Eternal Riders: Ares (German Edition)
Kopf. »Was für ein Narr ich war. Zwei Jahre lang bekämpften meine Geschwister und ich Dämonen. Ekkad war meine rechte Hand, mein Stratege, und ich lehrte meine Söhne zu kämpfen. Sie waren wie ich, so jung sie auch waren, waren sie doch stark, schnell und heilten sehr rasch. Eines Tages war der Kampf schlimmer als sonst, wir waren in der Unterzahl, und ich schickte meine Jungs mit Ekkad zurück ins Kommandozelt. Als ich zurückkehrte, fand ich sie.« Er schloss die Augen, aber die Dunkelheit löschte die Erinnerungen nicht aus. »Der Höllenhund hatte … «
»Es ist gut. Du brauchst nicht weiterzureden.«
»Doch, das muss ich.« Er stieß einen zittrigen Atemzug aus. »Mein Bruder und meine Söhne starben meinetwegen. Denn die Dämonen wussten genau, wie sie mich verletzen konnten. Und an diesem Tag wurde ich so böse, wie ich ohne zerbrochenes Siegel nur werden konnte. Vor Wut war ich dem Wahnsinn verfallen. Ich sammelte noch mehr Menschen für meine Armee … bestach sie, nötigte sie, zwang sie. Männer, Frauen, Kinder. Ganz egal. Ich wollte nur, dass die Dämonen starben. Die Menschen waren für mich entbehrlich. Ich lehnte Strategien ab, die längere Zeit in Anspruch nehmen, dafür aber Leben retten würden, und entschied mich stattdessen für rasche Siege allein aufgrund zahlenmäßiger Überlegenheit. Im Grunde genommen schickte ich sie aus purem Eigennutz in den Tod. Meine Brüder und meine Schwester halfen dabei, und so ging es immer weiter, bis wir von den Engeln zur Verantwortung gezogen und verflucht wurden.«
Er konnte die Abscheu quasi fühlen, die von Cara ausging. Er konnte sie definitiv in ihrer rauen Stimme hören. »Warum existieren darüber keinerlei Aufzeichnungen?«
»Weil sich die Engel um alles kümmerten. Sie löschten Erinnerungen aus, schufen alternative Szenarien und zerstörten alle schriftlichen Beweise. Im Grunde genommen war das für die Welt so etwas wie ein Neustart.«
Der Klang der Meereswellen, die sich an den Felsen unter ihnen brachen, füllte das anschließende lange Schweigen. »Wenn Dämonen deine Familie töteten … «
»Warum beschäftige ich sie dann?«, vollendete er ihre Frage. »Ich fand Vulgrim, als er ein Kind war. Seine Herde war durch eine Seuche ausgelöscht worden. Die wenigen, die noch nicht tot waren, lagen im Sterben. Alle, bis auf Vulgrim. Limos denkt, dass sein Vater aus einer anderen Herde gestammt haben muss, die eine Immunität gegen diese Seuche entwickelt hatte. Er war viel zu klein, um allein zurechtzukommen. Ich weiß auch nicht, warum ich ihn nicht einfach dort gelassen habe. Dabei mochte ich Widderköpfe noch nie, aber ich nahm ihn mit mir. Brachte ihn nach Hause und päppelte ihn mit Ziegenmilch wieder auf.«
»Das war lieb von dir.«
Er zuckte mit den Achseln, die Augen immer noch auf das Meer gerichtet, das sich verdunkelt hatte, wenn auch gleich unter der Oberfläche Licht absorbierende Algen leuchteten wie kleine Landeflächen in den Wellen. »Er hat sich zu einem lieben Kind entwickelt. Einem launenhaften Teenager. Aber dann zu einem fähigen Erwachsenen, und seine Loyalität zu mir steht außer Frage. Er sieht in mir seinen Vater.«
»Und jetzt ist er dein … Diener?«
Ares lachte. »Er führt sich gern so auf, als wäre er in die Leibeigenschaft gezwungen worden, aber so ist es nicht. Ich habe ihn immer als ebenbürtig behandelt und ihm angeboten, ihm ein eigenes Heim zu schaffen, wo immer er will. Stattdessen ist er hiergeblieben. Er lebt mit seiner Gefährtin auf der anderen Seite der Insel und hat die Leitung über all meine Leute hier. Die Widderköpfe sind alle Teil seiner Herde, und sein Sohn, Torrent, ist sein Stellvertreter.«
»Du hast ihn wohl sehr gern«
Mehr, als er je laut zugeben würde. Er erinnerte sich daran, wie er versucht hatte, Vulgrim das Reiten beizubringen, und erst nachdem dieser mindestens ein Dutzend Mal heruntergefallen war, war ihm klar geworden, dass es der Körperbau eines Widderkopfs ihm praktisch unmöglich machte, sich auf einem Pferd zu halten. Vulgrim erzählte die Geschichte immer wieder gern, wenn er das Gefühl hatte, Ares müsse wieder einmal daran erinnert werden, dass auch er nicht perfekt war. Ares tat dann immer so, als sei er darüber wütend, aber in Wahrheit gefiel es ihm, auf eine Weise geneckt zu werden, wie es nur wenige andere wagen würden.
»Schon komisch«, sagte er. »Manchmal frage ich mich, ob er wohl mit meinen Söhnen gut ausgekommen wäre.« Wenn sie nicht
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