, das – mit einem Kleeblatt und einem Katzenschwanz verziert – die Besucher von Clare Point willkommen hieß. Die Bundesstraße ging in die Hauptstraße über, die in westöstlicher Richtung geradewegs hinunter an die Bucht führte. Zu beiden Seiten war sie von viktorianischen Häusern in Pink – sorry, Tante Leah, Lachs –, Himmelblau und Hellgelb gesäumt. Die Stuckverzierungen waren in kontrastfarbenen Pastelltönen von Pfirsich über Mint bis Lavendel abgesetzt. Die Farbgebung wirkte so albern, als sei sie inspiriert von einer Tüte Jelly Beans, die jemand auf dem Teppich ausgeschüttet hatte. Aber die Touristen, allen voran
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